|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|
BESCHLUSS
|
|
IV ZR 519/15
|
|
vom
|
|
12. September 2016
|
|
in dem Rechtsstreit
|
|
|
|
ECLI:DE:BGH:2016:120916BIVZR519.15.0
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der IV. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat durch die Vorsitzende
|
|
Richterin
|
|
|
|
Mayen,
|
|
|
|
die
|
|
|
|
Richterin
|
|
|
|
Harsdorf-Gebhardt,
|
|
|
|
die
|
|
|
|
Richter
|
|
|
|
Dr. Karczewski, Lehmann und die Richterin Dr. Brockmöller
|
|
|
|
am 12. September 2016
|
|
|
|
beschlossen:
|
|
|
|
Die Revision gegen das Urteil des 20. Zivilsenats des
|
|
Oberlandgerichts Köln vom 20. November 2015 wird gemäß § 552a Satz 1 ZPO auf Kosten der Klägerseite zurückgewiesen.
|
|
|
|
Der Streitwert für das Revisionsverfahren wird auf
|
|
5.175,26 € festgesetzt.
|
|
|
|
Gründe:
|
|
|
|
1
|
|
|
|
Die vom Berufungsgericht zugelassene Revision der Klägerseite
|
|
(Versicherungsnehmer: im Folgenden d. VN) war gemäß § 552a ZPO zurückzuweisen, weil die Voraussetzungen für ihre Zulassun g nicht vorliegen und die Revision keine Aussicht auf Erfolg hat. Der Senat hat die
|
|
Parteien mit Beschluss vom 12. Juli 2016 auf die beabsichtigte Zurückweisung hingewiesen. Auf die dortigen Gründe wird ergänzend Bezug
|
|
genommen.
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
2
|
|
|
|
Der Schriftsatz des Klägervertreters vom 16. August 2016 gibt keine Veranlassung, von der Zurückweisung der Revision abzusehen.
|
|
|
|
3
|
|
|
|
Entgegen dessen Auffassung greift hier der Einwand nicht, dass
|
|
schon nach Maßstäben des Europarechts das Berufungsgericht gehi ndert gewesen sei, Verwirkung anzunehmen. Die Maßstäbe für die Berücksichtigung der Gesichtspunkte von Treu und Glauben sind in der
|
|
Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union geklärt (siehe
|
|
im Einzelnen Senatsurteil vom 16. Juli 2014 - IV ZR 73/13, BGHZ 202,
|
|
102 Rn. 41 f.; BVerfG VersR 2015, 693 Rn. 43 ff.). Die Annahme recht smissbräuchlichen Verhaltens steht hier im Einklang mit dieser Rechtsprechung.
|
|
|
|
4
|
|
|
|
Die Frage, ob verbraucherschützende Widerspruchsrechte durch
|
|
nationale Vorschriften zum Rechtsmissbrauch beschränkt werden dürfen,
|
|
berührt zwar das Gebot der praktischen Wirksamkeit. Der Anwendung
|
|
von Treu und Glauben und des Verbots widersprüchlicher Rechtsau sübung steht dies aber nicht entgegen, weil die Ausübung dieser Rechte
|
|
in das nationale Zivilrecht eingebettet bleibt und die nationalen Gerichte
|
|
ein missbräuchliches Verhalten auch nach der Rechtsprechung des G erichtshofs der Europäischen Union berücksichtigen dürfen (BVerfG aaO
|
|
Rn. 44 m.w.N.).
|
|
|
|
5
|
|
|
|
Die Anwendung der Grundsätze von Treu und Glauben beeinträ chtigt auch angesichts der besonderen Umstände des Streitfalles die pra ktische Wirksamkeit des Gemeinschaftsrechts und den Sinn und Zweck
|
|
des Widerspruchsrechts nicht. Die Erwägungen der Zweiten und Dritten
|
|
Richtlinie Lebensversicherung, eine genaue Belehrung der Versicherungsnehmer über ihr Widerspruchsrecht vor Abschluss des Vertrages
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
sicherzustellen, werden hier nicht berührt, denn entscheidend ist im
|
|
Streitfall, dass d. VN, der dem geltenden nationalen Recht entsprechend
|
|
ordnungsgemäß über die Möglichkeit belehrt worden ist, den Vertrag ohne Nachteile nicht zustande kommen zu lassen, diesen gleichwohl in
|
|
Vollzug gesetzt und ihn über mehrere Jahre durchgeführt hat.
|
|
|
|
6
|
|
|
|
Damit kommt es aus den Gründen des Hinweisbeschlusses auf die
|
|
Frage, ob das Policenmodell richtlinienkonform ist, hier nicht an.
|
|
|
|
Mayen
|
|
|
|
Harsdorf-Gebhardt
|
|
|
|
Lehmann
|
|
|
|
Dr. Karczewski
|
|
|
|
Dr. Brockmöller
|
|
|
|
Vorinstanzen:
|
|
LG Köln, Entscheidung vom 24.08.2015 - 26 O 40/15 OLG Köln, Entscheidung vom 20.11.2015 - 20 U 149/15 -
|
|
|
|
|