|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|
BESCHLUSS
|
|
II ZR 203/03
|
|
vom
|
|
28. Februar 2005
|
|
in dem Rechtsstreit
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der II. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes hat am 28. Februar 2005
|
|
durch
|
|
|
|
den
|
|
|
|
Vorsitzenden
|
|
|
|
Richter
|
|
|
|
Dr. h.c. Röhricht
|
|
|
|
und
|
|
|
|
die
|
|
|
|
Richter
|
|
|
|
Prof. Dr. Goette, Dr. Kurzwelly, Münke und Dr. Gehrlein
|
|
beschlossen:
|
|
Der Antrag auf Zulassung der Sprungrevision gegen das Urteil des
|
|
Amtsgerichts Hermeskeil vom 26. Mai 2003 (1 C 444/02) wird auf
|
|
Kosten der Beklagten zurückgewiesen.
|
|
|
|
Gründe:
|
|
I. Der Kläger kündigte Ende Dezember 2000 zum 31. Dezember 2002
|
|
seine Mitgliedschaft bei der Beklagten, einer eingetragenen Genossenschaft,
|
|
die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Molkereiprodukten befaßt.
|
|
Durch Rundschreiben vom 13. Dezember 2001 teilte die Beklagte ihren
|
|
Mitgliedern mit, daß mit der Milchgeldauszahlung für November 2001 eine
|
|
Treueprämie von 2 Pfennig je Kilogramm der Milchanlieferung zuzüglich 9 %
|
|
Mehrwertsteuer gezahlt werde unter der Bedingung, daß die Mitgliedschaft am
|
|
31. Dezember 2001 nicht gekündigt sein dürfe und die Milchanlieferung nicht
|
|
eingestellt sei. Ferner informierte die Beklagte ihre Mitglieder durch Rundschreiben vom 12. September 2002, daß sie ihren "treuen" Mitgliedern einen
|
|
Jubiläumsbonus von 1 Cent je Kilogramm für die Milchanlieferung September
|
|
2002 unter der Bedingung zahle, daß die Mitgliedschaft am 31. Dezember 2002
|
|
nicht gekündigt sein dürfe und die Milchanlieferung nicht eingestellt sei.
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
Obwohl der Kläger seiner Milchlieferungspflicht bis zum Ende seiner Mitgliedschaft nachkam, verweigerte die Beklagte ihm die Zahlung sowohl der
|
|
Treueprämie 2001 in Höhe von 519,54 € als auch des Jubiläumsbonus 2002
|
|
von 529,22 € im Hinblick auf die von ihm schon im Jahre 2000 ausgesprochene
|
|
Kündigung zum 31. Dezember 2002.
|
|
Das Amtsgericht hat der auf Zahlung der Treueprämie und des Jubiläumsbonus gerichteten Klage stattgegeben. Die Beklagte begehrt - im erklärten
|
|
Einverständnis des Klägers - die Zulassung der Sprungrevision gegen dieses
|
|
Urteil.
|
|
II. Der zulässige Antrag auf Zulassung der Sprungrevision gemäß § 566
|
|
ZPO ist nicht begründet, weil keiner der im Gesetz (§ 566 Abs. 4 Satz 1 ZPO)
|
|
vorgesehenen Gründe vorliegt, nach denen der Senat dieses Rechtsmittel zulassen darf.
|
|
1. Die Rechtssache hat - entgegen der Ansicht der Beklagten - keine
|
|
grundsätzliche Bedeutung im Sinne des § 566 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 ZPO. Die von
|
|
der Beklagten aufgeworfene Rechtsfrage, ob eine Genossenschaft den Mitgliedern, die ihr treu bleiben, eine (geringe) Treueprämie zahlen darf, die sie den
|
|
Genossen, die ihre Mitgliedschaft gekündigt haben, nicht gewährt, ist in der
|
|
vom Amtsgericht seiner Entscheidung zutreffend zugrunde gelegten Senatsrechtsprechung
|
|
|
|
bereits
|
|
|
|
geklärt
|
|
|
|
(vgl.
|
|
|
|
Sen.Urt.
|
|
|
|
v.
|
|
|
|
26. November
|
|
|
|
1990
|
|
|
|
- II ZR 69/90, WM 1991, 507; Sen.Urt. v. 20. Juni 1983 - II ZR 224/82, WM
|
|
1983, 1006, jeweils m.w.Nachw.).
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
2. Die Sache erfordert auch keine Entscheidung des Revisionsgerichts
|
|
zur Fortbildung des Rechts (§ 566 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 1. Variante ZPO). Die
|
|
vorliegende Einzelfallkonstellation gibt keine Veranlassung dazu, Leitsätze für
|
|
die Auslegung von Gesetzesbestimmungen des materiellen Rechts aufzuzeigen
|
|
oder etwaige Gesetzeslücken zu schließen. Sie weicht - wie das Amtsgericht
|
|
zutreffend erkannt hat - nicht in rechtserheblicher Weise von den Sachverhalten
|
|
ab, die der bisherigen Senatsrechtsprechung - insbesondere den oben zitierten
|
|
Urteilen vom 20. Juni 1983 und vom 26. November 1990 - zugrunde lagen. Die
|
|
weitere Frage, ob die Genossenschaft berechtigt sein könnte, ihren Mitgliedern
|
|
einen Anreiz zur Aufrechterhaltung ihrer Mitgliedschaft zu geben, indem sie
|
|
eine mit der Dauer der Zugehörigkeit steigende Treueprämie zahlt (vgl. dazu
|
|
Sen.Urt. v. 26. November 1990 aaO, S. 509), ist auch im vorliegenden Fall nicht
|
|
entscheidungserheblich.
|
|
3. Eine Entscheidung des Senats ist schließlich auch nicht zur Sicherung
|
|
einer einheitlichen Rechtsprechung geboten (§ 566 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2
|
|
2. Variante ZPO). Die Entscheidung des Amtsgerichts entspricht - wie bereits
|
|
dargelegt - der gefestigten Senatsrechtsprechung. Etwa davon abweichende
|
|
ober- oder untergerichtliche Rechtsprechung vermag die Beklagte in ihrer
|
|
Antragsschrift nicht aufzuzeigen. Mit kritischen Stimmen aus der Literatur hat
|
|
sich der Senat bereits eingehend in seinem Urteil vom 26. November 1990
|
|
(aaO, S. 508 f.) auseinandergesetzt; die neuerliche - im wesentlichen gleichgelagerte - Kritik von Beuthien (insbesondere ZfgG 42, 162 ff.) gibt zu einer erneuten grundsätzlichen Erörterung keine Veranlassung.
|
|
Symptomatische Rechtsfehler, die ein Eingreifen des Revisionsgerichts
|
|
erforderlich machen könnten, sind dem Amtsgericht entgegen der Ansicht der
|
|
|
|
-5-
|
|
|
|
Beklagten nicht unterlaufen. Dessen im Einklang mit der Senatsrechtsprechung
|
|
ergangenes Urteil erweist sich vielmehr auch im Ergebnis als zutreffend.
|
|
Röhricht
|
|
|
|
Goette
|
|
Münke
|
|
|
|
Kurzwelly
|
|
Gehrlein
|
|
|
|
|