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  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. IM NAMEN DES VOLKES
  3. URTEIL
  4. VIII ZR 178/13
  5. Verkündet am:
  6. 22. Januar 2014
  7. Ring,
  8. Justizhauptsekretärin
  9. als Urkundsbeamtin
  10. der Geschäftsstelle
  11. in dem Rechtsstreit
  12. Nachschlagewerk:
  13. ja
  14. BGHZ:
  15. nein
  16. BGHR:
  17. ja
  18. BGB §§ 355, 358, 359, 499, 500
  19. Auf das so genannte Eintrittsmodell, bei dem ein Verbraucher zunächst einen Kaufvertrag über die spätere Leasingsache und zur Finanzierung einen Leasingvertrag
  20. abschließt, sind die Vorschriften über verbundene Verträge (§§ 358, 359 BGB aF)
  21. weder unmittelbar noch entsprechend anwendbar.
  22. BGH, Urteil vom 22. Januar 2014 - VIII ZR 178/13 - OLG Düsseldorf
  23. LG Mönchengladbach
  24. -2-
  25. Der VIII. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat am 22. Januar 2014 durch den
  26. Vorsitzenden Richter Ball, die Richterin Dr. Milger, die Richter Dr. Achilles und
  27. Dr. Schneider sowie die Richterin Dr. Fetzer
  28. für Recht erkannt:
  29. Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil des 17. Zivilsenats
  30. des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 17. Mai 2013 aufgehoben.
  31. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch
  32. über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsgericht zurückverwiesen.
  33. Von Rechts wegen
  34. Tatbestand:
  35. 1
  36. Der Beklagte ist seit 1993 mit dem Tätigkeitsbereich "Montage von vorgeformten Elementen" im Gewerberegister eingetragen. Nachdem er bis dahin
  37. vor allem im Bereich der Treppenmontage tätig gewesen war, schloss er im
  38. April 2009 als Folge der Insolvenz seines bisherigen (Haupt-)Auftraggebers unter der Bezeichnung "Montage- & Event-Service V.
  39. GmbH (im Folgenden: K.
  40. Kr.
  41. " mit der K.
  42. ), einem mit der Kläge-
  43. rin personell verbundenen Unternehmen, eine Kooperationsvereinbarung betreffend die Montage und den Vertrieb von Wohnwagenschutzdächern. Daneben schloss der Beklagte mit der Klägerin einen Kaufvertrag über einen
  44. "Schutzdach-Business-Trailer Montageanhänger inkl. Komplettausstattung" zu
  45. -3-
  46. einem Preis von 19.932,50 €. Gleichzeitig unterzeichnete er unter Hinweis auf
  47. seinen seit 1993 bestehenden Gewerbebetrieb "Kr.
  48. Montage-Service" für
  49. den gekauften Montageanhänger einen an die a. -Leasing (im Folgenden: Leasinggesellschaft) gerichteten Antrag auf Abschluss eines Leasingvertrages mit
  50. Restwertgarantie; insoweit war vorgesehen, dass die Leasinggesellschaft anstelle des Beklagten in den Kaufvertrag eintreten sollte. Der Leasingantrag wurde jedoch von der Leasinggesellschaft nicht angenommen, nachdem der Beklagte wenige Tage später gegenüber der K.
  51. seine Vertragserklärungen
  52. sämtlich widerrufen und in der Folge die Erfüllung des Kaufvertrages verweigert
  53. hatte.
  54. 2
  55. Das Landgericht hat der auf Zahlung des Kaufpreises nebst Zinsen und
  56. vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten sowie auf Feststellung des Annahmeverzugs gerichteten Klage stattgegeben. Das Oberlandesgericht hat sie abgewiesen. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision erstrebt die Klägerin
  57. die Wiederherstellung des erstinstanzlichen Urteils.
