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BUNDESGERICHTSHOF
BESCHLUSS
4 StR 418/18
vom
4. Dezember 2018
in der Strafsache
gegen
wegen gefährlicher Körperverletzung u.a.
ECLI:DE:BGH:2018:041218B4STR418.18.0
-2-
Der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat nach Anhörung des Generalbundesanwalts und des Beschwerdeführers am 4. Dezember 2018 gemäß § 349
Abs. 2 und 4 StPO beschlossen:
1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Dortmund vom 10. April 2018 mit den zugehörigen
Feststellungen aufgehoben,
a) soweit der Angeklagte unter II. Fall 3 der Urteilsgründe
verurteilt worden ist,
b) im Gesamtstrafenausspruch,
c) in der Entscheidung über die Einziehung.
2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
3. Die weiter gehende Revision wird verworfen.
Gründe:
1
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Nötigung, sowie Bedrohung und Betrugs in Tateinheit mit
Diebstahl zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten
verurteilt. Außerdem hat es seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt
angeordnet und ein Messer eingezogen. Seine hiergegen gerichtete Revision
-3-
hat den aus der Beschlussformel ersichtlichen Teilerfolg. Im Übrigen ist sie unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2 StPO.
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1. Die Verurteilung wegen Bedrohung (II. Fall 3 der Urteilsgründe) hält
revisionsrechtlicher Überprüfung nicht stand.
3
a) Nach den Feststellungen geriet der Angeklagte mit dem Zeugen
B.
über ein Betäubungsmittelgeschäft in Streit. Es entwickelte sich eine
verbale Auseinandersetzung, die darin mündete, dass der Angeklagte ein Küchenmesser in die Hand nahm und damit zweimal in Richtung des Bauches des
Zeugen stach, der dem Angriff jedoch durch Sprünge nach hinten ausweichen
konnte. Danach ließ der Angeklagte von dem Zeugen ab und steckte sein Messer ein. Die Strafkammer hat die Stiche als Androhung eines vorsätzlichen Tötungsdelikts gewertet, zu dem der Angeklagte „auch bereits unmittelbar angesetzt“ habe. Allerdings sei er hiervon strafbefreiend zurückgetreten (UA 25).
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b) Diese Feststellungen belegen nicht, dass der Angeklagte den Zeugen
im Sinne des § 241 Abs. 1 StGB mit der Begehung eines Verbrechens bedroht
hat.
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aa) Der Tatbestand der Bedrohung in § 241 Abs. 1 StGB setzt das ausdrücklich erklärte oder konkludent zum Ausdruck gebrachte Inaussichtstellen
der Begehung eines Verbrechens gegen den Drohungsadressaten oder eine
ihm nahestehende Person voraus (vgl. BGH, Beschluss vom 15. Januar 2015
– 4 StR 419/14, NStZ 2015, 394 Rn. 9 mwN). Ein Drohen kann daher nur als
ein Hinweis auf etwas noch Zukünftiges begriffen werden. In der Verwirklichung
eines Geschehens kann aber nicht zugleich seine Ankündigung liegen (vgl.
BGH, Beschluss vom 8. Juni 1984 – 2 StR 293/84, NStZ 1984, 454; Eser/Eisele
in Schönke/Schröder, StGB, 29. Aufl., § 241 Rn. 4).
-4-
6
bb) Ein diesen Anforderungen entsprechendes Inaussichtstellen eines
noch bevorstehenden Verbrechens lässt sich den Urteilsgründen nicht entnehmen. Die Strafkammer hat in den beiden Stichen, die nur aufgrund von Ausweichbewegungen des Zeugen folgenlos blieben, nicht lediglich Schreck- oder
Warngesten, sondern einen Tötungsversuch und damit den Beginn des verbrecherischen Handelns gesehen. Dass diesen Angriffen eine Ankündigung vorausging, ergeben die Feststellungen nicht. Zwar kann auch in der Ausführung
eines Verbrechens, wie etwa bei einer versuchten Erpressung, die Bedrohung
mit einem (weiteren) Verbrechen liegen. Aber auch hierfür findet sich in den
Feststellungen kein Beleg.
7
2. Die Sache bedarf daher insoweit neuer Verhandlung und Entscheidung. Der mit der Aufhebung verbundene Wegfall der Einzelstrafe von einem
Jahr Freiheitsstrafe zieht die Aufhebung der Gesamtstrafe nach sich. Auch die
Einziehung des verwendeten Messers kann danach nicht bestehen bleiben.
Sost-Scheible
Cierniak
Quentin
Bender
Bartel