|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|
BESCHLUSS
|
|
IV ZR 501/15
|
|
vom
|
|
17. Mai 2017
|
|
in dem Rechtsstreit
|
|
|
|
ECLI:DE:BGH:2017:170517BIVZR501.15.0
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der IV. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat durch die Vorsitzende
|
|
Richterin Mayen, die Richterin Harsdorf-Gebhardt, den Richter Lehmann,
|
|
die Richterinnen Dr. Brockmöller und Dr. Bußmann
|
|
|
|
am 17. Mai 2017
|
|
|
|
beschlossen:
|
|
|
|
Der Senat beabsichtigt, die Revision des Klägers gegen
|
|
das Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Görlitz
|
|
vom 14. Oktober 2015 gemäß § 552a Satz 1 ZPO zurückzuweisen.
|
|
|
|
Die Parteien erhalten Gelegenheit, hierzu binnen
|
|
|
|
eines Monats
|
|
|
|
Stellung zu nehmen.
|
|
|
|
Gründe:
|
|
|
|
1
|
|
|
|
I. Die Klägerseite (Versicherungsnehmer, im Folgenden: d. VN)
|
|
begehrt von dem beklagten Versicherer (im Folgenden: Versicherer)
|
|
Rückzahlung geleisteter Versicherungsbeiträge einer fondsgebundenen
|
|
Kinderversicherung.
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
2
|
|
|
|
Diese wurde aufgrund eines Antrags d. VN mit Versicherungsbeginn zum 1. Juni 2004 nach dem so genannten Antragsmodell des § 8
|
|
VVG in der seinerzeit gültigen Fassung (im Folgenden: § 8 VVG a.F.)
|
|
abgeschlossen. Dem Antragsformular waren Schlusserklärungen beigefügt, die auch eine Belehrung über das Rücktrittsrecht nach § 8 Abs. 5
|
|
Satz 1 VVG a.F. enthielten. Der Kläger zahlte fortan die Versicherungsbeiträge.
|
|
|
|
3
|
|
|
|
Mit Schreiben vom 11. April 2011 erklärte d. VN "den Widerspruch
|
|
gem. § 5a VVG a.F. bzw. nach § 8 VVG, bzw. den Widerruf nach § 355
|
|
BGB, höchstvorsorglich die Anfechtung nach § 119 I BGB, hilfsweise die
|
|
Kündigung". Der Versicherer akzeptierte die Kündigung und zahlte den
|
|
Rückkaufswert an d. VN.
|
|
|
|
4
|
|
|
|
Mit der Klage hat d. VN Rückzahlung aller auf den Vertrag geleisteten Beiträge nebst Zinsen abzüglich des bereits gezahlten Rückkaufswerts, insgesamt 3.348,08 € verlangt.
|
|
|
|
5
|
|
|
|
Nach Auffassung d. VN ist er wirksam vom Versicherungsvertrag
|
|
zurückgetreten. Da er nicht ordnungsgemäß über sein Rücktrittsrecht belehrt worden sei, habe er auch nach Ablauf der Frist des - gegen Gemeinschaftsrecht verstoßenden - § 8 Abs. 5 Satz 4 VVG a.F. den Rücktritt noch erklären können.
|
|
|
|
6
|
|
|
|
Das Amtsgericht hat der Klage stattgegeben. Das Landgericht hat
|
|
auf die Berufung des Versicherers das erstinstanzliche Urteil abgeändert
|
|
und die Klage abgewiesen. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen
|
|
Revision begehrt d. VN die Wiederherstellung des erstinstanzlichen Urteils.
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
7
|
|
|
|
II. Nach Auffassung des Berufungsgerichts steht d. VN kein Anspruch auf Rückgewähr sämtlicher von ihm gezahlter Versicherungspr ämien und daraus gezogener Nutzungen zu. Er habe sein Rücktrittsrecht
|
|
aus § 8 Abs. 5 Satz 1 VVG a.F. nicht rechtzeitig ausgeübt. Die 14-tägige
|
|
Rücktrittsfrist sei zum Zeitpunkt der Rücktrittserklärung vom 11. April
|
|
2011 längst abgelaufen gewesen. D. VN sei ordnungsgemäß im Sinne
|
|
des § 8 Abs. 5 Satz 3 VVG a.F. über sein Rücktrittsrecht belehrt worden.
|
|
D. VN habe die Rücktrittsbelehrung auch, wie es diese Vorschrift verlange, durch seine Unterschrift bestätigt.
|
|
|
|
8
|
|
|
|
Die hilfsweise erhobene Stufenklage sei abzuweisen, weil ein Za hlungsanspruch, den die Auskunft vorbereiten solle, nicht begründet sei.
|
|
|
|
9
|
|
|
|
III. Die Voraussetzungen für eine Zulassung der Revision lie gen
|
|
nicht vor. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg (§ 552a Satz 1
|
|
ZPO).
