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  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. BESCHLUSS
  3. 3 StR 546/16
  4. vom
  5. 23. Februar 2017
  6. in der Strafsache
  7. gegen
  8. wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern
  9. ECLI:DE:BGH:2017:230217B3STR546.16.0
  10. -2-
  11. Der 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat auf Antrag des Generalbundesanwalts und nach Anhörung des Beschwerdeführers am 23. Februar 2017
  12. gemäß § 349 Abs. 2 StPO einstimmig beschlossen:
  13. Die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des Landgerichts
  14. Wuppertal vom 20. Juli 2016 wird verworfen.
  15. Der Beschwerdeführer hat die Kosten des Rechtsmittels und die
  16. den Nebenklägerinnen dadurch entstandenen notwendigen Auslagen zu tragen.
  17. Gründe:
  18. 1
  19. Das Landgericht hat den Angeklagten wegen sexuellen Missbrauchs von
  20. Kindern in sechs Fällen zu Jugendstrafe verurteilt. Außerdem hat es beiden
  21. Nebenklägerinnen im Adhäsionsverfahren ein Schmerzensgeld zugesprochen.
  22. Mit seiner auf den Strafausspruch beschränkten Revision beanstandet der Angeklagte, gestützt auf die Rüge der Verletzung materiellen Rechts, die Bemessung der Jugendstrafe. Die Überprüfung des Strafausspruchs hat aus den in
  23. der Antragsschrift des Generalbundesanwalts genannten Gründen keinen
  24. Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten ergeben.
  25. 2
  26. 1. Entgegen dem Antrag des Generalbundesanwalts hat auch die
  27. Adhäsionsentscheidung Bestand.
  28. 3
  29. Zwar führt er zutreffend aus, dass es hier an von den Nebenklägerinnen
  30. wirksam gestellten Adhäsionsanträgen mangelt. Der Adhäsionsantrag des Verletzten ist eine von Amts wegen zu prüfende Verfahrensvoraussetzung für den
  31. -3-
  32. Ausspruch über die Entschädigung (vgl. BGH, Beschlüsse vom 11. Oktober
  33. 2007 - 3 StR 426/07, StV 2008, 127; vom 16. Dezember 2008 - 4 StR 542/08,
  34. BGHR StPO § 404 Abs. 1 Antragstellung 6; LR/Hilger, StPO, 26. Aufl., § 404
  35. Rn. 1 mwN). Nach dem eindeutigen Wortlaut seines - auf die Aufhebung des
  36. Strafausspruches gerichteten - Revisionsantrags hat der Angeklagte die Adhäsionsentscheidung jedoch nicht angefochten (s. auch § 406a Abs. 3 Satz 2
  37. StPO), so dass diese gemäß § 352 StPO nicht der Prüfung des Revisionsgerichts unterliegt. Die Beschränkung des Rechtsmittels hat dazu geführt, dass
  38. die Adhäsionsentscheidung in Rechtskraft erwachsen ist (vgl. - für die Anfechtung des Schuld- und Strafausspruchs durch die Staatsanwaltschaft - BGH,
  39. Urteil vom 28. November 2007 - 2 StR 477/07, BGHSt 52, 96, 98; so auch
  40. Radtke/Hohmann/Merz, StPO, § 406a Rn. 3; enger - nur bei Rechtskraft auch
  41. des Schuldspruchs - OLG Celle, Beschluss vom 23. Februar 2015 - 32 Ss
  42. 184/14, StraFo 2015, 327 f.; LR/Hilger aaO, § 406a Rn. 9; Meyer-Goßner/Schmitt, StPO, 59. Aufl., § 406 Rn. 6 mwN).
  43. 4
  44. Eine Fallgestaltung, in der trotz Teilrechtskraft das Fehlen einer Verfahrensvoraussetzung von Amts wegen zu berücksichtigen ist, ist hier nicht gegeben. Insoweit ist von Folgendem auszugehen:
  45. 5
  46. Wenn im Verfahren wegen einer oder mehrerer Taten nur einzelne Bestandteile des Urteils, etwa der Strafausspruch, angefochten werden (sog. horizontale Teilrechtskraft), sind Verfahrensvoraussetzungen stets zu prüfen; denn
  47. sie betreffen unmittelbar auch die angefochtenen Bestandteile. Wenn im Verfahren wegen mehrerer Taten das Rechtsmittel auf die Verurteilung wegen einzelner Taten beschränkt wird (sog. vertikale Teilrechtskraft), ist danach zu
  48. differenzieren, ob die Einzelstrafen, gegen die sich die Revision wendet, mit
  49. den rechtskräftigen Einzelstrafen auf eine Gesamtstrafe zurückzuführen waren.
  50. In diesem (Regel-)Fall ist durch die Beschränkung des Rechtsmittels auch hin-
  51. -4-
  52. sichtlich der von ihm ausgenommenen Taten insoweit keine Rechtskraft eingetreten, als die Gesamtstrafe in Frage steht, so dass Verfahrensvoraussetzungen zu prüfen sind. Hatte das Tatgericht eine solche Gesamtstrafe indes nicht
  53. zu bilden, wirkt sich das Fehlen einer Verfahrensvoraussetzung, soweit Rechtskraft eingetreten ist, nicht mehr aus (so BGH, Urteil vom 11. November 1955
  54. - 1 StR 409/55, BGHSt 8, 269, 270 f.; vgl. zum Ganzen - weitergehend gegen
  55. die Beachtlichkeit von Verfahrenshindernissen in den Fällen vertikaler
  56. Teilrechtskraft - LR/Franke aaO, § 337 Rn. 26, § 344 Rn. 66; MeyerGoßner/Schmitt aaO, Einl Rn. 151 ff., jew. mwN).
  57. 6
  58. Übertragen auf die hier zu beurteilende Verfahrenskonstellation bedeuten diese Grundsätze, dass das Fehlen der Verfahrensvoraussetzung der wirksamen Antragstellung nicht mehr zu prüfen ist, wenn die Adhäsionsentscheidung in Rechtskraft erwachsen ist. Bei dem teilangefochtenen strafrechtlichen
  59. Teil des Urteils einerseits und seinem nicht angefochtenen bürgerlich-rechtlichen Teil andererseits handelt es sich um voneinander verschiedene Prozessgegenstände, wobei die Verfahrensvoraussetzung ausschließlich den Adhäsionsausspruch betrifft, für den Strafausspruch indes keine Bedeutung gewinnen kann.
  60. -5-
  61. 7
  62. 2. Dass der Generalbundesanwalt gemäß § 349 Abs. 4 StPO beantragt
  63. hat, das teilangefochtene Urteil im Adhäsionsausspruch aufzuheben und von
  64. einer Entscheidung im Adhäsionsverfahren abzusehen, hindert den Senat
  65. nicht, die Revision insgesamt gemäß § 349 Abs. 2 StPO als unbegründet zu
  66. verwerfen; denn der Aufhebungsantrag bezieht sich allein auf den von der Revision nicht angefochtenen Teil des Urteils. Insoweit bedarf es keiner Entscheidung des Senats.
  67. Becker
  68. Gericke
  69. Tiemann
  70. Spaniol
  71. Berg