You can not select more than 25 topics Topics must start with a letter or number, can include dashes ('-') and can be up to 35 characters long.

67 lines
2.8 KiB

  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. BESCHLUSS
  3. 2 StR 603/13
  4. vom
  5. 1. April 2014
  6. in der Strafsache
  7. gegen
  8. wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern
  9. -2-
  10. Der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat nach Anhörung des Generalbundesanwalts und des Beschwerdeführers am 1. April 2014 nach § 349 Abs. 2
  11. und 4 StPO beschlossen:
  12. 1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Aachen vom 3. Juli 2013 aufgehoben, soweit die Unterbringung des Angeklagten in der Sicherungsverwahrung angeordnet worden ist.
  13. 2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
  14. 3. Die weitergehende Revision wird verworfen.
  15. Gründe:
  16. 1
  17. Das Landgericht hat den Angeklagten wegen sexuellen Missbrauchs von
  18. Kindern zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt
  19. und zugleich seine Unterbringung in der Sicherungsverwahrung angeordnet.
  20. Die auf die Verletzung formellen und materiellen Rechts gestützte Revision des
  21. Angeklagten führt mit der Sachrüge zur Aufhebung der Unterbringung in der
  22. Sicherungsverwahrung; im Übrigen ist sie offensichtlich unbegründet (§ 349
  23. Abs. 2 StPO).
  24. 2
  25. I. Schuld- und Strafausspruch begegnen keinen rechtlichen Bedenken.
  26. -3-
  27. 3
  28. II. Dagegen hält die Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung rechtlicher Nachprüfung nicht stand.
  29. 4
  30. Zutreffend hat das Landgericht zwar den gemäß Art. 316e Abs. 1 Satz 1,
  31. Art. 316f Abs. 2 Satz 1 EGStGB für den Tatzeitraum geltenden § 66 StGB i.d.F.
  32. des Gesetzes zur Neuordnung des Rechts der Sicherungsverwahrung zu begleitenden Regelungen vom 22. Dezember 2010 (BGBl. I 2300) zur Anwendung
  33. gebracht, dabei aber nicht bedacht, dass insoweit die vom Bundesverfassungsgericht im Urteil vom 4. Mai 2011 (BVerfGE 128, 326) in seiner Weitergeltungsanordnung angeordnete strikte Verhältnismäßigkeitsprüfung weiterhin zur Anwendung kommt (BGH, Urteil vom 24. Oktober 2013 - 4 StR 124/13, NJW 2013,
  34. 3735; Urteil vom 11. März 2014 - 5 StR 563/13).
  35. 5
  36. Der Senat kann - entgegen der Ansicht des Generalbundesanwalts nicht ausschließen, dass die im Ermessen der Strafkammer stehende Anordnung der Unterbringung auf diesem Rechtsfehler beruht. Es handelt sich bei
  37. dem sexuellen Übergriff des Angeklagten, der dem erst drei Jahre alten Kind
  38. mit einer Hand zwischen die Beine griff und es im Vaginal- und Analbereich anfasste, um eine eher im unteren Deliktsbereich anzusiedelnde Tathandlung;
  39. zudem hat sich der Angeklagte seit seiner Haftentlassung im Jahre 2008 bis zu
  40. der gegenständlichen Straftat im Jahr 2013 strafrechtlich nichts zuschulden
  41. -4-
  42. kommen lassen. Insoweit ist es durchaus möglich, dass die Strafkammer unter
  43. Zugrundelegung eines engeren Prüfungsmaßstabs von der Anordnung der Unterbringung abgesehen hätte.
  44. Fischer
  45. Appl
  46. Krehl
  47. Schmitt
  48. Ott