BUNDESGERICHTSHOF
|
|
IM NAMEN DES VOLKES
|
|
URTEIL
|
|
2 StR 100/15
|
|
vom
|
|
7. Januar 2016
|
|
in der Strafsache
|
|
gegen
|
|
|
|
wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes u. a.
|
|
|
|
ECLI:DE:BGH:2016:070116U2STR100.15.0
|
|
|
|
-2-
|
|
|
|
Der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat aufgrund der Verhandlung vom
|
|
7. Oktober 2015, in der Sitzung am 7. Januar 2016, an denen teilgenommen
|
|
haben:
|
|
Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof
|
|
Prof. Dr. Fischer,
|
|
die Richter am Bundesgerichtshof
|
|
Prof. Dr. Krehl,
|
|
Dr. Eschelbach,
|
|
die Richterinnen am Bundesgerichtshof
|
|
Dr. Ott,
|
|
Dr. Bartel,
|
|
Staatsanwalt beim Bundesgerichtshof
|
|
in der Verhandlung,
|
|
Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof
|
|
bei der Verkündung
|
|
als Vertreter der Bundesanwaltschaft,
|
|
Rechtsanwalt
|
|
in der Verhandlung
|
|
als Verteidiger des Angeklagten,
|
|
Rechtsanwalt
|
|
in der Verhandlung
|
|
als Vertreter der Nebenklägerin K.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
Justizhauptsekretärin
|
|
in der Verhandlung,
|
|
Justizangestellte
|
|
bei der Verkündung
|
|
als Urkundsbeamtinnen der Geschäftsstelle,
|
|
|
|
für Recht erkannt:
|
|
|
|
,
|
|
|
|
-3-
|
|
|
|
Die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des Landgerichts
|
|
Mühlhausen vom 18. Dezember 2014 wird als unbegründet verworfen.
|
|
Der Beschwerdeführer hat die Kosten seines Rechtsmittels zu
|
|
tragen.
|
|
|
|
Von Rechts wegen
|
|
|
|
Gründe:
|
|
1
|
|
|
|
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen sexuellen Missbrauchs von
|
|
Kindern in drei Fällen und Sich-Verschaffens des Besitzes kinderpornographischer Schriften in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren
|
|
und vier Monaten verurteilt und ihn im Übrigen freigesprochen. Die dagegen
|
|
gerichtete, auf die Sachrüge gestützte Revision des Angeklagten hat keinen
|
|
Erfolg.
|
|
|
|
2
|
|
|
|
1. Der Angeklagte war ein guter Freund des Zeugen S.
|
|
|
|
und häufig
|
|
|
|
bei diesem zu Gast. Dabei lernte er auch Anfang des Jahres 2012 die damals
|
|
zehn Jahre alte Geschädigte K.
|
|
zusammen mit dessen Tochter F.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
kennen, die den Zeugen S.
|
|
regelmäßig besuchte. Die beiden
|
|
|
|
Kinder sind Töchter der früheren Lebensgefährtin des Zeugen S.
|
|
W.
|
|
3
|
|
|
|
, von der dieser sich im Jahre 2011 getrennt hatte.
|
|
|
|
, C.
|
|
|
|
-4-
|
|
|
|
Bei seinen Besuchen war der Angeklagte regelmäßig von seiner damaligen Verlobten
|
|
|
|
E.
|
|
|
|
und ihrem gemeinsamen Kind P.
|
|
|
|
wie er auch und die "Besuchskinder" des Zeugen S.
|
|
übernachteten. Üblicherweise schlief K.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
begleitet, die
|
|
|
|
in dessen Wohnung
|
|
|
|
im Wohnzimmer auf dem
|
|
|
|
dortigen Sofa. Der Angeklagte legte sich bei mehreren Gelegenheiten zu ihr auf
|
|
das Sofa.
|
|
4
|
|
|
|
a) Dabei kam es an drei nicht näher bestimmbaren Abenden im Zeitraum
|
|
zwischen Februar und Oktober 2012 zu sexuellen Übergriffen des Angeklagten,
|
|
der sich - jeweils mit einer Jogginghose und einem T-Shirt bekleidet - zu K.
|
|
legte und zunächst mir ihr redete. Anschließend berührte er in sexueller
|
|
Absicht die Zeugin zunächst auf der Kleidung an ihrem Geschlechtsteil, um ihr
|
|
sodann Schlafanzughose und Schlüpfer herunter zu ziehen und die Schamlippen des Kindes mit seiner Hand zu berühren und zu streicheln, ohne jedoch mit
|
|
dem Finger einzudringen. Der Angeklagte beendete seine Berührungen ohne
|
|
äußeren Anlass.
|
|
|
|
5
|
|
|
|
b) Im Frühjahr bat der Angeklagte den Zeugen S.