  58. Entscheidungsgründe:
  59. 3
  60. Die Revision hat Erfolg.
  61. I.
  62. 4
  63. Das Berufungsgericht hat zur Begründung seiner Entscheidung im Wesentlichen ausgeführt:
  64. 5
  65. Der Klägerin stünden keine Ansprüche aus dem Kaufvertrag mehr zu,
  66. weil der Beklagte zum Widerruf seiner auf den Abschluss des Leasingvertrages
  67. gerichteten Willenserklärung berechtigt gewesen sei und der dadurch gemäß
  68. -4-
  69. § 355 Abs. 1 BGB in der bis zum 29. Juli 2010 geltenden Fassung (im Folgenden: BGB aF) bewirkte Wegfall dieser Willenserklärung nach § 358 Abs. 2 BGB
  70. aF auch den Wegfall der Bindung an den Kaufvertrag zur Folge gehabt habe.
  71. Letztgenannte Vorschrift sei gemäß § 499 BGB aF auf die leasingtypische Vertragsgestaltung des hier gegebenen "Eintrittsmodells" anwendbar, bei dem der
  72. Kaufvertrag von vornherein in der Absicht geschlossen werde, dass mit dem
  73. späteren Zustandekommen des korrespondierenden Leasingvertrages über das
  74. Kaufobjekt der Leasinggeber in den Kaufvertrag eintrete und der Leasingnehmer aus diesem entlassen werde. Zwar fehle es bei einer solchen Vertragsgestaltung an der typischen Aufspaltung eines einheitlichen Vertragsverhältnisses
  75. in zwei gleichzeitig nebeneinander bestehende Verträge, da der Leasingnehmer
  76. zur selben Zeit jeweils nur aus einem Vertrag verpflichtet sei. Werde der Leasingvertrag aber widerrufen, lebten bei getrennter Betrachtung der Verträge die
  77. ansonsten hinfälligen kaufvertraglichen Pflichten des Leasingnehmers wieder
  78. auf, und er bleibe damit an einen Vertrag gebunden, den er allein im Hinblick
  79. auf das vorgesehene Zustandekommen des Leasingvertrages abgeschlossen
  80. habe. Das Schutzbedürfnis des Leasingnehmers sei deshalb in einem solchen
  81. Fall demjenigen bei Aufspaltung in zwei zeitgleich geschlossene Verträge vergleichbar.
  82. 6
  83. Auch die Gesetzesmaterialien zeigten, dass der Gesetzgeber die Anwendbarkeit des § 358 BGB in den Fällen der Finanzierungshilfe - und damit
  84. auch im Falle des Finanzierungsleasings - jedenfalls in denjenigen Konstellationen ausdrücklich gewünscht und für möglich gehalten habe, in denen die
  85. Voraussetzungen dieser Vorschrift im Einzelfall erfüllt seien, also der Vertrag
  86. über die Lieferung der Ware mit dem Leasingvertrag derart verknüpft sei, dass
  87. das Leasinggeschäft ganz oder teilweise der Finanzierung des anderen Vertrages diene und beide Verträge eine wirtschaftliche Einheit bildeten. Das sei hier
  88. der Fall.
  89. -5-
  90. 7
  91. Der vom Beklagten angestrebte Leasingvertrag habe ausschließlich der
  92. Finanzierung des Kaufvertrages über den Anhänger gedient. Allein diese objektive wirtschaftliche Funktion des Leasingvertrages rechtfertige trotz Fehlens
  93. zweier gleichzeitig nebeneinander bestehender Vertragsbindungen des Leasingnehmers die entsprechende Anwendung des § 358 BGB. Hiervon ausgehend habe es vorliegend auch nicht einer in vergleichbaren Fällen häufig in den
  94. Kaufvertrag zur Klarstellung aufgenommenen Leasingfinanzierungsklausel bedurft.
  95. 8
  96. Dass das zur Annahme einer wirtschaftlichen Einheit beider Verträge im
  97. Sinne von § 358 Abs. 3 BGB aF erforderliche Zusammenwirken zwischen Leasinggeber und Verkäufer vorgelegen habe, stehe nach den Bekundungen der
  98. bei den Vertragsverhandlungen für die Klägerin tätigen Zeugin E.
