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BUNDESGERICHTSHOF
BESCHLUSS
2 StR 154/07
vom
16. Mai 2007
in der Strafsache
gegen
wegen schweren Raubes u. a.
-2-
Der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat auf Antrag des Generalbundesanwalts und nach Anhörung des Beschwerdeführers am 16. Mai 2007 gemäß
§§ 206 a, 349 Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Fulda vom 4. Oktober 2006 mit den zugehörigen Feststellungen aufgehoben
a) soweit der Angeklagte wegen Hehlerei verurteilt wurde. Das
Verfahren wegen dieses Tatvorwurfs (Anklage der Staatsanwaltschaft Fulda - 1 Js 6914/06 - vom 24. Juli 2006) wird
eingestellt. Die insoweit entstandenen Kosten des Verfahrens sowie die dem Angeklagten hierdurch entstandenen
notwendigen Auslagen fallen der Staatskasse zur Last.
b) im Gesamtstrafenausspruch.
2. Der Schuld- und Strafausspruch des genannten Urteils wird dahin geändert, dass der Angeklagte wegen schweren Raubs zu
der Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt
ist.
3. Die weitergehende Revision wird verworfen.
4. Der Beschwerdeführer hat die verbleibenden Kosten seines
Rechtsmittels zu tragen.
-3-
Gründe:
1
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen schweren Raubs und Hehlerei zu der Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt.
Mit seiner Revision rügt der Angeklagte die Verletzung materiellen Rechts. Das
Rechtsmittel hat in dem aus der Beschlussformel ersichtlichen Umfang Erfolg.
Im Übrigen ist es offensichtlich unbegründet (§ 349 Abs. 2 StPO).
2
1. Die Verurteilung wegen Hehlerei hat keinen Bestand. Insoweit fehlt es
an der Verfahrensvoraussetzung eines rechtswirksamen Eröffnungsbeschlusses in Bezug auf die wegen dieses Tatvorwurfs gesondert erhobene Anklage
der Staatsanwaltschaft Fulda vom 24. Juli 2006 zum Amtsgericht Fulda. Das
Landgericht hat diese Sache zwar rechtswirksam vom Amtsgericht übernommen und mit dem bei ihm bereits rechtshängigen Verfahren wegen schweren
Raubs verbunden. Der zu dem übernommenen Verfahren wegen Hehlerei in
der Hauptverhandlung vom 4. Oktober 2006 verkündete Eröffnungsbeschluss
ist jedoch nicht rechtswirksam zustande gekommen. Denn die große Strafkammer hat über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Zulassung der Anklage wegen Hehlerei nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Besetzung außerhalb der Hauptverhandlung mit drei Berufsrichtern unter Ausschluss der Schöffen entschieden (vgl. BGHSt 50, 267, 269 m.w.N.). Stattdessen erfolgte der Eröffnungsbeschluss - wie das Hauptverhandlungsprotokoll beweist und die beiden an der Entscheidung beteiligten Berufsrichter bestätigt haben - während
der Hauptverhandlung in der gemäß § 76 Abs. 2 Satz 1 GVG reduzierten Besetzung mit zwei Berufsrichtern und zwei Schöffen. In dieser Zusammensetzung war die Strafkammer jedoch nicht zur Entscheidung über die Eröffnung
des Hauptverfahrens berufen (vgl. BGHSt aaO). Die Strafkammer hätte zwar
den Eröffnungsbeschluss auch nach Beginn der Hauptverhandlung nachholen
können. Hierfür hätte es jedoch einer Unterbrechung der Hauptverhandlung und
-4-
einer Beschlussfassung in der für die Eröffnungsentscheidung vorgeschriebenen Besetzung von drei Berufsrichtern ohne Beteiligung der Schöffen bedurft
(vgl. aaO). Mangels wirksamer Eröffnung des Hauptverfahrens wegen des Tatvorwurfs der Hehlerei besteht ein von Amts wegen zu beachtendes Verfahrenshindernis, das insoweit zur Aufhebung des Urteils und zur Einstellung des Verfahrens führt (§ 206 a Abs. 1 StPO). Damit entfallen die für die Hehlerei verhängte Einzelfreiheitsstrafe von sechs Monaten sowie die Gesamtfreiheitsstrafe.
2. Im Übrigen ergibt die auf Grund der Sachrüge gebotene Überprüfung
3
des angefochtenen Urteils keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten.
3. Nach der Teileinstellung des Verfahrens ist der Schuld- und Strafaus-
4
spruch neu zu fassen. Dabei entfällt die Bezeichnung des schweren Raubs als
"gemeinschaftlich" (vgl. BGHSt 27, 287, 289). Der Senat schließt aus, dass sich
die Verurteilung des Angeklagten auch wegen Hehlerei auf die Bemessung der
verbleibenden Freiheitsstrafe wegen schweren Raubs zum Nachteil des Angeklagten ausgewirkt hat.
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