98 lines
3.6 KiB
Text
98 lines
3.6 KiB
Text
|
5 StR 312/08
|
|||
|
|
|||
|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|||
|
IM NAMEN DES VOLKES
|
|||
|
URTEIL
|
|||
|
vom 28. Oktober 2008
|
|||
|
in der Strafsache
|
|||
|
gegen
|
|||
|
|
|||
|
wegen Raubes u. a.
|
|||
|
|
|||
|
-2-
|
|||
|
|
|||
|
Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat in der Sitzung vom 28. Oktober 2008, an der teilgenommen haben:
|
|||
|
Vorsitzender Richter Basdorf,
|
|||
|
Richter Dr. Raum,
|
|||
|
Richter Dr. Brause,
|
|||
|
Richter Schaal,
|
|||
|
Richter Dölp
|
|||
|
als beisitzende Richter,
|
|||
|
Bundesanwalt
|
|||
|
als Vertreter der Bundesanwaltschaft,
|
|||
|
Rechtsanwalt
|
|||
|
als Verteidiger,
|
|||
|
Justizangestellte
|
|||
|
als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle,
|
|||
|
|
|||
|
-3-
|
|||
|
|
|||
|
für Recht erkannt:
|
|||
|
|
|||
|
Auf die Revision der Staatsanwaltschaft wird das Urteil des
|
|||
|
Landgerichts Berlin vom 14. Dezember 2007 im Strafausspruch mit den zugehörigen Feststellungen aufgehoben.
|
|||
|
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
|
|||
|
|
|||
|
– Von Rechts wegen –
|
|||
|
|
|||
|
Gründe
|
|||
|
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen Raubes in Tateinheit mit
|
|||
|
|
|||
|
1
|
|||
|
|
|||
|
gefährlicher Körperverletzung zu einer zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Die zu Ungunsten
|
|||
|
des Angeklagten eingelegte – in der Hauptverhandlung beschränkte – Revision der Staatsanwaltschaft wendet sich mit der Sachrüge gegen die Strafzumessung. Das vom Generalbundesanwalt vertretene Rechtsmittel hat Erfolg.
|
|||
|
2
|
|||
|
|
|||
|
Der Strafausspruch kann nicht aufrecht erhalten bleiben. Zwar ist die
|
|||
|
Strafzumessung grundsätzlich Aufgabe des Tatrichters; sie unterliegt nur
|
|||
|
einer begrenzten revisionsgerichtlichen Nachprüfung. Ein Eingriff des Revisionsgerichts ist aber dann möglich, wenn die Strafzumessungserwägungen in
|
|||
|
sich fehlerhaft sind (BGHSt 29, 319, 320). Das ist hier der Fall.
|
|||
|
|
|||
|
-4-
|
|||
|
|
|||
|
3
|
|||
|
|
|||
|
1. Die Begründung, mit welcher das Landgericht eine erhebliche Verminderung der Schuldfähigkeit (Steuerungsfähigkeit) des Angeklagten zur
|
|||
|
Tatzeit angenommen und deshalb bei der Festsetzung der Strafe den nach
|
|||
|
§§ 21, 49 Abs. 1 StGB gemilderten Strafrahmen des § 249 Abs. 1 StGB
|
|||
|
zugrunde gelegt hat, hält rechtlicher Nachprüfung nicht stand.
|
|||
|
|
|||
|
4
|
|||
|
|
|||
|
Das Landgericht hat bei dem Angeklagten wegen des getrunkenen Alkohols die Voraussetzungen des § 21 StGB bejaht und ausgeführt, die festgestellte Blutalkoholkonzentration von 1,9 Promille liege „nahe an dem Wert
|
|||
|
von 2,0 Promille, ab dem eine Verminderung der Schuldfähigkeit regelmäßig
|
|||
|
anzunehmen ist“ und die „sonstigen Erkenntnisse aus der Hauptverhandlung
|
|||
|
ergäben kein anderes Bild“. Damit wird die Annahme erheblich verminderter
|
|||
|
Schuldfähigkeit jedoch nicht ausreichend begründet. Auch sonst ist aus den
|
|||
|
Feststellungen ein tragfähiger Anhalt für eine erhebliche Verminderung der
|
|||
|
Schuldfähigkeit des Angeklagten nicht ersichtlich (vgl. zudem BGHSt 43, 66;
|
|||
|
49, 239).
|
|||
|
|
|||
|
5
|
|||
|
|
|||
|
2. Zudem ist die Auffassung der Strafkammer, die Verurteilung vom
|
|||
|
2. März 2006 sei bei der Strafzumessung nicht zu berücksichtigen, da sie bei
|
|||
|
Begehung der hiesigen Tat noch nicht rechtskräftig war, nicht rechtsfehlerfrei
|
|||
|
begründet. Auch von nicht rechtskräftigen Verurteilungen kann eine Warnfunktion ausgehen, so dass diese bei der Strafzumessung gegebenenfalls
|
|||
|
strafschärfend berücksichtigt werden können (vgl. BGHR StGB § 46 Abs. 2
|
|||
|
Vorleben 2; BGH, Urteil vom 27. Juli 1994 – 3 StR 149/94; Schäfer/Sander/van Gemmeren, Praxis der Strafzumessung 4. Aufl. Rdn. 362 ff.).
|
|||
|
Dies gilt insbesondere für die Frage einer Strafaussetzung zur Bewährung.
|
|||
|
|
|||
|
-5-
|
|||
|
|
|||
|
6
|
|||
|
|
|||
|
Von einer nachträglichen Gesamtstrafbildung in Bezug auf sämtliche
|
|||
|
Vorverurteilungen hat das Landgericht wegen einer dem entgegenstehenden
|
|||
|
Zäsurwirkung der ersten Vorverurteilung zutreffend abgesehen.
|
|||
|
|
|||
|
Basdorf
|
|||
|
|
|||
|
Raum
|
|||
|
Schaal
|
|||
|
|
|||
|
Brause
|
|||
|
Dölp
|
|||
|
|
|||
|
|