  99. ebenfalls
  100. fest. Danach sei der Leasingvertrag nicht aufgrund eigener Initiative des Beklagten zustande gekommen, sondern von der Klägerin unter Verwendung von
  101. ihr überlassenen Vordrucken der Leasinggesellschaft vermittelt worden. Zwar
  102. könne als zutreffend unterstellt werden, dass der Beklagte vor Unterzeichnung
  103. des Kaufvertrages von der Zeugin ausdrücklich darauf hingewiesen worden sei,
  104. dass der Kaufvertrag zunächst einmal unabhängig von dem avisierten Leasingvertrag abgeschlossen werde, und dass der Beklagte sich bei Nichtzustandekommen des Leasingvertrages um eine anderweitige Finanzierung des Kaufpreises für den Montageanhänger bemühen müsse. Der Zeugin sei allerdings
  105. aus den Angaben des Beklagten durchaus bewusst gewesen, dass dieser nach
  106. seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten den Kaufvertrag ohne Finanzierung des
  107. Kaufpreises über den Leasingvertrag nicht habe abschließen können, so dass
  108. ihr die objektive Funktion des Leasingvertrages zum Zwecke der Kaufpreisfinanzierung bekannt gewesen sei. Wenn sie dennoch darauf beharrt habe, dass
  109. das Zustandekommen des Kaufvertrages von dem Zustandekommen der Finanzierung über den Leasingvertrag unabhängig sein sollte, habe darin der un-
  110. -6-
  111. zulässige Versuch einer dem Beklagten nachteiligen Abänderung des § 358
  112. BGB aF gelegen.
  113. 9
  114. Dem Beklagten habe das in Anspruch genommene Recht zum Widerruf
  115. des Leasingvertrages zugestanden, da er bei Abschluss des Kaufvertrages ein
  116. dem Verbraucher gleich stehender Existenzgründer im Sinne des § 507 BGB
  117. aF gewesen sei. Denn die beabsichtigte Tätigkeit des Klägers für die K.
  118. habe mit seiner bisherigen Tätigkeit nicht im Zusammenhang gestanden. Es
  119. habe sich nicht nur um eine Ausweitung der bereits ausgeübten Montagetätigkeit, sondern um eine neue, davon klar abgrenzbare Spezialtätigkeit mit zusätzlichen Vertriebsaufgaben gehandelt, durch die sich der Beklagte ein zweites, im
  120. Vergleich zu seiner bisherigen Tätigkeit neuartiges "Standbein" habe verschaffen wollen. Die Widerrufserklärung sei gegenüber der Leasinggesellschaft auch
  121. wirksam geworden. Zwar sei die Erklärung an die K.
  122. und nicht an die
  123. Leasinggesellschaft gerichtet gewesen. Nach den Umständen sei jedoch davon
  124. auszugehen, dass die K.
  125. das zugrunde liegende Schreiben als Emp-
  126. fangsbotin auch an die Leasinggesellschaft weitergegeben haben müsse.
  127. II.
  128. 10
  129. Diese Beurteilung hält revisionsrechtlicher Nachprüfung nicht stand.
  130. 11
  131. Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts hat es sich bei dem
  132. Kaufvertrag und dem in Aussicht genommenen Leasingvertrag nicht um verbundene Verträge im Sinne von § 499 Abs. 2, §§ 500, 358 Abs. 3 BGB aF gehandelt. Der vom Beklagten erklärte Widerruf seines Angebots auf Abschluss
  133. des Leasingvertrages hat deshalb die Bindung an den mit der Klägerin geschlossenen Kaufvertrag, auf den § 499 Abs. 1 BGB aF mangels Gewährung
  134. eines Zahlungsaufschubs selbst keine Anwendung findet (vgl. MünchKommBGB/Schürnbrand, 5. Aufl., § 499 Rn. 17), nicht gemäß § 358 Abs. 2
  135. -7-
  136. BGB aF beseitigen können. Mit der vom Berufungsgericht gegebenen Begründung kann daher ein Kaufpreisanspruch der Klägerin (§ 433 Abs. 2 BGB) nicht
  137. verneint werden.
