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<title>Terminhinweise in Sachen III ZR 405/12, III ZR 406/12, III ZR 407/12 und III ZR 408/12 f&uuml;r den 19. September 2013</title>
<meta name="author" content="Pressestelle des BGH">
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<meta name="subject" content="Nr. 137 vom 20.08.13">
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<meta name="LfdNr" content="137">
<meta name="Jahr" content="2013">
<meta name="Senat" content="III. Zivilsenat">
<meta name="Aktenzeichen" content="III ZR 405/12">
<meta name="Datum" content="20.08.13">
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<h1>Bundesgerichtshof</h1>
<h2>Mitteilung der Pressestelle</h2>
<hr noshade size="1">
<p align="justify">Nr. 137/2013 </p>
<p align="justify">Sehr geehrte Damen und Herren, </p>
<p align="justify">wir m&ouml;chten folgende Terminhinweise geben: </p>
<p align="justify"><b>Verhandlungstermin: 19. September 2013 </b></p>
<p align="justify"><b>III ZR 405/12 </b></p>
<p align="justify">LG Karlsruhe - 2 O 330/11 - Entscheidung vom 24. April 2012 </p>
<p align="justify">OLG Karlsruhe - 12 U 62/12 - Entscheidung vom 29. November 2012 </p>
<p align="justify">und </p>
<p align="justify"><b>III ZR 406/12 </b></p>
<p align="justify">LG Karlsruhe - 2 O 278/11 – Entscheidung vom 24. April 2012 </p>
<p align="justify">OLG Karlsruhe - 12 U 60/12 – Entscheidung vom 29. November 2012 </p>
<p align="justify">und </p>
<p align="justify"><b>III ZR 407/12 </b></p>
<p align="justify">LG Karlsruhe - 2 O 316/11 – Entscheidung vom 24. April 2012 </p>
<p align="justify">OLG Karlsruhe - 12 U 63/12 - Entscheidung vom 29. November 2012 </p>
<p align="justify">und </p>
<p align="justify"><b>III ZR 408/12 </b></p>
<p align="justify">LG Karlsruhe - 2 O 279/11 – Entscheidung vom 24. April 2012 </p>
<p align="justify">OLG Karlsruhe - 12 U 61/12 – Entscheidung vom 29. November 2012 </p>
<p align="justify">Die Kl&auml;ger begehren von dem beklagten Land Baden-W&uuml;rttemberg immateriellen Schadensersatz wegen nachtr&auml;glich verl&auml;ngerter Sicherungsverwahrung. </p>
<p align="justify">Die Kl&auml;ger in den vier zur Verhandlung anstehenden (parallel gelagerten) Verfahren waren zwischen 1977 und 1986 durch Urteile baden-w&uuml;rttembergischer Landgerichte zu langj&auml;hrigen Freiheitsstrafen (von 5 bis 15 Jahren) verurteilt worden. Den Verurteilungen lagen jeweils schwere Straftaten zugrunde, insbesondere solche gegen die sexuelle Selbstbestimmung. In allen F&auml;llen hatte das Gericht anschlie&szlig;ende Sicherungsverwahrung angeordnet. Diese wurde nach Verb&uuml;&szlig;ung der Strafhaft in der Justizvollzugsanstalt Freiburg vollzogen. </p>
<p align="justify">Nach der im Zeitpunkt der Verurteilung der Kl&auml;ger geltenden Fassung des &sect;&nbsp;67d Abs.&nbsp;1, Abs.&nbsp;3 StGB durfte die Dauer der erstmaligen Unterbringung in der Sicherungsverwahrung zehn Jahre nicht &uuml;bersteigen; nach Ablauf dieser H&ouml;chstfrist war der Untergebrachte zu entlassen. Durch das Gesetz zur Bek&auml;mpfung von Sexualdelikten und anderen gef&auml;hrlichen Straftaten vom 26.&nbsp;Januar 1998 (BGBl.&nbsp;I S. 160) wurde diese Regelung ge&auml;ndert. Die H&ouml;chstfrist von 10 Jahren entfiel; &sect;&nbsp;67d Abs.&nbsp;3 StGB bestimmte nunmehr, dass nach Ablauf von zehn Jahren das Gericht die Sicherungsverwahrung f&uuml;r erledigt erkl&auml;rt, &quot;wenn nicht die Gefahr besteht, dass der Untergebrachte infolge seines Hanges erhebliche Straftaten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder k&ouml;rperlich schwer gesch&auml;digt werden&quot;. Diese Bestimmung galt auch f&uuml;r Altf&auml;lle, d.h. f&uuml;r Straft&auml;ter, die ihre Tat vor Verk&uuml;ndung und Inkrafttreten des Gesetzes begangen hatten und vor diesem Zeitpunkt verurteilt worden waren. </p>
