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  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. BESCHLUSS
  3. IX ZR 207/08
  4. vom
  5. 21. Oktober 2010
  6. in dem Rechtsstreit
  7. -2-
  8. Der IX. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat durch den Vorsitzenden Richter
  9. Dr. Ganter, die Richter Prof. Dr. Kayser, Prof. Dr. Gehrlein, Dr. Fischer und
  10. Grupp
  11. am 21. Oktober 2010
  12. beschlossen:
  13. Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision in dem
  14. Urteil des 12. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Köln vom 2. Oktober 2008, berichtigt durch Beschluss vom 21. November 2008,
  15. wird auf Kosten des Klägers zurückgewiesen.
  16. Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 192.467 € festgesetzt.
  17. Gründe:
  18. 1
  19. Die Nichtzulassungsbeschwerde ist statthaft (§ 544 Abs. 1 Satz 1 ZPO)
  20. und zulässig (§ 544 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 ZPO). Sie hat jedoch keinen Erfolg.
  21. Die Rechtssache hat weder grundsätzliche Bedeutung noch erfordert die Fortbildung des Rechts oder die Einheitlichkeit der Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts (§ 543 Abs. 2 ZPO).
  22. 2
  23. 1. Das Berufungsgericht hat bei der Auslegung des Vergleichs vom
  24. 2. Januar 2002 nicht gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör verstoßen. Es
  25. ist davon ausgegangen, dass die Regelung des § 19 Nr. 4 des Gesellschafts-
  26. - 3 -
  27. vertrages mangels anderweitiger Regelung im Vergleich vom 2. Januar 2002 im
  28. Kern fortbestehen sollte. Folglich bedurfte es zur Auslegung des Vergleichs
  29. keiner Feststellungen, was sonst branchenüblich sein mag. Das Gebot des
  30. rechtlichen Gehörs schützt nicht davor, dass das Vorbringen aus Gründen des
  31. formellen oder materiellen Rechts unberücksichtigt bleibt (BVerfGE 69, 145,
  32. 148 f; 70, 288, 294; 86, 133, 146; 96, 205, 216). Nur wenn der Vortrag vom
  33. Rechtsstandpunkt des Berufungsgerichts aus erheblich ist, bedarf es einer
  34. Auseinandersetzung.
  35. 3
  36. 2. Die vom Berufungsgericht vorgenommene Auslegung des Vergleichs
  37. vom 2. Januar 2002 erfordert auch nicht die Zulassung der Revision zur Sicherung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung. Hätte das Berufungsgericht, wie
  38. die Beschwerde geltend macht, gegen den Grundsatz der widerspruchsfreien
  39. und interessengerechten Auslegung von Verträgen gemäß §§ 133, 157 BGB
  40. verstoßen, wären Interessen der Allgemeinheit nicht berührt. Weder bestünde
  41. Wiederholungs- noch Nachahmungsgefahr. Die Beschwerde legt im Übrigen
  42. keine der beiden Gefahren konkret dar. Sie lassen sich auch nicht unmittelbar
  43. aus der rechtlichen Begründung des Berufungsurteils oder der Sache selbst
  44. ableiten, weil es sich hierbei um die Beurteilung einer einzelfallbezogenen Vertragsklausel handelt.
  45. 4
  46. 3. Die Zulassung der Revision ist nicht wegen grundsätzlicher Bedeutung
  47. der Frage erforderlich, ob der Kläger die Kosten der Vollstreckung aus dem am
  48. 2. Januar 2002 geschlossenen Vergleich nach § 788 Abs. 2 ZPO gegen die
  49. verbliebenen Gesellschafter festsetzen lassen kann, soweit sein Abfindungsanspruch durch den am 15. Dezember 2005 geschlossenen Vergleich in vollstreckungsfähiger Weise bestätigt worden ist. Es ist bereits geklärt, dass Vollstreckungskosten weiterhin gegen den Schuldner festgesetzt werden können, wenn
  50. - 4 -
  51. die Rechtmäßigkeit des ursprünglichen Vollstreckungstitels zweifelhaft ist, der
  52. ihm zugrunde liegende materielle Anspruch aber der Sache nach später durch
  53. einen Prozessvergleich bestätigt wird (BGH, Beschl. v. 10. Oktober 2003
  54. - IXa ZB 204/03, WM 2003, 2294; v. 24. Februar 2010 - XII ZB 147/05, MDR
  55. 2010, 654).
  56. 5
  57. 4. Bedarf an Einheitlichkeitssicherung wird schließlich auch nicht durch
  58. die Annahme des Berufungsgerichts begründet, den Kläger treffe ein überwiegendes Mitverschulden daran, dass der von den Beklagten verursachte Schaden durch zwei im Vollstreckungsverfahren eingelegte aussichtslose Rechtsmittel vergrößert wurde. Das Berufungsgericht hat die Senatsrechtsprechung zur
  59. Zurechnung des Verschuldens eines Zweitanwalts im Verhältnis zwischen
  60. Mandant und Erstanwalt (BGH, Urt. v. 20. Januar 1994 - IX ZR 46/93, WM
  61. 1994, 948; v. 29. November 2001 - IX ZR 278/00, NJW 2002, 1117, 1121; vgl.
  62. auch Urt. v. 17. November 2005 - IX ZR 8/04, WM 2006, 592, 595, sowie Mennemeyer in Fahrendorf/Mennemeyer/Terbille, Die Haftung des Rechtsanwalts
  63. 8. Aufl. Rn. 995 ff) nicht verkannt. Es ist vielmehr davon ausgegangen, dass
  64. den Kläger ein eigenes Verschulden treffe, weil er nach seinem eigenen Informationsstand vor Einlegung jener Rechtsmittel selbst habe erkennen können,
  65. dass hierfür keine Erfolgsaussichten bestünden.
  66. - 5 -
  67. 5. Von einer weiteren Begründung wird gemäß § 544 Abs. 4 Satz 2
  68. 6
  69. Halbs. 2 ZPO abgesehen, weil sie nicht geeignet wäre, zur Klärung der Voraussetzungen beizutragen, unter denen eine Revision zuzulassen ist.
  70. Ganter
  71. Kayser
  72. Fischer
  73. Gehrlein
  74. Grupp
  75. Vorinstanzen:
  76. LG
  77. Aachen, Entscheidung vom 06.07.2007 - 8 O 393/06 -
  78. OLG Köln, Entscheidung vom 02.10.2008 - 12 U 94/07 -