|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|
BESCHLUSS
|
|
4 StR 640/08
|
|
vom
|
|
5. Februar 2009
|
|
in der Strafsache
|
|
gegen
|
|
|
|
wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer
|
|
Menge
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat nach Anhörung des Generalbundesanwalts und des Beschwerdeführers am 5. Februar 2009 gemäß § 349
|
|
Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
|
|
1.
|
|
|
|
Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des
|
|
Landgerichts Paderborn vom 16. September 2008 aufgehoben,
|
|
a)
|
|
|
|
soweit der Angeklagte in den Fällen II. 8 bis 15 der
|
|
Urteilsgründe verurteilt worden ist,
|
|
|
|
b)
|
|
|
|
im Ausspruch über die insoweit verhängten Einzelstrafen,
|
|
|
|
c)
|
|
2.
|
|
|
|
im Ausspruch über die Gesamtstrafe.
|
|
|
|
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des
|
|
Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
|
|
|
|
3.
|
|
|
|
Die weiter gehende Revision wird verworfen.
|
|
|
|
Gründe:
|
|
1
|
|
|
|
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen unerlaubten Handeltreibens
|
|
mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in 15 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 11 Jahren verurteilt. Die hiergegen gerichtete Revision des
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
Angeklagten hat mit der Sachrüge den aus der Beschlussformel ersichtlichen
|
|
Erfolg; im Übrigen hat die Nachprüfung des Urteils keinen den Angeklagten benachteiligenden Rechtsfehler ergeben (§ 349 Abs. 2 StPO).
|
|
2
|
|
|
|
1. Die Darstellung des Tatgeschehens in den von der Aufhebung erfassten Fällen beschränkt sich auf folgende Ausführungen:
|
|
"8.-11.
|
|
Darüber hinaus lieferte der Angeklagte dem B.
|
|
jeweils 10 kg Marihuana nach Paderborn.
|
|
|
|
A.
|
|
|
|
in 4 weiteren Fällen
|
|
|
|
12.-13.
|
|
Überdies lieferte der Angeklagte in 2 weiteren Fällen jeweils 3 kg Marihuana an
|
|
B. A. .
|
|
14.
|
|
In einem weiteren Fall lieferte er B.
|
|
Amphetamin.
|
|
15.
|
|
In einem Fall lieferte er B. A.
|
|
|
|
3
|
|
|
|
A.
|
|
|
|
3 kg Marihuana und zusätzlich 7 kg
|
|
|
|
3 kg Marihuana und 3 kg Amphetamin."
|
|
|
|
Der Angeklagte hat seine Täterschaft insoweit bestritten. Das Landgericht hat seine Überzeugung von den Taten auf Grund der Angaben des Zeugen B.
|
|
|
|
A.
|
|
|
|
bei seiner polizeilichen Vernehmung und in dem gegen ihn
|
|
|
|
geführten Strafverfahren gewonnen.
|
|
4
|
|
|
|
2. Die getroffenen Feststellungen und die ihnen zu Grunde liegende Beweiswürdigung tragen - wie die Revision zu Recht rügt - nicht die Verurteilung
|
|
des Angeklagten in den Fällen II. 8 bis 15 der Urteilsgründe wegen unerlaubten
|
|
Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge.
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
5
|
|
|
|
Ein Schuldspruch wegen Taten, die - wie hier - weder nach Ort, Zeit oder
|
|
sonstigen Tatumständen näher bestimmt und auch hinsichtlich des Tathergangs nur sehr vage beschrieben sind, ist, namentlich wenn der Angeklagte die
|
|
Vorwürfe bestreitet, mit rechtstaatlichen Grundsätzen nicht zu vereinbaren (vgl.
|
|
nur BGHR StPO § 267 Abs. 1 Satz 1 Mindestfeststellungen 3). Könnte eine
|
|
Verurteilung auch auf derart vage Feststellungen gestützt werden, so würde der
|
|
Angeklagte in seinen Verteidigungsmöglichkeiten unangemessen beschränkt
|
|
(BGH aaO). Darüber hinaus wird, je weniger konkrete Tatsachen über den
|
|
Schuldspruch bekannt sind, desto fraglicher, ob der Richter von der Tat im Sinne des § 261 StPO überhaupt überzeugt sein kann (BGHR StPO § 267 Abs. 1
|
|
Satz 1 Mindestfeststellungen 1 und 2). Dies gilt insbesondere dann, wenn der
|
|
Tatvorwurf - wie im vorliegenden Fall - Vorgänge betrifft, die auf früheren Aussagen eines einzigen Zeugen beruhen, die dieser zudem später widerrufen hat.
|
|
|
|
6
|
|
|
|
3. Die Teilaufhebung führt zum Wegfall der insoweit verhängten Einzelstrafen und entzieht dem Ausspruch über die Gesamtstrafe die Grundlage.
|
|
Tepperwien
|
|
|
|
Maatz
|
|
Solin-Stojanović
|
|
|
|
Athing
|
|
RiBGH Dr. Ernemann
|
|
ist infolge Krankheit gehindert zu unterschreiben
|
|
Tepperwien
|
|
|
|
|