139 lines
4.7 KiB
Text
139 lines
4.7 KiB
Text
|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|||
|
BESCHLUSS
|
|||
|
3 StR 83/12
|
|||
|
vom
|
|||
|
27. März 2012
|
|||
|
in der Strafsache
|
|||
|
gegen
|
|||
|
|
|||
|
1.
|
|||
|
2.
|
|||
|
3.
|
|||
|
|
|||
|
wegen besonders schweren Raubes
|
|||
|
hier: Revision des Angeklagten W.
|
|||
|
|
|||
|
-2-
|
|||
|
|
|||
|
Der 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat nach Anhörung des Beschwerdeführers und des Generalbundesanwalts - zu 2. auf dessen Antrag - am
|
|||
|
27. März 2012 gemäß § 349 Abs. 2 und 4, § 357 StPO einstimmig beschlossen:
|
|||
|
1. Auf die Revision des Angeklagten W.
|
|||
|
|
|||
|
wird das Urteil des
|
|||
|
|
|||
|
Landgerichts Oldenburg vom 19. Oktober 2011, auch soweit es
|
|||
|
die Angeklagten F.
|
|||
|
|
|||
|
und S.
|
|||
|
|
|||
|
betrifft, mit den Feststel-
|
|||
|
|
|||
|
lungen zur Beschaffenheit der bei der Tat verwendeten Schreckschusswaffe aufgehoben; im Übrigen bleiben die Feststellungen
|
|||
|
zum objektiven und subjektiven Tatgeschehen aufrechterhalten.
|
|||
|
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
|
|||
|
2. Die weitergehende Revision wird verworfen.
|
|||
|
|
|||
|
Gründe:
|
|||
|
1
|
|||
|
|
|||
|
Das Landgericht hat die Angeklagten des besonders schweren Raubes
|
|||
|
schuldig gesprochen und zu folgenden Strafen verurteilt:
|
|||
|
|
|||
|
-
|
|||
|
|
|||
|
den Angeklagten W.
|
|||
|
|
|||
|
zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren,
|
|||
|
|
|||
|
-3-
|
|||
|
|
|||
|
-
|
|||
|
|
|||
|
den Angeklagten F.
|
|||
|
|
|||
|
zu einer Einheitsjugendstrafe von drei
|
|||
|
|
|||
|
Jahren und neun Monaten
|
|||
|
|
|||
|
-
|
|||
|
|
|||
|
und den Angeklagten S.
|
|||
|
|
|||
|
zu einer Jugendstrafe von einen
|
|||
|
|
|||
|
Jahr und neun Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt worden ist.
|
|||
|
|
|||
|
2
|
|||
|
|
|||
|
Gegen seine Verurteilung wendet sich der Angeklagte W.
|
|||
|
|
|||
|
mit seiner
|
|||
|
|
|||
|
auf eine Verfahrensrüge und die Rüge der Verletzung materiellen Rechts gestützten Revision. Das Rechtsmittel führt auf die Sachrüge zur Aufhebung des
|
|||
|
Urteils. Gemäß § 357 StPO erstreckt sich die Aufhebung auch auf die Angeklagten F.
|
|||
|
|
|||
|
3
|
|||
|
|
|||
|
und S.
|
|||
|
|
|||
|
, die keine Revision eingelegt haben.
|
|||
|
|
|||
|
1. Die Verurteilung wegen besonders schweren Raubes (§ 250 Abs. 2
|
|||
|
Nr. 1 StGB) hält rechtlicher Nachprüfung nicht stand.
|
|||
|
|
|||
|
4
|
|||
|
4
|
|||
|
|
|||
|
Das Landgericht hat es rechtsfehlerhaft unterlassen, nähere Feststellungen zur Beschaffenheit der von den Angeklagten bei der Tat verwendeten geladenen Schreckschusswaffe zu treffen. Die Voraussetzungen des Qualifikationstatbestands des § 250 Abs. 2 Nr. 1 StGB sind deshalb nicht belegt. Nach
|
|||
|
ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs unterfällt eine geladene
|
|||
|
Schreckschusspistole nur dann dem Waffenbegriff des § 250 StGB, wenn feststeht, dass beim Abfeuern der Waffe der Explosionsdruck nach vorne aus dem
|
|||
|
Lauf austritt und deshalb die Waffe nach ihrer Beschaffenheit geeignet ist, erhebliche Verletzungen hervorzurufen (BGH, Beschluss vom 4. Februar 2003
|
|||
|
- GSSt 2/02, BGHSt 48, 197, 201 f.). Dies ergeben die Urteilsgründe nicht.