  138. 12
  139. 1. Die hier anwendbaren § 499 Abs. 1, 2, § 500 BGB aF sehen vor, dass
  140. auf Finanzierungsleasingverträge zwischen einem Unternehmer und einem
  141. Verbraucher, dem gemäß § 507 BGB aF ein Existenzgründer gleich gestellt ist,
  142. die Vorschriften der §§ 358, 359 BGB aF über verbundene Verträge entsprechende Anwendung finden. § 358 Abs. 3 Satz 1 BGB aF bestimmt unter anderem, dass ein Vertrag über die Lieferung einer Ware und ein Verbraucherdarlehensvertrag verbunden sind, wenn das Darlehen ganz oder teilweise der Finanzierung eines anderen Vertrags dient und beide Verträge eine wirtschaftliche
  143. Einheit bilden. Hat bei Vorliegen eines solchen verbundenen Vertrages der
  144. Verbraucher seine auf den Abschluss des Verbraucherdarlehensvertrags gerichtete Willenserklärung - hier aufgrund eines vom Berufungsgericht angenommenen Widerrufsrechts nach § 495 Abs. 1, §§ 500, 507, 355 Abs. 1 BGB
  145. aF - wirksam widerrufen, ist er gemäß § 358 Abs. 2 Satz 1 BGB aF auch an
  146. seine Willenserklärung, die auf den Abschluss eines mit diesem Verbraucherdarlehensvertrag verbundenen Vertrages über die Lieferung einer Ware gerichtet ist, nicht mehr gebunden.
  147. 13
  148. 2. Es kann dahinstehen, ob die Auffassung des Berufungsgerichts zutrifft, dass der Beklagte bei Kauf des Anhängers und der von ihm beantragten
  149. Leasingfinanzierung als Existenzgründer im Sinne des § 507 BGB aF anzusehen war, und ob der Widerruf in einer den Anforderungen des § 355 Abs. 1 Satz
  150. 2 BGB aF genügenden Weise gegenüber der Leasinggesellschaft erklärt worden ist. Denn entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts findet § 358
  151. BGB aF auf Leasingfinanzierungen, auch wenn sie nach dem so genannten
  152. Eintrittsmodell erfolgen sollen, schon deshalb keine Anwendung, weil es hierbei
  153. -8-
  154. an dem von dieser Vorschrift vorausgesetzten Erfordernis einer Bindung des
  155. Verbrauchers an zwei rechtlich selbstständige Verträge fehlt, von denen der
  156. eine der Finanzierung des anderen dient.
  157. 14
  158. a) Ob und in welchem Umfang die für Finanzierungsleasingverträge in
  159. § 500 BGB aF enthaltene Verweisung auf die §§ 358, 359 BGB aF auch ohne
  160. das in diesen Bestimmungen für einen Einwendungsdurchgriff vorausgesetzte
  161. Erfordernis einer Bindung des Verbrauchers an zwei rechtlich selbstständige
  162. Verträge zum Tragen kommen kann, ist allerdings umstritten (zum Meinungsstand Reinking/Eggert, Der Autokauf, 12. Aufl., Rn. L 151 ff.). Vor allem im
  163. Schrifttum wird, namentlich um ein weitgehendes Leerlaufen der genannten
  164. Verweisung zu vermeiden, überwiegend angenommen, dass der Gesetzgeber
  165. sich mit dieser Verweisung umfassend (Graf von Westphalen/Woitkewitsch, Der
  166. Leasingvertrag, 6. Aufl., Kap. L Rn. 378; ebenso zu §§ 3, 9 VerbrKrG OLG
  167. Rostock, OLGR 1996, 89, 90), zumindest aber für den Anwendungsfall des Eintrittsmodells zugunsten des Verbraucher-Leasingnehmers dafür entschieden
  168. habe, dass dieser im Umfang der Verweisung in den Genuss der Verbraucherrechte beim finanzierten Kauf kommen solle (z.B. Bülow in Bülow/Artz, Verbraucherkreditrecht, 7. Aufl., § 506 Rn. 91; Staudinger/Kessal-Wulf, BGB, Neubearb. 2012, § 358 Rn. 43; jeweils mwN; vgl. auch MünchKommBGB/
