102 lines
3.7 KiB
Text
102 lines
3.7 KiB
Text
|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|||
|
BESCHLUSS
|
|||
|
5 StR 60/18
|
|||
|
vom
|
|||
|
21. März 2018
|
|||
|
in der Strafsache
|
|||
|
gegen
|
|||
|
|
|||
|
wegen bewaffneten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer
|
|||
|
Menge
|
|||
|
|
|||
|
ECLI:DE:BGH:2018:210318B5STR60.18.0
|
|||
|
|
|||
|
-2-
|
|||
|
|
|||
|
Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat auf Antrag des Generalbundesanwalts und nach Anhörung des Beschwerdeführers am 21. März 2018 gemäß
|
|||
|
§ 349 Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
|
|||
|
|
|||
|
1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Neuruppin vom 26. Oktober 2017 mit den zugehörigen Feststellungen aufgehoben, soweit eine Entscheidung
|
|||
|
zur Unterbringung des Angeklagten in einer Entziehungsanstalt unterblieben ist.
|
|||
|
2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
|
|||
|
3. Die weitergehende Revision wird verworfen.
|
|||
|
|
|||
|
Gründe:
|
|||
|
1
|
|||
|
|
|||
|
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen „unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge unter Mitführung eines
|
|||
|
gefährlichen Gegenstandes“ zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt.
|
|||
|
Ferner hat es festgestellt, dass die Tat aufgrund einer Betäubungsmittelabhängigkeit begangen wurde. Die hiergegen gerichtete, auf die Verletzung sachlichen Rechts gestützte Revision des Angeklagten hat in dem aus der Be-
|
|||
|
|
|||
|
-3-
|
|||
|
|
|||
|
schlussformel ersichtlichen Umfang Erfolg; im Übrigen ist sie unbegründet im
|
|||
|
Sinne von § 349 Abs. 2 StPO.
|
|||
|
2
|
|||
|
|
|||
|
1. Als durchgreifend rechtsfehlerhaft erweist sich, dass das Landgericht
|
|||
|
keine Entscheidung über die Unterbringung des Angeklagten in einer Entziehungsanstalt gemäß § 64 StGB getroffen hat. Hierzu hat der Generalbundesanwalt in seiner Antragsschrift dargelegt:
|
|||
|
„Die Unterbringung nach § 64 StGB geht einer etwaigen Maßnahme nach § 35 BtMG vor. Hieran hat sich durch die Neufassung des § 64 StGB durch das Gesetz zur Sicherung der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus und in einer
|
|||
|
Entziehungsanstalt vom 16. Juli 2007 (BGBI. l, S. 1327) grundsätzlich nichts geändert. Zwar ist die Maßregel nach der Neufassung der Vorschrift nicht mehr zwingend anzuordnen. Das
|
|||
|
Gericht muss jedoch das ihm nunmehr in § 64 Satz 1 StGB
|
|||
|
eingeräumte Ermessen auch tatsächlich ausüben und dies in
|
|||
|
den Urteilsgründen kenntlich machen. Daran fehlt es hier.“
|
|||
|
|
|||
|
3
|
|||
|
|
|||
|
Diesen Ausführungen, die an die ständige Rechtsprechung anknüpfen
|
|||
|
(vgl. BGH, Beschlüsse vom 13. November 2007 – 3 StR 452/07,
|
|||
|
NStZ-RR 2008, 73 f.; vom 10. März 2010 – 2 StR 34/10, StV 2010, 678; vom
|
|||
|
22. Februar 2011 – 4 StR 5/11, und vom 5. April 2016 – 3 StR 554/15,
|
|||
|
NStZ-RR 2016, 209, 210; zweifelnd zum Vorrang der Maßregel vor einer Zurückstellung der Strafvollstreckung nach § 35 BtMG: BGH, Beschluss vom
|
|||
|
8. Juni 2016 – 5 StR 170/16, StraFo 2016, 431), verschließt sich der Senat
|
|||
|
nicht.
|
|||
|
|
|||
|
4
|
|||
|
|
|||
|
Über die Maßregelanordnung ist daher unter Hinzuziehung eines Sachverständigen (§ 246a Satz 2 StPO) neu zu entscheiden. Dass nur der Angeklagte Revision eingelegt hat, hindert die Nachholung der Unterbringungsanordnung nicht. Der Beschwerdeführer hat die Nichtanwendung des § 64 StGB
|
|||
|
|
|||
|
-4-
|
|||
|
|
|||
|
durch das Tatgericht vom Rechtsmittelangriff nicht ausgenommen (vgl. BGH,
|
|||
|
Urteil vom 7. Oktober 1992 – 2 StR 374/92, BGHSt 38, 362, 364).
|
|||
|
5
|
|||
|
|
|||
|
Der Senat kann ausschließen, dass das Tatgericht bei Anordnung der
|
|||
|
Unterbringung auf eine niedrigere Strafe erkannt hätte. Der Strafausspruch
|
|||
|
kann deshalb bestehen bleiben.
|
|||
|
|
|||
|
6
|
|||
|
|
|||
|
2. Im Übrigen bemerkt der Senat: Die Nichteinbeziehung einer an sich
|
|||
|
gesamtstrafenfähigen Geldstrafe nach § 53 Abs. 2 Satz 2 StGB bedarf zwar
|
|||
|
einer
|
|||
|
|
|||
|
Begründung
|
|||
|
|
|||
|
(vgl.
|
|||
|
|
|||
|
BGH,
|
|||
|
|
|||
|
Beschluss
|
|||
|
|
|||
|
vom
|
|||
|
|
|||
|
7.
|
|||
|
|
|||
|
Dezember
|
|||
|
|
|||
|
2016
|
|||
|
|
|||
|
– 1 StR 358/16, StraFo 2017, 72). Die getroffene Entscheidung beschwert den
|
|||
|
Angeklagten aber nicht.
|
|||
|
|
|||
|
Mutzbauer
|
|||
|
|
|||
|
Sander
|
|||
|
Berger
|
|||
|
|
|||
|
Schneider
|
|||
|
Mosbacher
|
|||
|
|
|||
|
|