121 lines
4.3 KiB
Text
121 lines
4.3 KiB
Text
|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|||
|
BESCHLUSS
|
|||
|
4 StR 578/17
|
|||
|
vom
|
|||
|
16. Januar 2018
|
|||
|
in der Strafsache
|
|||
|
gegen
|
|||
|
|
|||
|
1.
|
|||
|
2.
|
|||
|
|
|||
|
wegen versuchten schweren Raubes u.a.
|
|||
|
|
|||
|
ECLI:DE:BGH:2018:160118B4STR578.17.0
|
|||
|
|
|||
|
-2-
|
|||
|
|
|||
|
Der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat auf Antrag des Generalbundesanwalts und nach Anhörung der Beschwerdeführer am 16. Januar 2018 gemäß
|
|||
|
§ 349 Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
|
|||
|
|
|||
|
1. Auf die Revisionen der Angeklagten A.
|
|||
|
|
|||
|
und M.
|
|||
|
|
|||
|
wird
|
|||
|
|
|||
|
das Urteil des Landgerichts Arnsberg vom 2. August 2017,
|
|||
|
soweit es diese Angeklagten betrifft, im gesamten Rechtsfolgenausspruch mit den zugehörigen Feststellungen aufgehoben.
|
|||
|
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten der Rechtsmittel, an eine andere als Jugendkammer zuständige Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
|
|||
|
2. Die weiter gehenden Revisionen werden verworfen.
|
|||
|
|
|||
|
Gründe:
|
|||
|
|
|||
|
1
|
|||
|
|
|||
|
Das Landgericht hat den Angeklagten A.
|
|||
|
|
|||
|
wegen Raubes in Tatein-
|
|||
|
|
|||
|
heit mit gefährlicher Körperverletzung sowie wegen versuchten gemeinschaftlichen schweren Raubes in drei Fällen und Diebstahls und den Angeklagten
|
|||
|
M.
|
|||
|
|
|||
|
wegen Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie
|
|||
|
|
|||
|
wegen versuchten gemeinschaftlichen schweren Raubes in zwei Fällen und
|
|||
|
Diebstahls schuldig gesprochen. Es hat die Angeklagten zu Einheitsjugendstra-
|
|||
|
|
|||
|
-3-
|
|||
|
|
|||
|
fen von jeweils zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt und deren Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet.
|
|||
|
|
|||
|
2
|
|||
|
|
|||
|
Die Revisionen der Angeklagten, die jeweils auf die Verletzung materiellen Rechts gestützt sind, haben den aus der Beschlussformel ersichtlichen Teilerfolg; im Übrigen sind die Rechtsmittel unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2
|
|||
|
StPO.
|
|||
|
|
|||
|
I.
|
|||
|
|
|||
|
3
|
|||
|
|
|||
|
Die Nachprüfung des angefochtenen Urteils hat zu den Schuldsprüchen
|
|||
|
keinen die Angeklagten benachteiligenden Rechtsfehler ergeben. Insoweit
|
|||
|
nimmt der Senat auf die zutreffenden Ausführungen des Generalbundesanwalts
|
|||
|
in seinen Antragsschriften vom 14. Dezember 2017 Bezug.
|
|||
|
|
|||
|
II.
|
|||
|
|
|||
|
4
|
|||
|
|
|||
|
Jedoch können die Rechtsfolgenaussprüche nicht bestehen bleiben.
|
|||
|
|
|||
|
5
|
|||
|
|
|||
|
1. Dem angefochtenen Urteil lässt sich nicht entnehmen, dass das Landgericht geprüft hat, ob gemäß § 5 Abs. 3 JGG von Jugendstrafe abzusehen
|
|||
|
war, weil deren Verhängung im Hinblick auf die für beide Angeklagten gleichzeitig erfolgten Unterbringungsanordnungen entbehrlich ist. Bei schuldhaft begangenen Straftaten eröffnet § 5 Abs. 3 JGG die Möglichkeit, von der an sich erforderlichen Verhängung von Jugendstrafe abzusehen, wenn sie als zusätzliche
|
|||
|
erzieherische Maßnahme wegen der Maßregelanordnung nicht erforderlich ist.
|
|||
|
Die Vorschrift trägt damit dem Gedanken der Einspurigkeit freiheitsentziehender
|
|||
|
|
|||
|
-4-
|
|||
|
|
|||
|
Maßnahmen im Jugendstrafrecht Rechnung (BGH, Urteil vom 9. Dezember
|
|||
|
1992 – 3 StR 434/92, BGHSt 39, 92, 95). Dass eine Anwendung von § 5 Abs. 3
|
|||
|
JGG im vorliegenden Fall ausscheidet, versteht sich aus dem Gesamtzusammenhang der Urteilsgründe auch nicht ohne Weiteres von selbst.
|
|||
|
|
|||
|
6
|
|||
|
|
|||
|
Zwar betrifft der Rechtsfehler unmittelbar nur die Verhängung der Jugendstrafe. Wegen des durch § 5 Abs. 3 JGG vorgegebenen sachlichen Zusammenhangs zwischen Strafe und Unterbringung (BGH, Beschluss vom
|
|||
|
26. Mai 2009 – 4 StR 134/09, NJW 2009, 2694) hebt der Senat den Rechtsfolgenausspruch insgesamt auf.
|
|||
|
|
|||
|
7
|
|||
|
|
|||
|
2. Zudem leidet der Maßregelausspruch auch für sich betrachtet an
|
|||
|
einem durchgreifenden Rechtsfehler zum Nachteil beider Angeklagten. Das
|
|||
|
Landgericht hat im angefochtenen Urteil keine Feststellungen zur voraussichtlichen Dauer der Unterbringung der Angeklagten in einer Entziehungsanstalt
|
|||
|
getroffen. Dem Senat ist daher die Prüfung der Frage verwehrt, ob die nach
|
|||
|
§ 64 Satz 2 StGB erforderliche hinreichend konkrete Erfolgsaussicht gegeben
|
|||
|
ist. Diese bestünde nur, wenn die nach § 67d Abs. 1 StGB zulässige Höchstdauer der Unterbringung nicht überschritten wird (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Beschlüsse vom 17. April 2012 – 3 StR 65/12, NJW 2012, 2292; vom 27. März
|
|||
|
2013 – 4 StR 60/13, jeweils mwN).
|
|||
|
|
|||
|
8
|
|||
|
|
|||
|
3. Der Senat hebt entgegen dem Antrag des Generalbundesanwalts die
|
|||
|
zum Rechtsfolgenausspruch getroffenen Feststellungen mit auf (§ 353 Abs. 2
|
|||
|
StPO), um dem neuen Tatrichter widerspruchsfreie Feststellungen zur Verhängung einer Jugendstrafe unter Berücksichtigung von § 5 Abs. 3 JGG einerseits
|
|||
|
|
|||
|
-5-
|
|||
|
|
|||
|
und zur Therapiedauer im Rahmen der Unterbringungsanordnung nach § 64
|
|||
|
StGB andererseits zu ermöglichen.
|
|||
|
|
|||
|
Sost-Scheible
|
|||
|
|
|||
|
Cierniak
|
|||
|
|
|||
|
Bender
|
|||
|
|
|||
|
Franke
|
|||
|
|
|||
|
Quentin
|
|||
|
|
|||
|
|