|
|
K.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
um Nacktfotos von
|
|
|
|
. Daraufhin machte dieser am 11. Mai 2012 mit ihrem Einver-
|
|
|
|
ständnis mehrere Fotos von ihr, wobei auf diesen teils das unbedeckte Geschlechtsteil, teils der unbedeckte Po und teils auch die unbedeckte Brust des
|
|
Kindes zu sehen sind. Die von ihm gefertigten Aufnahmen übersandte der Zeuge per Skype an den Angeklagten, der diese zeitweise sowohl auf dem von ihm
|
|
genutzten Laptop als auch auf seinem Handy abspeicherte.
|
|
6
|
|
|
|
Am folgenden Tag fertigte der Zeuge S.
|
|
|
|
weitere Bilder von K.
|
|
|
|
, die das Kind vollständig entkleidet und in eindeutig sexual bezogenen Posen mit Präsentation des unbedeckten Geschlechtsteils, der unbedeckten Brust
|
|
und teilweise auch des gesamten Dammbereichs zeigen. Dabei spreizt K.
|
|
auf mehreren Fotos ihre Vagina und führt zudem einen Kugelschreiber in
|
|
|
|
-5-
|
|
|
|
ihre Scheide ein. Auch diese Fotos sandte der Zeuge S.
|
|
|
|
an den Angeklag-
|
|
|
|
ten, der sie abspeicherte.
|
|
7
|
|
|
|
c) Vom weitergehenden Vorwurf eines schweren sexuellen Missbrauchs
|
|
durch Vornahme eines Oralverkehrs bei dem Angeklagten sprach ihn das
|
|
Landgericht frei.
|
|
|
|
8
|
|
|
|
d) Soweit der zu den Tatvorwürfen schweigende Angeklagte wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden ist, hat sich das Landgericht vor allem auf
|
|
die Angaben der Zeugin K.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
gestützt, die durch den Zeugen S.
|
|
|
|
und - was das gemeinsame Liegen auf dem Sofa anbelangt - durch die Zeuginnen E.
|
|
K.
|
|
|
|
und F.
|
|
W.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
bestätigt worden seien. Sowohl die Zeugin
|
|
|
|
als auch der Zeuge S.
|
|
|
|
seien glaubhaft. Im Hinblick auf die
|
|
|
|
Verurteilung nach § 184b Abs. 4 StGB beruhen die Feststellungen der Kammer
|
|
vor allem auf den zum Gegenstand der Hauptverhandlung gemachten Bildern,
|
|
die der Angeklagte noch im Besitz hatte, als er diese mit einer Strafanzeige gegen den Zeugen S.
|
|
|
|
am 7. Februar 2013 den Strafverfolgungsbehörden über-
|
|
|
|
gab.
|
|
9
|
|
|
|
2. Die Verurteilung des Angeklagten hält sachlich-rechtlicher Nachprüfung stand.
|
|
|
|
10
|
|
|
|
a) Die Beweiswürdigung des Landgerichts in den Fällen II. 1-3 begegnet
|
|
keinen durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Die Strafkammer hat sich bei
|
|
ihrer Überzeugungsbildung auf die Angaben der Zeugin K.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
ge-
|
|
|
|
stützt, deren Angaben sie für glaubhaft betrachtet hat. Dagegen ist von Rechts
|
|
wegen nichts zu erinnern, zumal mit Blick auf die Angaben der Zeugen C.
|
|
W.
|
|
|
|
, E.
|
|
|
|
und S.
|
|
|
|
nicht von einer Aussage-gegen-Aussage-Konstellation
|
|
|
|
auszugehen ist und deshalb die hierfür geltenden strengeren Maßstäbe bei der
|
|
Überzeugungsbildung nicht zur Überprüfung der landgerichtlichen Entscheidung heranzuziehen sind. Das Landgericht hat in den Blick genommen, dass es
|
|
|
|
-6-
|
|
|
|
sich bei der Zeugin K.
|
|
|
|
W.
|
|
|
|
auch im Hinblick auf ihr Aussageverhalten
|
|
|
|
in der Hauptverhandlung und den Umstand, dass sie weitergehende belastende
|
|
Angaben gemacht hat, die sie ihrer Entscheidung nicht zugrunde gelegt hat, um
|
|
eine "problematische" Aussageperson handelt. Wenn die Strafkammer ihr mit
|
|
Blick auf die Aussageentstehung und auch eine, wenn auch knappe, Analyse
|
|
ihrer Aussage gleichwohl (partiell) Glauben schenkt, weist dies keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten auf.
|
|
11
|
|
|
|
b) Auch die Verurteilungen in den Fällen II. 4 und 5 sind rechtlich ohne
|
|
Bedenken.
|
|
|
|
12
|
|
|
|
Dass nicht sämtliche der von der Strafkammer in ihrem Urteil in Bezug
|
|
genommenen Bilder kinderpornographische Schriften im Sinne von § 184b
|
|
Abs. 1 StGB sind, berührt den Schuldspruch nicht und gefährdet im Übrigen
|
|
auch - da die Strafkammer auf die Zahl der Bilder, die der Angeklagte sich verschafft hat, nicht abgestellt hat - den Tatumfang nicht.
|
|
Fischer
|
|
|
|
Krehl
|
|
Ott
|
|
|
|
Eschelbach
|
|
Bartel
|
|
|
|
|