Search on legal documents using Tensorflow and a web_actix web interface
You can not select more than 25 topics Topics must start with a letter or number, can include dashes ('-') and can be up to 35 characters long.
 
 
 
 
 
 

221 lines
8.3 KiB

BUNDESGERICHTSHOF
BESCHLUSS
1 StR 150/14
vom
7. Mai 2014
in der Strafsache
gegen
wegen gewerbsmäßiger Hehlerei
-2-
Der 1. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat am 7. Mai 2014 beschlossen:
Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Amberg vom 26. November 2013 mit den zugehörigen
Feststellungen aufgehoben, soweit der Angeklagte verurteilt
worden ist.
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung
und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an
eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.
Gründe:
1
Das Landgericht hat den Angeklagten wegen gewerbsmäßiger Hehlerei
in 31 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Weiter hat
es festgestellt, dass auf Verfall des aus den Taten Erlangten nicht erkannt werden kann, weil Ansprüche eines Verletzten im Sinne von § 73 Abs. 1 Satz 2
StGB entgegenstehen. Im Übrigen hat das Landgericht den Angeklagten freigesprochen. Gegen seine Verurteilung wendet sich der Angeklagte mit seiner
auf eine Verfahrensrüge und die ausgeführte Sachrüge gestützten Revision.
Das Rechtsmittel hat mit der Sachrüge Erfolg.
I.
2
Das Landgericht hat Folgendes festgestellt:
-3-
3
1. Im Zeitraum vom 30. Juni 2011 bis zum 19. Dezember 2012 erwarb
der Angeklagte von dem Mitangeklagten
F.
zehn Elektronikartikel, die
dieser aus den Geschäftsräumen der Firma C.
entwendet hatte, darunter
insbesondere Flachbildfernseher und Laptops. Der Angeklagte bezahlte für die
Elektronikartikel, deren „strafbare Herkunft“ er billigend in Kauf nahm, ein Drittel
bis ein Viertel des üblichen Verkaufspreises und wollte sich dadurch eine Einnahmequelle von einigem Umfang und einiger Dauer verschaffen. Der reguläre
Verkaufspreis dieser Gegenstände betrug 7.770,96 Euro (Fall III.1. der Urteilsgründe).
4
2. Der Angeklagte veräußerte weiterhin zu 30 in den Urteilsgründen näher bestimmten Zeitpunkten zwischen Sommer 2011 und Ende Dezember
2012 Elektronikgegenstände, die der Mitangeklagte
den Geschäftsräumen der Firma C.
F.
ebenfalls aus
entwendet hatte, an verschiedene
Abnehmer. Der Angeklagte wollte sich auch hierdurch eine Einnahmequelle
von einigem Umfang und einiger Dauer verschaffen. In einigen Fällen blieb es
allerdings bei einem erfolglosen Angebot an potentielle Erwerber.
5
Der Angeklagte hatte die Gegenstände, bei denen die Etiketten der Firma C.
abgeschnitten bzw. abgekratzt worden waren, zuvor von dem Mit-
angeklagten
F.
für ein Drittel bis ein Viertel des Ladenverkaufsprei-
ses erworben. Für den Verkauf setzte der Angeklagte jeweils einen gegenüber
seinem Erwerb bei
F.
um einen Aufschlag von mindestens 50 Euro
erhöhten Verkaufspreis an, der die Hälfte des Warenwerts nicht überstieg (Fälle III.2. Nr. 1 bis 30 der Urteilsgründe).
-4-
II.
6
Das Landgericht hat die Handlungen des Angeklagten als 31 in Tatmehrheit stehende Fälle der gewerbsmäßigen Hehlerei gemäß § 259 Abs. 1,
§ 260 Abs. 1 Nr. 1, § 25 Abs. 2 StGB eingestuft. Es hat dabei ersichtlich die
Tatbestandsvariante des „Absetzens“ in den Blick genommen; denn es führt
aus, die Tatvollendung setze einen Absatzerfolg nicht voraus. Nach Auffassung
des Landgerichts reichte daher zur Tatvollendung der Hehlerei das bloße Tätigwerden zum Zweck des Absatzes, auch wenn dieser hier in einigen Fällen
nicht gelang.
III.
7
Die Revision des Angeklagten hat mit der Sachrüge Erfolg (§ 349 Abs. 4
StPO).
8
1. Der Schuldspruch in den Fällen III.1. und III.2. Nr. 1 bis 30 der Urteilsgründe hält rechtlicher Nachprüfung nicht stand.
9
a) Unabhängig davon, dass ein vollendetes Absetzen im Sinne des
§ 259 Abs. 1 StGB nach neuer Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs einen
Absatzerfolg voraussetzt (BGH, Beschluss vom 22. Oktober 2013 – 3 StR
69/13, NJW 2014, 951), der hier in einigen Fällen nicht eingetreten ist, begegnet die Verurteilung des Angeklagten wegen Hehlerei in der Tatbestandsvariante des Absetzens durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Denn der Angeklagte
hatte die Waren zuvor vom Vortäter angekauft.
-5-
10
