|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|
BESCHLUSS
|
|
II ZR 81/07
|
|
vom
|
|
7. Juli 2008
|
|
in dem Rechtsstreit
|
|
Nachschlagewerk:
|
|
|
|
ja
|
|
|
|
BGHZ:
|
|
|
|
nein
|
|
|
|
BGHR:
|
|
|
|
ja
|
|
|
|
GmbHG § 35; HGB §§ 74 ff.
|
|
Aus der in einem Geschäftsführeranstellungsvertrag getroffenen Vereinbarung
|
|
eines (nachvertraglichen) Wettbewerbsverbots ohne Karenzentschädigung
|
|
kann - unabhängig von der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der Vereinbarung jedenfalls ein Anspruch auf Karenzentschädigung nicht abgeleitet werden.
|
|
|
|
BGH, Beschluss vom 7. Juli 2008 - II ZR 81/07 - OLG Köln
|
|
LG Bonn
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der II. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes hat am 7. Juli 2008 durch den
|
|
Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Goette und die Richter Dr. Kurzwelly, Kraemer,
|
|
Caliebe und Dr. Drescher
|
|
einstimmig beschlossen:
|
|
Die Parteien werden darauf hingewiesen, dass der Senat beabsichtigt, die Revision des Klägers durch Beschluss gemäß § 552 a
|
|
ZPO zurückzuweisen.
|
|
|
|
Gründe:
|
|
1
|
|
|
|
Die Voraussetzungen für die Zulassung der Revision (§ 543 Abs. 2 Nr. 1,
|
|
2 ZPO) liegen nicht vor; das Rechtsmittel hat auch keine Aussicht auf Erfolg
|
|
(§ 552 a ZPO).
|
|
|
|
2
|
|
|
|
1. Die der Zulassungsentscheidung des Berufungsgerichts zugrunde gelegte Rechtsfrage der Wirksamkeit einer § 75 Abs. 3 HGB entsprechenden
|
|
Ausschlussklausel in einem Geschäftsführeranstellungsvertrag ist nicht klärungsbedürftig und stellt sich in dieser Form auch gar nicht.
|
|
|
|
3
|
|
|
|
Nach ständiger Rechtsprechung des Senats gelten die an dem arbeitsrechtlichen Schutz von Handlungsgehilfen orientierten Vorschriften der §§ 74 ff.
|
|
HGB grundsätzlich nicht für den Geschäftsführer einer GmbH (vgl. BGHZ 91, 1;
|
|
Urteil vom 4. März 2002 - II ZR 77/00, ZIP 2002, 709 f. zu b sowie zuletzt Urteil
|
|
vom 28. April 2008 - II ZR 11/07, BB 2008, 1349). Nicht anwendbar ist insbesondere der Grundsatz der bezahlten Karenz gemäß § 74 Abs. 2 HGB (BGHZ
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
91, 1). Das schließt zwar nicht aus, dass die Vereinbarung eines nachvertraglichen Wettbewerbsverbots gemäß § 138 BGB i.V. mit Art. 2, 12 GG nichtig sein
|
|
kann, wenn das Verbot nicht dem berechtigten geschäftlichen Interesse der
|
|
Gesellschaft dient oder es nach Ort, Zeit und Gegenstand die Berufsausübung
|
|
und die wirtschaftliche Tätigkeit des Geschäftsführers unbillig erschwert (BGHZ
|
|
91, 1, 5; Sen.Urt. v. 4. März 2002 aaO). Darauf kommt es jedoch hier aus mehreren Gründen nicht an.
