You can not select more than 25 topics Topics must start with a letter or number, can include dashes ('-') and can be up to 35 characters long.

80 lines
3.8 KiB

  1. 5 StR 436/11
  2. BUNDESGERICHTSHOF
  3. BESCHLUSS
  4. vom 12. Januar 2012
  5. in der Strafsache
  6. gegen
  7. wegen versuchten Totschlags u.a.
  8. -2-
  9. Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat am 12. Januar 2012
  10. beschlossen:
  11. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Hamburg vom 8. März 2011 nach § 349 Abs. 4
  12. StPO mit den zugehörigen Feststellungen aufgehoben, soweit er wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden ist, und im Ausspruch über die Gesamtstrafe.
  13. Die weitergehende Revision wird gemäß § 349 Abs. 2 StPO
  14. als unbegründet verworfen.
  15. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Schwurgerichtskammer des Landgerichts zurückverwiesen.
  16. G r ü n d e
  17. 1
  18. Das Landgericht hat den Angeklagten wegen versuchten Totschlags in
  19. Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung (Fall II.2.2.1: Einsatzstrafe von
  20. vier Jahren Freiheitsstrafe), wegen gefährlicher Körperverletzung in drei Fällen und wegen zweier Waffendelikte zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von
  21. sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Seine hiergegen auf Verfahrensrügen und die Rüge der Verletzung sachlichen Rechts gestützte Revision hat
  22. – entsprechend dem Antrag des Generalbundesanwalts – den aus der Beschlussformel ersichtlichen Erfolg; im Übrigen ist das Rechtsmittel unbegründet im Sinne von § 349 Abs. 2 StPO.
  23. -3-
  24. 2
  25. 1. Im Fall II.2.2.1 der Urteilsgründe greift die vom Angeklagten erhobene Inbegriffsrüge (§ 261 StPO) durch. Der Generalbundesanwalt hat hierzu in seiner Antragsschrift ausgeführt:
  26. „Aus der vom Beschwerdeführer zitierten Urteilspassage auf UA S. 27
  27. ergibt sich, dass das Landgericht seine Überzeugung von der Rechtswidrigkeit der Tat ausdrücklich auch auf vermeintlich verlesene Bekundungen des Zeugen H.
  28. aus dessen kriminalpolizeilicher Vernehmung gestützt hat, obschon die hierüber gefertigte Niederschrift in
  29. der Hauptverhandlung zu Beweiszwecken nicht verlesen wurde. Hierin
  30. liegt ein durchgreifender Rechtsfehler, weil das Landgericht in seiner
  31. Beweiswürdigung auf diesen hauptverhandlungsfremden Umstand
  32. abgestellt hat. Zwar hat es zu diesem Beweisthema zusätzlich den
  33. Vernehmungsbeamten S.
  34. zeugenschaftlich gehört; jedoch hat es
  35. dessen Bekundungen lediglich ergänzend zu den vermeintlich verlesenen Angaben des H.
  36. berücksichtigt. Ausgehend hiervon kann
  37. ein Beruhen des Urteils auf diesem Beweiswürdigungsfehler nicht
  38. ausgeschlossen werden; denn der einschlägigen Urteilspassage kann
  39. nicht mit der erforderlichen Sicherheit entnommen werden, dass der
  40. Zeuge S.
  41. anlässlich der Vernehmung in der Hauptverhandlung
  42. neben seinen ergänzenden Angaben auch vollumfänglich die ihm gegenüber seinerzeit erfolgten Bekundungen des H.
  43. zum Tatverlauf wiedergegeben hat.“
  44. 3
  45. Dem folgt der Senat. Der Rechtsfehler führt zur Aufhebung des
  46. Schuldspruchs im Fall II.2.2.1 der Urteilsgründe, der insoweit verhängten
  47. Einzelstrafe und des Gesamtstrafausspruchs. Die übrigen Schuld- und Einzelstrafaussprüche werden von dem Verfahrensverstoß nicht berührt. Der
  48. Senat schließt insbesondere aus, dass die vom Landgericht in den Fällen II.3
  49. der Urteilsgründe vorgenommene Beweiswürdigung von dem Verfahrensfehler erfasst ist. Zwar hat das Schwurgericht auch insoweit auf das persönlichkeitsbedingt gewalttätige Verhalten des Angeklagten „in den übrigen Tatsituationen des hiesigen Verfahrens“ und bei einem großen Teil seiner Vorstrafen abgestellt. Diese Wertung findet ihre tragfähige Grundlage aber auch in
  50. -4-
  51. der geständigen Einlassung des Angeklagten zum objektiven Sachverhalt im
  52. Fall II.2.2.1, wonach er dem fliehenden Nebenkläger nachgesetzt und ihm
  53. – als er massive Gegenwehr leistete – „in Notwehr“ drei Messerstiche versetzt habe.
  54. Basdorf
  55. Raum
  56. König
  57. Schaal
  58. Bellay