Unter Absetzen im Sinne des § 259 Abs. 1 StGB ist die im Einvernehmen mit dem Vortäter, im Übrigen aber selbständig vorgenommene wirtschaftliche Verwertung einer bemakelten Sache durch ihre rechtsgeschäftliche Weitergabe an gut- oder bösgläubige Dritte gegen Entgelt zu verstehen (vgl. BGH,
Urteil vom 26. Mai 1976 – 2 StR 634/75, NJW 1976, 1698; Stree/Hecker in
Schönke/Schröder, StGB, 29. Aufl., § 259 Rn. 28; Walter in LK-StGB, 12. Aufl.,
§ 259 Rn. 51; Fischer, StGB, 61. Aufl., § 259 Rn. 15 f.). Der Senat braucht nicht
zu entscheiden, ob der Angeklagte hier beim Weiterverkauf der vom Vortäter
F.
erworbenen Elektronikgegenstände noch im Einvernehmen mit
dem Vortäter oder allein im eigenen wirtschaftlichen Interesse gehandelt hat.
Denn eine Bestrafung des Absetzens als Hehlerei kommt jedenfalls dann nicht
in Betracht, wenn der Hehler zuvor die Sache angekauft und sich bereits
dadurch der Hehlerei (§ 259 Abs. 1 StGB) strafbar gemacht hat. Das Absetzen
ist dann, wenn der Hehler überhaupt noch im Einvernehmen mit dem Vortäter
tätig wurde und „in dessen Lager“ (vgl. Fischer aaO Rn. 16) stand, als Nachtat
mitbestraft (vgl. BGH, Urteil vom 3. Juni 1975 – 1 StR 228/75, NJW 1975, 2109
sowie Walter aaO Rn. 107).
11
Ausgehend von diesen Maßstäben hat das Landgericht rechtsfehlerhaft
statt des „Ankaufens“ des Diebesgutes allein dessen „Absatz“ durch den Angeklagten in den Blick genommen. Denn die Urteilsfeststellungen belegen, dass
der Angeklagte die Elektronikgegenstände, die er im Tatkomplex III.2. der Urteilsgründe zur Erzielung eines eigenen Gewinns verkaufte oder zumindest zum
Verkauf anbot, zuvor vom Mitangeklagten
F.
angekauft hatte. Damit
war der Ankauf der gestohlenen Elektronikgegenstände die für die Verurteilung
des Angeklagten maßgebliche Hehlereihandlung im Sinne des § 259 Abs. 1
StGB, nicht die spätere Verwertung der angekauften Waren.
-6-
12
Es ist dem Senat – ungeachtet etwaiger Hinweispflichten aus § 265
StPO – verwehrt, den Schuldspruch als vom Ankauf der Elektronikgegenstände
durch den Angeklagten getragen anzusehen. Denn das Urteil enthält keine ausreichenden Feststellungen dazu, wann und aufgrund wie vieler Ankäufe der
Angeklagte sich die zum Weiterverkauf bestimmten Elektronikgegenstände
verschafft hat. Erwirbt aber ein Hehler einheitlich mehrere aus einer oder verschiedenen Vortaten stammende Sachen, liegt nur eine Hehlerei vor (vgl. BGH,
Beschluss vom 2. Juni 2005 – 4 StR 64/05, NStZ-RR 2005, 236). Damit kann
der Senat nicht entscheiden, in wie vielen Fällen der Hehlerei gemäß § 259
Abs. 1 StGB sich der Angeklagte strafbar gemacht hat. Auch fehlen Feststellungen zum Schuldumfang der jeweiligen Taten.
13
b) Auch der Schuldspruch im Fall III.1. der Urteilsgründe kann keinen
Bestand haben. Zwar beschwert es den Angeklagten nicht, dass das Landgericht die sich über einen Zeitraum von achtzehn Monaten erstreckenden Ankäufe von zehn aus Diebstählen stammenden Elektronikgeräten lediglich als eine
Tat angesehen hat. Die Urteilsfeststellungen lassen jedoch nicht erkennen,
durch welche Ankäufe der Angeklagte die zehn Gegenstände erworben hat.
Damit bleibt auch offen, ob und gegebenenfalls in wie vielen Fällen vom Angeklagten Gegenstände aus dem Tatkomplex III.1. der Urteilsgründe zusammen
mit solchen aus dem Tatkomplex III.2. der Urteilsgründe angekauft worden
sind. Da sämtliche Elektronikgegenstände aus Diebstählen des Mitangeklagten
F.
bei der Firma C.
stammten, liegt ein solcher gemeinsamer
Ankauf mehrerer Gegenstände hier jedenfalls nicht fern. Der Schuldspruch im
Fall III.1. der Urteilsgründe kann daher nicht isoliert bestehen bleiben. Das
neue Tatgericht wird zu den Umständen des Ankaufs Feststellungen zu treffen
haben.
-7-
14
2. Um dem neuen Tatgericht insgesamt widerspruchsfreie Feststellungen zum Ankauf der aus den Diebstählen des
F.
stammenden Elek-
tronikgegenstände zu ermöglichen, hebt der Senat die bisherigen, zwar nicht
fehlerhaften, aber jedenfalls lückenhaften Urteilsfeststellungen vollständig auf.
15
3. Ergänzend weist der Senat darauf hin, dass bei Feststellungen gemäß
§ 111i Abs. 2 StGB der Umfang des Erlangten im Urteilstenor zu bezeichnen ist
(vgl. BGH, Beschluss vom 5. September 2013 – 1 StR 162/13, Rn. 100 ff.,
wistra 2014, 57).
Raum
Jäger
Radtke
Cirener
Mosbacher