|
|||
|
|
|||
|
-4-
|
|||
|
|
|||
|
5
|
|||
|
|
|||
|
Dieser Rechtsfehler wirkt sich auf den Schuldspruch aus, da infolge der
|
|||
|
lückenhaften Feststellungen zur Tatwaffe nicht erkennbar ist, ob die Angeklagten lediglich den Qualifikationstatbestand des § 250 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. b
|
|||
|
StGB verwirklicht, mithin einen schweren Raub begangen haben, oder einen
|
|||
|
besonders schweren Raub im Sinne des § 250 Abs. 2 Nr. 1 StGB. Das Urteil ist
|
|||
|
deshalb aufzuheben. Von der Aufhebung werden jedoch lediglich die Feststellungen zur Beschaffenheit der Tatwaffe erfasst; hingegen können im Übrigen
|
|||
|
die Feststellungen zum objektiven und subjektiven Tatgeschehen bestehen
|
|||
|
bleiben, weil sie von dem Rechtsfehler nicht betroffen sind.
|
|||
|
|
|||
|
6
|
|||
|
|
|||
|
2. Für die neue Hauptverhandlung verweist der Senat zu der den Angeklagten W.
|
|||
|
|
|||
|
betreffenden Strafzumessung auf die Antragsschrift des General-
|
|||
|
|
|||
|
bundesanwalts, der zutreffend Folgendes ausgeführt hat:
|
|||
|
"Ausweislich der Feststellungen stritt der Angeklagte, der als Fahrer
|
|||
|
des Tatfahrzeugs ermittelt worden war, im Ermittlungsverfahren zwar
|
|||
|
eine eigene Beteiligung am Überfall auf den Einkaufsmarkt ab, gab
|
|||
|
aber die Namen seiner Mitfahrer, die die Tat im Einkaufsmarkt ausgeführt hatten, an und veranlasste sie, an einen von der Polizei für die
|
|||
|
Festnahme bestimmten Ort zu kommen (UA S. 16). Das Landgericht
|
|||
|
hat die Aufklärungshilfe des Angeklagten zwar bei der konkreten
|
|||
|
Strafzumessung als allgemeinen Strafmilderungsgrund berücksichtigt
|
|||
|
(UA S. 20), aber das Vorliegen des vertypten Strafmilderungsgrundes
|
|||
|
weder im Rahmen der Prüfung eines minder schweren Falls gemäß
|
|||
|
§ 250 Abs. 3 StGB (vgl. BGH, Beschluss vom 23. November 2010
|
|||
|
|
|||
|
-5-
|
|||
|
|
|||
|
- 3 StR 403/10, wistra 2011, 99) noch als selbstständigen Milderungsgrund erörtert. Der Umstand, dass der Angeklagte seine eigenen Tatbeiträge geleugnet hat, steht der Anwendung des § 46b Abs. 1 StGB
|
|||
|
nicht entgegen, sondern ist im Rahmen der Prüfung eines minder
|
|||
|
schweren Falls und bei dessen Verneinung im Rahmen der Ermessenausübung nach § 46b Abs. 2 StGB zu berücksichtigen (vgl.
|
|||
|
BGH, Beschluss vom 14. April 2011 - 2 StR 34/11, StV 2011, 534f.
|
|||
|
m.w.N.). ..."
|
|||
|
|
|||
|
Becker
|
|||
|
|
|||
|
Pfister
|
|||
|
Hubert
|
|||
|
|
|||
|
von Lienen
|
|||
|
Mayer
|
|||
|
|
|||
|
|