|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|
BESCHLUSS
|
|
2 StR 235/03
|
|
vom
|
|
6. August 2003
|
|
in der Strafsache
|
|
gegen
|
|
|
|
wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat auf Antrag des Generalbundesanwalts und nach Anhörung des Beschwerdeführers am 6. August 2003 gemäß
|
|
§ 349 Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
|
|
1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des
|
|
Landgerichts Marburg vom 19. Februar 2003
|
|
|
|
a) im Schuldspruch geändert:
|
|
|
|
Der
|
|
|
|
Angeklagte
|
|
|
|
ist
|
|
|
|
schuldig
|
|
|
|
des
|
|
|
|
sexuellen
|
|
|
|
Mißbrauchs von Kindern in 31 Fällen, in einem Fall
|
|
in Tateinheit mit sexuellem Mißbrauch von Schutzbefohlenen sowie der Körperverletzung.
|
|
|
|
b) im Strafausspruch in den Fällen 1 bis 30 und im
|
|
Gesamtstrafenausspruch aufgehoben.
|
|
|
|
2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer
|
|
Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten
|
|
des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des
|
|
Landgerichts zurückverwiesen.
|
|
|
|
3. Die weitergehende Revision wird verworfen.
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
Gründe:
|
|
|
|
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen sexuellen Mißbrauchs von
|
|
Kindern in 31 Fällen in Tateinheit mit sexuellem Mißbrauch von Schutzbefohlenen davon in drei Fällen in Tateinheit mit Überlassen pornografischer Schriften
|
|
an Personen unter 18 Jahren und in drei Fällen in Tateinheit mit Körperverletzung sowie wegen Körperverletzung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei
|
|
Jahren verurteilt.
|
|
|
|
Mit seiner Revision rügt der Angeklagte die Verletzung formellen und
|
|
materiellen Rechts. Das Rechtsmittel hat in dem aus der Beschlußformel
|
|
ersichtlichen Umfang Erfolg; im übrigen ist es unbegründet im Sinne des § 349
|
|
Abs. 2 StPO.
|
|
|
|
Die Verurteilung des Angeklagten wegen sexuellen Mißbrauchs von
|
|
Schutzbefohlenen gemäß § 174 Abs. 1 Nr. 3 StGB in den Fällen 1 bis 30,
|
|
wegen Überlassen pornografischer Schriften an Personen unter 18 Jahren
|
|
(§ 184 Abs. 1 Nr. 1 StGB) in den Fällen 1 bis 3 und wegen Körperverletzung in
|
|
den Fällen 27 bis 29 kann keinen Bestand haben, weil insoweit, wie der
|
|
Generalbundesanwalt
|
|
|
|
zutreffend
|
|
|
|
ausgeführt
|
|
|
|
hat,
|
|
|
|
Verfolgungsverjährung
|
|
|
|
eingetreten ist (§ 78 Abs. 3 Nr. 4 StGB). Der Verjährung steht nicht entgegen,
|
|
daß die Vergehen nach §§ 174, 184 und 223 StGB tateinheitlich mit sexuellem
|
|
Mißbrauch von Kindern zusammentreffen. Auch bei Tateinheit unterliegt jede
|
|
Gesetzesverletzung einer eigenen Verjährung (vgl. BGH NStZ 1990, 80, 81).
|
|
|
|
Die Schuldspruchänderung wegen teilweiser Verjährung führt zur Aufhebung des Ausspruchs über die Einzelstrafen in den Fällen 1 bis 30 und über
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
die Gesamtstrafe. Das Landgericht hat bei der Zumessung der Strafen für die
|
|
Taten in den Fällen 1 bis 29 aus dem Strafrahmen des § 176 Abs. 1 StGB
|
|
ausdrücklich
|
|
|
|
berücksichtigt,
|
|
|
|
daß
|
|
|
|
der
|
|
|
|
Angeklagte
|
|
|
|
auch
|
|
|
|
die
|
|
|
|
verjährten
|
|
|
|
Straftatbestände des § 174 StGB bzw. § 184 StGB und § 223 StGB verwirklicht
|
|
hat. Der Senat kann daher nicht sicher ausschließen, daß dieser Gesichtspunkt
|
|
die Straffindung mit beeinflußt hat, selbst wenn berücksichtigt wird, daß
|
|
verjährte Taten, wenn auch mit geringerem Gewicht (vgl. BGHR StGB § 46
|
|
Abs. 2 Vorleben 20 und 24 m.w.N.; vgl. auch Beschl. des Senats vom
|
|
10. Oktober 2001 - 2 StR 405/01), straferschwerend gewertet werden können.
|
|
Auch für die Strafe im Fall 30 kann ein Beruhen nicht ausgeschlossen werden,
|
|
obwohl hier eine ausdrückliche Erwähnung der Berücksichtigung der
|
|
Verwirklichung von § 174 StGB nicht erfolgt ist. Die Einzelstrafen in den Fällen
|
|
1 bis 30 und die Gesamtstrafe müssen daher neu zugemessen werden. Die
|
|
zugehörigen Feststellungen können bestehen bleiben, da lediglich Wertungsfehler in Rede stehen. Ergänzende Feststellungen, die den getroffenen nicht
|
|
widersprechen, sind zulässig.
|
|
|
|
Bode
|
|
|
|
Detter
|
|
Fischer
|
|
|
|
Otten
|
|
Roggenbuck
|
|
|
|
|