  169. Habersack, 6. Aufl., § 358 Rn. 17, § 359 Rn. 10 ff.).
  170. 15
  171. Ein anderer Teil des Schrifttums (Wolf/Eckert/Ball, Handbuch des gewerblichen Miet-, Pacht- und Leasingrechts, 10. Aufl., Rn. 1799 ff.; Beckmann,
  172. Finanzierungsleasing, 3. Aufl., § 5 Rn. 11 f.) sowie die neuere Instanzrechtsprechung (OLG Düsseldorf, WM 2010, 2258, 2259 f.; OLG Frankfurt am Main,
  173. Urteil vom 28. Januar 2009 - 17 U 241/08, juris Rn. 34 ff.; OLG Brandenburg,
  174. Urteil vom 23. April 2008 - 3 U 115/07, juris Rn. 24) stehen hingegen auf dem
  175. Standpunkt, dass die auf den finanzierten Abzahlungskauf zugeschnittenen
  176. -9-
  177. §§ 358, 359 BGB selbst für das Eintrittsmodell im Regelfall nicht auf das bei
  178. einem Finanzierungsleasing bestehende Dreiecksverhältnis und die dabei bestehenden leasingtypischen Wechselbeziehungen passten. Denn durch deren
  179. sachgerechte Handhabung sei der Leasingnehmer auch ohne einen gesetzlich
  180. vorgesehenen Widerrufs- und Einwendungsdurchgriff hinreichend geschützt.
  181. 16
  182. b) Der Senat schließt sich der letztgenannten Auffassung an.
  183. 17
  184. aa) Die in § 358 Abs. 3 Satz 1 BGB aF enthaltene Legaldefinition der
  185. verbundenen Verträge setzt nach ihrem Wortlaut einen Vertrag über die Lieferung einer Ware (oder über die Erbringung einer anderen Leistung) sowie einen
  186. Verbraucherdarlehensvertrag, also ein finanziertes Geschäft einerseits und ein
  187. Finanzierungsgeschäft andererseits, voraus. Diese werden dadurch zu einem
  188. verbundenen Geschäft, dass das Finanzierungsgeschäft der Finanzierung des
  189. Liefervertrages dient. Hiernach ist der Tatbestand eines verbundenen Geschäftes begrifflich nur gegeben, wenn sich der Verbraucher einer Mehrzahl von Vertragsverhältnissen gegenüber sieht, von denen eines der Finanzierung des anderen dient, so dass er durch die damit einher gehende Ausgliederung der Finanzierung zweifach vertraglich gebunden ist (Staudinger/Kessal-Wulf, aaO,
  190. § 358 Rn. 21; Graf von Westphalen/Woitkewitsch, aaO, Kap. L Rn. 377).
  191. 18
  192. Daran fehlt es hier. Denn eine solche Vertragsgestaltung, die es dem
  193. Verbraucher ermöglichen soll, seine durch den Liefervertrag begründete Schuld
  194. mittels des zu diesem Zweck eingegangenen Finanzierungsgeschäfts gegenüber dem Lieferanten zu begleichen (jurisPK-BGB/Wildemann, 6. Aufl., § 358
  195. Rn. 22), ist auch bei einem Leasingvertrag nach dem Eintrittsmodell nicht gegeben, da der Leasingvertrag nicht der Finanzierung des Kaufvertrages durch
  196. den Käufer dient (OLG Düsseldorf, aaO; OLG Brandenburg, aaO). Der Kaufvertrag dient vielmehr umgekehrt als Teil des leasingtypischen Dreiecksverhältnis-
  197. - 10 -
  198. ses dem anstelle des Leasingnehmers in den Kaufvertrag eintretenden Leasinggeber zur Beschaffung des Leasinggegenstandes, den er benötigt, um seine durch den Leasingvertrag begründete Gebrauchsüberlassungspflicht erfüllen
  199. zu können. Der Leasingnehmer ist auch bei dem Eintrittsmodell vertraglich entweder nur gegenüber dem Verkäufer oder - nach Begründung des Leasingverhältnisses - nur gegenüber dem Leasinggeber gebunden.
