136 lines
5.2 KiB
Text
136 lines
5.2 KiB
Text
|
BUNDESGERICHTSHOF
|
|||
|
BESCHLUSS
|
|||
|
4 StR 594/15
|
|||
|
vom
|
|||
|
3. Februar 2016
|
|||
|
in der Strafsache
|
|||
|
gegen
|
|||
|
|
|||
|
1.
|
|||
|
2.
|
|||
|
|
|||
|
wegen gefährlicher Körperverletzung u.a.
|
|||
|
|
|||
|
ECLI:DE:BGH:2016:030216B4STR594.15.0
|
|||
|
|
|||
|
-2-
|
|||
|
|
|||
|
Der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat nach Anhörung des Generalbundesanwalts und der Beschwerdeführer am 3. Februar 2016 gemäß § 349 Abs. 2
|
|||
|
und 4 StPO beschlossen:
|
|||
|
|
|||
|
1. Auf die Revisionen der Angeklagten wird das Urteil des
|
|||
|
Landgerichts Mönchengladbach vom 7. September 2015 im
|
|||
|
Schuldspruch dahin geändert, dass die jeweils tateinheitliche
|
|||
|
Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung entfällt.
|
|||
|
2. Die weiter gehenden Revisionen werden verworfen.
|
|||
|
3. Jeder Beschwerdeführer hat die Kosten seines Rechtsmittels
|
|||
|
zu tragen.
|
|||
|
|
|||
|
Gründe:
|
|||
|
|
|||
|
1
|
|||
|
|
|||
|
Das Landgericht hat die Angeklagten jeweils des Diebstahls in Tateinheit
|
|||
|
mit Nötigung, gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr und gefährlicher
|
|||
|
Körperverletzung schuldig gesprochen. Den Angeklagten W.
|
|||
|
|
|||
|
B.
|
|||
|
|
|||
|
hat
|
|||
|
|
|||
|
es zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten, die Angeklagte
|
|||
|
G.
|
|||
|
|
|||
|
B.
|
|||
|
|
|||
|
zu einer solchen von zehn Monaten (mit Strafaussetzung
|
|||
|
|
|||
|
zur Bewährung) verurteilt. Ferner hat es Maßnahmen nach den §§ 69, 69a
|
|||
|
StGB angeordnet. Gegen dieses Urteil wenden sich die Angeklagten jeweils mit
|
|||
|
der Sachrüge. Die Revisionen führen lediglich zu einer geringfügigen Änderung
|
|||
|
des jeweiligen Schuldspruchs; im Übrigen sind die Rechtsmittel unbegründet im
|
|||
|
Sinne des § 349 Abs. 2 StPO.
|
|||
|
|
|||
|
-3-
|
|||
|
|
|||
|
2
|
|||
|
|
|||
|
1. Soweit das Landgericht die Angeklagten jeweils wegen Diebstahls in
|
|||
|
Tateinheit mit Nötigung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr schuldig gesprochen hat, hat die Nachprüfung des angefochtenen Urteils auf Grund
|
|||
|
der jeweils erhobenen Sachrüge keinen Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten ergeben. Der Senat nimmt insoweit auf die Ausführungen in der Antragsschrift des Generalbundesanwalts vom 5. Januar 2016 Bezug.
|
|||
|
|
|||
|
3
|
|||
|
|
|||
|
2. Die (weitere) tateinheitliche Verurteilung beider Angeklagter wegen gefährlicher Körperverletzung im Sinne des § 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB hält indes
|
|||
|
rechtlicher Nachprüfung nicht stand.