<p align="justify">Aufgrund der Gesetzes&auml;nderung wurden die Kl&auml;ger nicht nach Ablauf der 10-Jahresfrist aus der Sicherungsverwahrung entlassen. Vielmehr ordnete das Landgericht Freiburg (Strafvollstreckungskammer) -&nbsp;jeweils auf der Grundlage eingeholter Gutachten von Sachverst&auml;ndigen&nbsp;- in Abst&auml;nden von 2 Jahren, zuletzt mit Beschl&uuml;ssen im Dezember 2009 bzw. August 2010 an, dass die Sicherungsverwahrung fortzudauern habe, da von den Kl&auml;gern weiterhin ein Risiko ausgehe. </p>
<p align="justify">Auf die jeweiligen sofortigen Beschwerden der Kl&auml;ger hob das Oberlandesgericht Karlsruhe im Juli, September bzw. Oktober 2010 die angefochtenen Entscheidungen auf und stellte die Erledigung der Sicherungsverwahrung fest. Die Kl&auml;ger wurden noch am gleichen Tag aus der Sicherungsverwahrung entlassen. Das Oberlandesgericht st&uuml;tzte seine Entscheidungen ma&szlig;geblich auf das im Rahmen eines Individualbeschwerdeverfahrens eines anderen sicherungsverwahrten Straft&auml;ters ergangene Urteil des Europ&auml;ischen Gerichtshofs f&uuml;r Menschenrechte (EGMR) - V. Sektion - vom 17.&nbsp;Dezember 2009 (Beschwerde-Nr. 19359/04, NJW 2010, 2495 = EuGRZ 2010, 25), wonach die &Auml;nderung des &sect;&nbsp;67d Abs.&nbsp;3 StGB mit Art.&nbsp;5 Abs. 1 und Art.&nbsp;7 Abs. 1 der Europ&auml;ischen Menschenrechtskonvention (EMRK) nicht vereinbar sei. Diese Entscheidung ist seit dem 10. Mai 2010 endg&uuml;ltig, nachdem ein Ausschuss der Gro&szlig;en Kammer den Antrag der Bundesregierung auf Verweisung an die Gro&szlig;e Kammer nach Art. 43 Abs. 2 EMRK abgelehnt hat (Art. 44 Abs. 2 Buchst. c EMRK). </p>
<p align="justify">Mit Urteil vom 4.&nbsp;Mai 2011 (BVerfGE 128, 326) erkl&auml;rte das Bundesverfassungsgericht die gesetzlichen Regelungen zur nachtr&auml;glichen Verl&auml;ngerung der Sicherungsverwahrung f&uuml;r verfassungswidrig. </p>
<p align="justify">Die Kl&auml;ger haben das beklagte Land auf Ersatz ihres immateriellen Schadens f&uuml;r die auch nach Ablauf der Zehn-Jahresfrist weiter vollzogene Sicherungsverwahrung in Anspruch genommen. Das Landgericht hat den Kl&auml;gern -&nbsp;unter Abweisung der weiter gehenden Klagen&nbsp;– entsprechend der jeweiligen Dauer der nachtr&auml;glich verl&auml;ngerten Sicherungsverwahrung Entsch&auml;digungen in H&ouml;he zwischen 49.000 € und 73.000&nbsp;€ nebst Zinsen nach Art. 5 Abs. 5 EMRK zuerkannt. Die Berufungen des beklagten Landes sind in allen F&auml;llen erfolglos geblieben. Gegen die Berufungsurteile des OLG Karlsruhe richten sich die vom Berufungsgericht zugelassenen Revisionen des Beklagten. </p>
<p align="justify">Der Beklagte macht insbesondere geltend, dass die Strafgerichte des Landes aufgrund der objektiven, vom Bundesgesetzgeber durch das Gesetz vom 26. Januar 1998 geschaffenen Normenlage gar keine andere Wahl gehabt h&auml;tten, als die Fortsetzung der Sicherungsverwahrung auch nach Ablauf der fr&uuml;heren H&ouml;chstfrist anzuordnen. Aus diesem Grunde werde eine etwaige nach Art. 5 Abs. 5 EMRK zu leistende Entsch&auml;digung (nur) von der Bundesrepublik Deutschland, aber nicht vom Land Baden-W&uuml;rttemberg geschuldet. </p>
<p align="justify"> </p>
<p align="justify"><b>* Art. 5 EMRK: </b></p>
<p align="justify">Jede Person hat das Recht auf Freiheit und Sicherheit. Die Freiheit darf nur in den folgenden F&auml;llen und nur auf die gesetzlich vorgeschriebene Weise entzogen werden: </p>
<p align="justify"><Es folgen zu (a) bis (f) die Fälle rechtmäßiger Festnahme oder Freiheitsentziehung> </p>
<p align="justify">..... </p>
<p align="justify">…. </p>
<p align="justify">…. </p>
<p align="justify">Jede Person, die unter Verletzung dieses Artikels von Festnahme oder Freiheitsentziehung betroffen ist, hat Anspruch auf Schadensersatz. </p>
<p><font size="-1">
Pressestelle des Bundesgerichtshofs <br>
76125 Karlsruhe<br>
Telefon (0721) 159-5013<br>
Telefax (0721) 159-5501</font></p>
</body>
</html>