Cyberlaywer/build/tfgpu-cyberlaywer/EndDokumente/ix_zb_156-06.pdf.txt
2023-03-06 15:36:57 +01:00

97 lines
No EOL
4.4 KiB
Text
Raw Blame History

This file contains invisible Unicode characters

This file contains invisible Unicode characters that are indistinguishable to humans but may be processed differently by a computer. If you think that this is intentional, you can safely ignore this warning. Use the Escape button to reveal them.

BUNDESGERICHTSHOF
BESCHLUSS
IX ZB 156/06
vom
25. Januar 2007
in dem Insolvenzverfahren über das Vermögen des
-2-
Der IX. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat durch den Vorsitzenden Richter
Dr. Gero Fischer und die Richter Dr. Ganter, Dr. Kayser, Vill und Dr. Detlev
Fischer
am 25. Januar 2007
beschlossen:
Der Schuldner wird der Rechtsbeschwerde gegen den Beschluss
der 4. Zivilkammer des Landgerichts Traunstein vom 23. August
2006 für verlustig erklärt.
Gründe:
I.
1
Am 19. März 2002 wurde über das Vermögen des Schuldners das Insolvenzverfahren eröffnet und der weitere Beteiligte zum Insolvenzverwalter bestellt. Am 8. Januar 2006 legte der Schuldner "sofortige Beschwerde" ein, verlangte vom Insolvenzverwalter Schadensersatz und beantragte, die Wohlverhaltensperiode auf 5 Jahre zu verkürzen. Das Amtsgericht wies ihn darauf hin,
dass Schadensersatzansprüche vor dem Prozessgericht geltend zu machen
seien und die Restschuldbefreiung erst nach Abhaltung des Schlusstermins
angekündigt werde. Gegen diese Auskunft legte der Schuldner sofortige Beschwerde ein, die das Beschwerdegericht als unzulässig verworfen hat.
- 3 -
2
Der Schuldner hat gegen diesen Verwerfungsbeschluss Rechtsbeschwerde eingelegt. Nach Belehrung über deren Unzulässigkeit hat er sie mit
Schreiben vom 19. Dezember 2006, beim Bundesgerichtshof eingegangen am
21. Dezember 2006, zurückgenommen. Bereits zuvor, mit am gleichen Tage
eingegangenen Telefax vom 20. Dezember 2006 hat er die Rücknahme der
Rechtsbeschwerde für den Fall widerrufen, dass an der Unzulässigkeit der
Rechtsbeschwerde nicht festgehalten werde.
II.
3
Es war durch Verlustigkeitsbeschluss zu entscheiden.
4
1. Streiten die Parteien um die Rücknahme einer Berufung, hat das Berufungsgericht, wenn es die Wirksamkeit der Rücknahme bejaht, gemäß § 516
Abs. 3 Satz 2 ZPO durch Verlustigkeitsbeschluss zu entscheiden (BGH, Beschl.
v. 11. Mai 1995 - V ZB 8/95, NJW 1995, 2229). Gleiches gilt, auch wenn die
Rechtsbeschwerde anders als die Revision (vgl. § 565 ZPO) dazu keine Regelung enthält, im Insolvenzverfahren für die Rechtsbeschwerde; denn die Interessenlage ist die gleiche, ebenso wie die Rücknahme von Berufung und Revision stellt die der Rechtsbeschwerde den Rechtsmittelführer im Hinblick auf die
anfallenden Gerichtskosten deutlich günstiger. Weil über eine zurückgenommene Rechtsbeschwerde nicht entschieden werden muss, hat der Beschwerdeführer keine Gerichtskosten zu tragen (vgl. Anlage 1 zum GKG Nr. 2364). Falls
nicht durch Verlustigkeitsbeschluss entschieden würde, müsste die Rechtsbeschwerde als unzulässig verworfen werden, was den Beschwerdeführer mit
Kosten belastete. Dafür gibt es keinen einsichtigen Grund.
- 4 -
5
2. Der Schuldner hat seine Rechtsbeschwerde mit am 21. Dezember
2006 eingegangenen Schriftsatz zurückgenommen. Zwar hat er bereits zuvor,
am 20. Dezember 2006, die Rücknahme widerrufen (vgl. § 130 Abs. 1 Satz 2
BGB). Aber der Widerruf ist nicht wirksam geworden, weil er unter einer Bedingung erklärt worden ist.
6
Die Zurücknahme eines Rechtsmittels ist bedingungsfeindlich (BGH,
Beschl. v. 26. Oktober 1989 - IVb ZB 135/88, NJW-RR 1990, 67, 68; Stein/
Jonas/Leipold, ZPO 22. Aufl. vor § 128 Rn. 267). Die in Bezug auf andere Prozesshandlungen geltende Ausnahme, dass das Abhängigmachen von einem
innerprozessualen Vorgang unschädlich ist, kann auf diesen Fall nicht erstreckt
werden. Prozesshandlungen der Parteien, die die Einleitung oder Beendigung
des Verfahrens betreffen, vertragen keinen Schwebezustand (BGH, Beschl. v.
26. Oktober 1989 - IVb ZB 135/88, aaO; Leipold, aaO). Das gilt auch für den
Widerruf der Rücknahme, weil er die Beendigung des Verfahrens betrifft.
7
Der Widerruf ist unter einer Bedingung erklärt worden und damit unbeachtlich. Auf die Frage, ob diese Bedingung überhaupt einen innerprozessualen
Vorgang betrifft, kommt es mithin nicht an. Darüber hinaus ist die Bedingung für
den Widerruf auch nicht eingetreten; denn der Senat hält die Rechtsbeschwerde nach wie vor für offensichtlich unzulässig, weil sie nicht durch einen beim
Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwalt eingelegt worden ist (§ 78
- 5 -
Abs. 1 Satz 4 ZPO; vgl. BGH, Beschl. v. 21. März 2002 - IX ZB 18/02,
WM 2002, 1512; ständige Rechtsprechung).
Dr. Gero Fischer
Dr. Ganter
Vill
Dr. Kayser
Dr. Detlev Fischer
Vorinstanzen:
AG Traunstein, Entscheidung vom 12.01.2006 - 4 IN 31/02 LG Traunstein, Entscheidung vom 23.08.2006 - 4 T 2543/06 -