  200. 19
  201. bb) Das Berufungsgericht hält gleichwohl eine entsprechende Anwendung des § 358 BGB aF für geboten, weil der angestrebte Leasingvertrag nach
  202. seiner objektiven wirtschaftlichen Funktion ausschließlich der Finanzierung des
  203. Kaufvertrages über den Anhänger gedient habe. Dabei verkennt es aber zum
  204. einen den genannten, von der Aufspaltungskonzeption des § 358 Abs. 3 BGB
  205. aF abweichenden Beschaffungszweck des Kaufvertrags im Rahmen der angestrebten Leasingbeziehungen. Zum anderen übersieht es, dass bei Leasingverträgen nach dem Eintrittsmodell mangels Schutzbedürftigkeit des Verbrauchers
  206. kein Bedürfnis besteht, die Vorschrift des § 358 Abs. 2 BGB aF auch ohne Vorliegen der Voraussetzungen des § 358 Abs. 3 BGB aF analog anzuwenden.
  207. Denn das Aufspaltungsrisiko, das die §§ 358, 359 BGB kompensieren sollen,
  208. wird bereits durch die leasingtypische Wechselbeziehung zwischen Kaufvertrag
  209. und Leasingvertrag und ihre Handhabung durch die höchstrichterliche Rechtsprechung hinreichend begrenzt (Wolf/Eckert/Ball, aaO Rn. 1799).
  210. 20
  211. Das gilt nicht nur für § 359 BGB, für dessen entsprechende Anwendung
  212. schon deshalb kein Bedürfnis besteht, weil der Käufer nach seinem Wechsel in
  213. die Rolle des Leasingnehmers durch die vom Senat in ständiger Rechtsprechung gebilligte leasingtypische Abtretungskonstruktion (zuletzt Senatsurteil
  214. vom 13. November 2013 - VIII ZR 257/12, aaO Rn. 13 mwN) einen gleichwertigen Schutz erfährt (Wolf/Eckert/Ball, aaO Rn. 1799, 1801; Beckmann, aaO
  215. Rn. 12; MünchKommBGB/Habersack, aaO, § 359 Rn. 12). Vielmehr gilt dies in
  216. - 11 -
  217. gleicher Weise für den hier in Rede stehenden § 358 BGB aF. Dass diese Bestimmung auf Leasingverträge nach dem Eintrittsmodell nicht passt, zeigt bereits dessen Abs. 4 Satz 3, wonach der Darlehensgeber bei einem Widerruf des
  218. Finanzierungsgeschäfts kraft Gesetzes an die Stelle des Verbrauchers in den
  219. verbundenen Vertrag eintritt. Denn der Leasinggeber wird bei dieser Vertragskonstruktion mit dem Zustandekommen des Leasingvertrages ohnehin alleiniger Vertragspartner des Beschaffungsvertrages mit dem Lieferanten, so dass
  220. ein Bedürfnis des Leasingnehmers, ihn vor diesen vertraglichen Bindungen zu
  221. schützen, nicht mehr besteht (OLG Düsseldorf, aaO S. 2260).