|
|
|
|
10
|
|
|
|
1. Das Berufungsgericht hat die Revision gemäß § 543 Abs. 2
|
|
Satz 1 Nr. 2 ZPO zugelassen, "da eine höchstrichterliche Überprüfung
|
|
der hier konkret zur Bewertung anstehenden Rücktrittsbelehrung bisher
|
|
… noch nicht erfolgt ist". Diese Frage ist nicht allgemein zur Fortbildung
|
|
des Rechts oder zum Zwecke der Sicherung einer einheitlichen Rech tsprechung klärungsfähig. Zu den Anforderungen an eine Belehrung über
|
|
das Rücktrittsrecht gemäß § 8 Abs. 5 Satz 1 VVG a.F. hat der Senat bereits klargestellt, dass zwar eine drucktechnische Hervorhebung der Belehrung vom Wortlaut dieser Vorschrift nicht ausdrücklich vorausgesetzt
|
|
war, aber auch eine solche Belehrung zur Erreichung ihres gesetzlichen
|
|
Zweckes inhaltlich möglichst umfassend, unmissverständlich und aus
|
|
Sicht der Verbraucher eindeutig sein musste. Das erforderte eine Form
|
|
|
|
-5-
|
|
|
|
der Belehrung, die dem Aufklärungsziel Rechnung trug und darauf ang elegt war, den Angesprochenen aufmerksam zu machen und das maßgebliche Wissen zu vermitteln (Senatsurteile vom 25. Januar 2017 - IV ZR
|
|
173/15, r+s 2017, 126 Rn. 18; vom 29. Juni 2016 - IV ZR 24/14, juris
|
|
Rn. 14; vom 17. Dezember 2014 - IV ZR 260/11, VersR 2015, 224
|
|
Rn. 16).
|
|
11
|
|
|
|
Des Weiteren hat der Senat entschieden, dass der Versicherer
|
|
d. VN nicht, wie aber die Revision meint, über eine etwaige Form der
|
|
Rücktrittserklärung belehren musste, weil von ihm nicht verlangt werden
|
|
konnte, die insoweit unklare gesetzliche Bestimmung des § 8 Abs. 5
|
|
VVG a.F. auszulegen (Senatsurteil vom 29. Juni 2016 aaO Rn. 15
|
|
m.w.N.).
|
|
|
|
12
|
|
|
|
Ob eine Rücktrittsbelehrung den genannten Anforderungen genügt, hat der Tatrichter im jeweiligen Einzelfall zu entscheiden; eine
|
|
höchstrichterliche Klärung, ob einzelne Rücktrittsbelehrungen formal und
|
|
inhaltlich ordnungsgemäß sind, ist nicht geboten.
|
|
|
|
13
|
|
|
|
2. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg.
|
|
|
|
14
|
|
|
|
Das Berufungsgericht hat sich an den vorgenannten Maßstäben
|
|
orientiert und die in Rede stehende Rücktrittsbelehrung ohne Re chtsfehler als ordnungsgemäß gewertet. Es hat die aus seiner Sicht maßgeblichen Umstände, aus denen sich die ordnungsgemäße Belehrung und d eren Bestätigung durch d. VN ergibt, im Einzelnen dargelegt. Diese Würdigung lässt auch unter Berücksichtigung des Re visionsvorbringens keine revisionsrechtlich beachtlichen Fehler erkennen.
|
|
|
|
-6-
|
|
|
|
15
|
|
|
|
IV. Soweit die Revision den auf Auskunftserteilung gerichteten
|
|
Hilfsantrag weiterverfolgen will, ist sie bereits mangels Zulassung unz ulässig. Wie sich aus der Begründung der Zulassungsentscheidung ergibt,
|
|
hat das Berufungsgericht die Revision nur wegen der Frage zugelassen,
|
|
ob die Rücktrittsbelehrung ordnungsgemäß war. Diese in den Entsche idungsgründen des Berufungsurteils mit der gebotenen Deutlichkeit zum
|
|
Ausdruck gebrachte Beschränkung der Revisionszulassung auf den aus
|
|
dem Rücktritt abgeleiteten Rückgewähranspruch gemäß § 346 BGB ist
|
|
wirksam. Der diesem zugrunde liegende Sachverhalt kann in tatsächl icher und rechtlicher Hinsicht unabhängig von dem für die begehrte Au skunft maßgeblichen Prozessstoff beurteilt werden (vgl. Senatsurteil vom
|
|
7. Mai 2014 - IV ZR 76/11, BGHZ 201, 101 Rn. 11).
|
|
|
|
Mayen
|
|
|
|
Harsdorf-Gebhardt
|
|
Dr. Brockmöller
|
|
|
|
Lehmann
|
|
Dr. Bußmann
|
|
|
|
Vorinstanzen:
|
|
AG Bautzen, Entscheidung vom 22.05.2015 - 20 C 881/14 LG Görlitz, Entscheidung vom 14.10.2015 - 2 S 92/15 -
|
|
|
|
|