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<title>Verhandlungstermin am 20. Oktober 2016, 10.00 Uhr, in den Sachen III ZR 278/15, 302/15 und 303/15 (Nicht rechtzeitige Bereitstellung eines Kinderbetreuungsplatzes) </title>
<meta name="author" content="Pressestelle des BGH">
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<meta name="subject" content="Nr. 172 vom 28.09.16">
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<meta name="LfdNr" content="172">
<meta name="Jahr" content="2016">
<meta name="Senat" content="III. Zivilsenat">
<meta name="Aktenzeichen" content="III ZR 278/15">
<meta name="Datum" content="28.09.16">
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<h1>Bundesgerichtshof</h1>
<h2>Mitteilung der Pressestelle</h2>
<hr noshade size="1">
<p align="justify">Nr. 172/2016 </p>
<p><div align="center"><b>Verhandlungstermin am 20. Oktober 2016, 10.00 Uhr, in den Sachen III ZR 278/15, 302/15 und 303/15 (Nicht rechtzeitige Bereitstellung eines Kinderbetreuungsplatzes) </b></div></p>
<p align="justify">Die Kl&auml;gerinnen der drei Parallelverfahren verlangen von der beklagten Stadt im Wege der Amtshaftung (&sect; 839 Abs. 1 Satz 1 BGB* in Verbindung mit Artikel 34 Satz 1 GG**) den Ersatz von Verdienstausfall wegen der nicht rechtzeitigen Bereitstellung eines Betreuungsplatzes f&uuml;r ihre im Januar bzw. April 2013 geborenen Kinder. </p>
<p align="justify">Die Kl&auml;gerinnen beabsichtigten, jeweils nach Ablauf der einj&auml;hrigen Elternzeit ihre Vollzeit-Berufst&auml;tigkeit wieder aufzunehmen. Unter Hinweis darauf meldeten sie f&uuml;r ihre Kinder wenige Monate nach der Geburt bei der Beklagten Bedarf f&uuml;r einen Kinderbetreuungsplatz f&uuml;r die Zeit ab der Vollendung des ersten Lebensjahres an. Die Beklagte teilte mit, dass die Nachfrage nach Betreuungspl&auml;tzen im gesamten Stadtgebiet besonders hoch sei und derzeit die verf&uuml;gbaren Kapazit&auml;ten &uuml;bersteige. Zum gew&uuml;nschten Termin erhielten die Kl&auml;gerinnen von der Beklagten - auch nach wiederholten Anfragen - keinen Betreuungsplatz nachgewiesen. Aufgrund eigenst&auml;ndiger Bem&uuml;hungen konnten die Kl&auml;gerinnen jeweils einige Zeit sp&auml;ter einen Betreuungsplatz f&uuml;r ihre Kinder finden. </p>
<p align="justify">F&uuml;r den Zeitraum zwischen der Vollendung des ersten Lebensjahres ihrer Kinder und der erfolgreichen Beschaffung eines Betreuungsplatzes verlangen die Kl&auml;gerinnen Ersatz des ihnen entstandenen Verdienstausfalls (unter Anrechnung von Abz&uuml;gen f&uuml;r anderweitige Zuwendungen und ersparte Kosten belaufen sich die Forderungen auf 4.463,12 €, 2.182,20 € bzw. 7.332,93 €). Sie machen geltend, aus dem Rechtsanspruch nach &sect; 24 Abs. 2 SGB VIII*** folge die Amtspflicht der Beklagten, nach rechtzeitiger Bedarfsanmeldung Kindern bei Vollendung des ersten Lebensjahres einen Betreuungsplatz zur Verf&uuml;gung zu stellen. Diese Amtspflicht beziehe sich nicht allein auf das betreuungsbed&uuml;rftige Kind, sondern auch auf das berufliche Erwerbsinteresse seiner Eltern. Die Beklagte habe schuldhaft gehandelt, weil der Kapazit&auml;tsengpass fr&uuml;hzeitig vorherzusehen gewesen und nichts Ausreichendes hiergegen unternommen worden sei. </p>
<p align="justify">Die Beklagte ist der Rechtsauffassung der Kl&auml;gerinnen entgegengetreten. Sie hat weiterhin entgegnet, sie habe eine ordnungsgem&auml;&szlig;e Bedarfsplanung vorgenommen; Verz&ouml;gerungen bei der Errichtung von zus&auml;tzlichen Betreuungseinrichtungen habe sie selbst nicht zu vertreten. </p>
<p align="justify">Das Landgericht Leipzig hat den Klagen stattgegeben. Auf die Berufung der Beklagten hat das Oberlandesgericht Dresden die Klagen abgewiesen. Hiergegen richten sich die vom Berufungsgericht zugelassenen Revisionen der Kl&auml;gerinnen. </p>
<p align="justify">Vorinstanzen: </p>
<p align="justify">III ZR 278/15 </p>
<p align="justify">LG Leipzig – Urteil vom 2. Februar 2015 – 07 O 1928/14 </p>
<p align="justify">OLG Dresden – Urteil vom 26. August 2015 – 1 U 320/15 </p>
<p align="justify">III ZR 302/15 </p>
<p align="justify">LG Leipzig – Urteil vom 2. Februar 2015 – 07 O 1455/14 </p>
<p align="justify">OLG Dresden – Urteil vom 26. August 2015 – 1 U 319/15 </p>
<p align="justify">III ZR 303/15 </p>
<p align="justify">LG Leipzig – Urteil vom 2. Februar 2015 – 07 O 2439/14 </p>
<p align="justify">OLG Dresden – Urteil vom 26. August 2015 – 1 U 321/15 </p>
<p align="justify">Karlsruhe, den 28. September 2016 </p>
<p align="justify"><b>* &sect; 839 BGB: </b></p>
<p align="justify">(1) 1Verletzt ein Beamter vors&auml;tzlich oder fahrl&auml;ssig die ihm einem Dritten gegen&uuml;ber obliegende Amtspflicht, so hat er dem Dritten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. 2… </p>
<p align="justify">… </p>
<p align="justify"><b>** Artikel 34 Grundgesetz: </b></p>
<p align="justify">Verletzt jemand in Aus&uuml;bung eines ihm anvertrauten &ouml;ffentlichen Amtes die ihm einem Dritten gegen&uuml;ber obliegende Amtspflicht, so trifft die Verantwortlichkeit grunds&auml;tzlich den Staat oder die K&ouml;rperschaft, in deren Dienst er steht. 2… </p>
<p align="justify"> </p>
<p align="justify"><b>*** &sect; 24 Achtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII): </b></p>
<p align="justify">(1) … </p>
<p align="justify">(2) Ein Kind, das das erste Lebensjahr vollendet hat, hat bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres Anspruch auf fr&uuml;hkindliche F&ouml;rderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege. … </p>
<p align="justify">… </p>
<p><font size="-1">
Pressestelle des Bundesgerichtshofs <br>
76125 Karlsruhe<br>
Telefon (0721) 159-5013<br>
Telefax (0721) 159-5501</font></p>
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</html>