  222. 21
  223. Ebenso ist entgegen der Auffassung der Revisionserwiderung ein die
  224. Anwendung des § 358 Abs. 2 BGB aF rechtfertigendes Schutzbedürfnis des
  225. Käufers zu verneinen, wenn es - wie hier - gar nicht erst zum Eintritt des Leasinggebers in den Beschaffungsvertrag kommt. Denn der Käufer kann das Risiko einer nicht zustande kommenden Leasingfinanzierung und einer in diesem
  226. Fall drohenden Inanspruchnahme aus dem Kaufvertrag von vornherein dadurch
  227. begrenzen, dass er den Bestand des Beschaffungsvertrags ausdrücklich oder
  228. konkludent unter eine dahingehende auflösende Bedingung im Sinne des § 158
  229. Abs. 2 BGB stellt (Senatsurteil vom 9. Mai 1990 - VIII ZR 222/89, WM 1990,
  230. 1241 unter II 2 c bb). Das kann schon dann anzunehmen sein, wenn er - wie
  231. hier - zeitgleich mit Abschluss des Kaufvertrags einen vom Verkäufer vermittelten Leasingantrag stellt (OLG Düsseldorf, DAR 2005, 625; Reinking/Eggert,
  232. aaO Rn. L 260), wobei ihm ein als Verbraucher zustehender Schutz nicht
  233. dadurch gemäß § 162 BGB verloren ginge, dass er noch vor Zustandekommen
  234. des Leasingvertrags von einem ihm zustehenden Widerrufsrecht Gebrauch
  235. macht und auf diese Weise einen Vertragsschluss verhindert (MünchKommBGB/Koch, aaO, Finanzierungsleasing Rn. 41 mwN).
  236. - 12 -
  237. 22
  238. Selbst wenn eine solche Bedingung aber weder ausdrücklich noch konkludent vereinbart sein sollte, wäre er nicht schutzlos gestellt. Denn es entspricht bei einer solchen Einschaltung des Leasinggebers in die Sicherstellung
  239. der Kaufpreisfinanzierung regelmäßig einer interessengerechten Auslegung des
  240. Beschaffungsvertrages, dass das Zustandekommen eines in Aussicht genommenen Leasingvertrags Geschäftsgrundlage des Beschaffungsvertrages sein
  241. soll, es sei denn, der Käufer nimmt sich einen ihm auf diese Weise zukommenden Schutz selbst dadurch, dass er deutlich macht, auch für den Fall des Nichtzustandekommens des Leasingvertrages das Finanzierungsrisiko uneingeschränkt übernehmen und sich dann eigenständig eine alternative Finanzierung
  242. besorgen zu wollen (vgl. Martinek in Schimansky/Bunte/Lwowski, BankrechtsHandbuch, 4. Aufl., § 101 Rn. 94).
  243. III.
  244. 23
  245. Nach alledem kann das Urteil des Berufungsgerichts keinen Bestand haben; es ist daher aufzuheben (§ 562 Abs. 1 ZPO). Der Rechtsstreit ist nicht zur
  246. Endentscheidung reif, weil das Berufungsgericht - von seinem Standpunkt aus
  247. folgerichtig - keine abschließenden Feststellungen zu der Frage getroffen hat,
  248. ob der Kaufvertrag unter einer auflösenden Bedingung zustande gekommen ist
  249. oder ob dessen Geschäftsgrundlage durch das Nichtzustandekommen des angestrebten Leasingvertrages entfallen sein könnte. Ebenso wenig hat sich das
  250. Berufungsgericht bislang mit dem Einwand des Beklagten befasst, dass der
  251. Kaufvertrag über den Anhänger wegen einer sittenwidrigen Überhöhung des
  252. Kaufpreises nichtig sei. Der Rechtsstreit ist daher zur neuen Verhandlung und
  253. - 13 -
  254. Entscheidung an das Berufungsgericht zurückzuverweisen (§ 563 Abs. 1 Satz 1
  255. ZPO).
  256. Ball
  257. Dr. Milger
  258. Dr. Schneider
  259. Dr. Achilles
  260. Dr. Fetzer
  261. Vorinstanzen:
  262. LG Mönchengladbach, Entscheidung vom 04.11.2011 - 3 O 246/10 OLG Düsseldorf, Entscheidung vom 17.05.2013 - I-17 U 187/11 -