|
|
Soweit die Revision unter Hinweis auf entsprechende Ausführungen im
|
|
|
|
4
|
|
|
|
Schrifttum (Bauer/Diller, GmbHR 1999, 885, 891 f.) meint, die Vereinbarung
|
|
eines nachvertraglichen Wettbewerbsverbots ohne Karenzentschädigung sei
|
|
grundsätzlich wegen unbilliger Erschwerung des beruflichen Fortkommens des
|
|
ehemaligen Geschäftsführers gemäß § 138 BGB unwirksam, wird zum einen
|
|
übersehen, dass aus einer unwirksamen Vereinbarung kein Anspruch auf die
|
|
von dem Kläger begehrte Karenzentschädigung folgen würde. Diese wird nicht
|
|
kraft Gesetzes, sondern nur kraft (wirksamer) Vereinbarung gewährt. Das aus
|
|
§ 75 d HGB resultierende Wahlrecht eines Handlungsgehilfen, den Arbeitgeber
|
|
an einem gemäß § 74 Abs. 2 HGB "unverbindlichen" Wettbewerbsverbot festzuhalten und eine Karenzentschädigung zu verlangen (vgl. dazu Baumbach/Hopt, HGB 33. Aufl. § 75 d Rdn. 2 m.w.Nachw.), kommt bei einem Geschäftsführer nicht in Betracht (vgl. insoweit auch Bauer/Diller aaO S. 894 zu
|
|
VIII 2).
|
|
5
|
|
|
|
Zum anderen gehen die Ausführungen der Revision daran vorbei, dass
|
|
der Kläger die erstinstanzliche Abweisung seiner Klage auf Feststellung der
|
|
Unwirksamkeit des Wettbewerbsverbots nicht angefochten hat und damit dessen Wirksamkeit rechtskräftig feststeht (BU 3 unten). Daraus folgt aber ebenfalls kein Anspruch auf eine Karenzentschädigung, weil diese für den hier gegebenen Fall einer zulässigen fristlosen Kündigung des Geschäftsführeranstel-
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
lungsvertrages durch die Gesellschaft vertraglich ausgeschlossen, also für diesen Fall nicht vereinbart ist. Ebenso wie die Zahlung einer Karenzentschädigung insgesamt ausgeschlossen werden kann, kann sie auch für bestimmte
|
|
Fälle ausgeschlossen werden. Es handelt sich hier nicht um den Wegfall einer
|
|
vereinbarten Karenzentschädigung, wie er in der - von dem Bundesarbeitsgericht (NJW 1977, 1357) für verfassungswidrig erachteten - Vorschrift des § 75
|
|
Abs. 3 HGB vorgesehen ist (vgl. dazu Baumbach/Hopt aaO § 75 Rdn. 2). Ob
|
|
der vertragliche Ausschluss einer Karenzentschädigung für den genannten Fall
|
|
die (zulässige) "Funktion einer Vertragsstrafe" hat, wie das Berufungsgericht
|
|
meint, bedarf keiner Entscheidung. Jedenfalls gelten hier die zugunsten eines
|
|
Handlungsgehilfen zwingenden Regelungen der §§ 74 bis 75 c HGB (vgl.
|
|
§ 75 d HGB), wie schon erwähnt, nicht.
|
|
6
|
|
|
|
Da im Übrigen rechtskräftig feststeht, dass die Vereinbarung des Wettbewerbsverbots trotz vertraglichen Ausschlusses einer Karenzentschädigung
|
|
wirksam ist, kann aus dieser Vereinbarung von vornherein kein Anspruch auf
|
|
Karenzentschädigung abgeleitet werden. Mit dem nachträglichen Wegfall einer
|
|
vereinbarten Karenzentschädigungspflicht infolge Verzichts der GmbH auf das
|
|
Wettbewerbsverbot (dazu Sen.Urt. v. 4. März 2002 aaO) hat der vorliegende
|
|
Fall nichts zu tun.
|
|
|
|
-5-
|
|
|
|
7
|
|
|
|
2. Aus den genannten Gründen ergibt sich zugleich, dass die Revision
|
|
des Klägers keinen Erfolg haben kann.
|
|
Goette
|
|
|
|
Kurzwelly
|
|
|
|
Kraemer
|
|
RiBGH Dr. Drescher kann
|
|
wegen Urlaubs nicht
|
|
unterschreiben.
|
|
|
|
Caliebe
|
|
|
|
Goette
|
|
|
|
Hinweis: Das Revisionsverfahren ist durch Revisionsrücknahme erledigt worden.
|
|
|
|
Vorinstanzen:
|
|
LG Bonn, Entscheidung vom 14.03.2006 - 11 O 50/03 OLG Köln, Entscheidung vom 29.03.2007 - 18 U 71/06 -
|
|
|
|
|