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  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. BESCHLUSS
  3. 4 StR 259/14
  4. vom
  5. 27. August 2014
  6. in der Strafsache
  7. gegen
  8. wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr u.a.
  9. -2-
  10. Der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat nach Anhörung des Generalbundesanwalts und des Beschwerdeführers am 27. August 2014 gemäß § 349
  11. Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
  12. 1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Magdeburg vom 6. Februar 2014 mit den Feststellungen aufgehoben
  13. a) soweit der Angeklagte wegen unerlaubten Entfernens
  14. vom Unfallort verurteilt worden ist,
  15. b) im Gesamtstrafenausspruch.
  16. 2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
  17. 3. Die weiter gehende Revision wird verworfen.
  18. Gründe:
  19. 1
  20. Das Landgericht hat den Angeklagten wegen gefährlichen Eingriffs in
  21. den Straßenverkehr in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und mit
  22. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie wegen unerlaubten Entfernens
  23. vom Unfallort zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt und Maßregeln nach §§ 69, 69a StGB angeordnet. Die auf die allgemeine Sachrüge ge-
  24. -3-
  25. stützte Revision des Angeklagten hat in dem aus der Entscheidungsformel ersichtlichen Umfang Erfolg; im Übrigen ist sie unbegründet im Sinne von § 349
  26. Abs. 2 StPO.
  27. 2
  28. Die Verurteilung wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort hält rechtlicher Nachprüfung nicht stand. Die vom Landgericht insoweit getroffenen Feststellungen sind lückenhaft; sie erlauben nicht die Prüfung, ob sich der Angeklagte möglicherweise berechtigt oder entschuldigt vom Unfallort entfernt hat
  29. (vgl. § 142 Abs. 2 Nr. 2 StGB). Ausweislich der Urteilsgründe lief der Angeklagte nach dem von ihm verursachten Unfall einem Fluchtimpuls folgend zu dem
  30. Pkw seines Bekannten N.
  31. und nach rechts in die
  32. W.
  33. , der an der Unfallstelle vorbeigefahren
  34. Straße abgebogen war. Beim Öffnen der Bei-
  35. fahrertür bemerkte er, dass die Fingerkuppe des Mittelfingers seiner rechten
  36. Hand abgeknickt war und die Wunde massiv blutete. Er bestieg das Fahrzeug
  37. und ließ sich zur Universitätsklinik nach M.
  38. fahren. Nachdem dort die
  39. Blutung gestillt worden war, rief der Angeklagte 40 Minuten nach dem Unfallgeschehen bei der Polizei an, um sich als Fahrer und Unfallverursacher zu erkennen zu geben.
  40. 3
  41. Diese Feststellungen lassen nicht erkennen, ob N.
  42. W.
  43. noch im
  44. Bereich der Unfallstelle gehalten hat. Wenn der Angeklagte noch vor Verlassen
  45. der Unfallstelle seine eigene Verletzung bemerkt hatte und die Unfallstelle zumindest auch deshalb verließ, um seine massiv blutende Wunde versorgen zu
  46. lassen, könnte sein Entfernen vom Unfallort gerechtfertigt gewesen sein (vgl.
  47. OLG Köln, VRS 63, 349, 350; OLG Frankfurt, VRS 65, 30; König in Hentschel/
  48. König/Dauer, Straßenverkehrsrecht, 42. Aufl., § 142 StGB Rn. 51; Geppert in
  49. LK-StGB, 12. Aufl., § 142 Rn. 126). Hiermit hat sich das Landgericht nicht auseinandergesetzt.
  50. -4-
  51. 4
  52. Die Verurteilung wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, die
  53. hierfür verhängte Einzelstrafe und die Maßregelanordnung werden von dem
  54. Rechtsfehler nicht berührt und können bestehen bleiben.
  55. Sost-Scheible
  56. Roggenbuck
  57. Mutzbauer
  58. Franke
  59. Quentin