|
|||
|
|
|||
|
4
|
|||
|
|
|||
|
a) Nach der ständigen Rechtsprechung des Senats erfordert eine Verurteilung nach § 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB, dass die Körperverletzung durch ein
|
|||
|
von außen unmittelbar auf den Körper einwirkendes gefährliches Tatmittel eingetreten ist. Wird ein Kraftfahrzeug als Werkzeug eingesetzt, muss die körperliche Misshandlung also bereits durch den Anstoß selbst ausgelöst worden
|
|||
|
sein. Erst infolge eines anschließenden Sturzes erlittene Verletzungen sind dagegen nicht auf den unmittelbaren Kontakt zwischen Fahrzeug und Körper
|
|||
|
zurückzuführen (Senatsbeschlüsse vom 14. Januar 2014 – 4 StR 453/13, VD
|
|||
|
2014, 137; vom 25. April 2012 – 4 StR 30/12, NStZ 2012, 697; vom 12. Februar
|
|||
|
2015 – 4 StR 551/14).
|
|||
|
|
|||
|
5
|
|||
|
|
|||
|
b) Gemessen daran sind die Voraussetzungen einer gefährlichen Körperverletzung im Sinne des § 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB im vorliegenden Fall nicht
|
|||
|
hinreichend belegt.
|
|||
|
|
|||
|
6
|
|||
|
|
|||
|
Nach den Feststellungen setzte sich der Geschädigte auf die Motorhaube des Kraftfahrzeugs der Angeklagten, nachdem die Angeklagte ihn im Ein-
|
|||
|
|
|||
|
-4-
|
|||
|
|
|||
|
vernehmen mit dem Mitangeklagten, ihrem Ehemann, zunächst mit dem Pkw
|
|||
|
langsam nach vorn rollend, etwa einen Meter zurückgedrängt hatte, um mit dem
|
|||
|
Diebesgut, zwei Kisten Mineralwasser, vom Parkplatz des Getränkemarktes
|
|||
|
unentdeckt zu entkommen. Dann fuhr sie auf entsprechende Aufforderung ihres
|
|||
|
Ehemannes mit dem weiterhin auf der Motorhaube sitzenden Geschädigten mit
|
|||
|
mittlerer Geschwindigkeit über den Parkplatz in Richtung Ausfahrt. Sie vermochte den Geschädigten jedoch nicht abzuschütteln, da sich dieser an dem
|
|||
|
Spalt zwischen Motorhaube und Windschutzscheibe festhielt. Während der
|
|||
|
Fahrt rutschte der Geschädigte aber einmal nach vorn, „so dass sein linker Fuß
|
|||
|
kurzzeitig vorne unter die Motorhaube geriet, wodurch [er] nicht unerhebliche
|
|||
|
Schmerzen am Fuß erlitt.“ Danach ist die Tatmodalität des § 224 Abs. 1 Nr. 2
|
|||
|
StGB nicht dargelegt; es bleibt offen, ob die körperliche Misshandlung auf einen
|
|||
|
unmittelbaren Kontakt zwischen dem Körper des Geschädigten und dem Fahrzeug zurückzuführen ist.
|
|||
|
|
|||
|
7
|
|||
|
|
|||
|
c) Da keine weiteren Feststellungen zu erwarten sind, ändert der Senat
|
|||
|
den Schuldspruch mit der Maßgabe, dass die Verurteilung wegen gefährlicher
|
|||
|
Körperverletzung entfällt. Zwar erfüllt das Verhalten der Angeklagten den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung gemäß § 223 StGB; insoweit fehlt
|
|||
|
es aber sowohl an einem Strafantrag als auch an der Bejahung des besonderen
|
|||
|
öffentlichen Interesses an der Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft
|
|||
|
(§ 230 Abs. 1 StGB).
|
|||
|
|
|||
|
8
|
|||
|
|
|||
|
Das Fehlen der für die Verurteilung wegen Körperverletzung erforderlichen Strafverfolgungsvoraussetzung stellt die Annahme des Landgerichts, die
|
|||
|
Angeklagten hätten mit bedingtem Schädigungsvorsatz im Sinne von § 315b
|
|||
|
Abs. 1 Nr. 3 StGB gehandelt, nicht in Frage.
|
|||
|
|
|||
|
-5-
|
|||
|
|
|||
|
9
|
|||
|
|
|||
|
d) Einen Einfluss der vorgenommenen Schuldspruchänderung auf die
|
|||
|
Höhe der Strafe kann der Senat wegen des unverändert gebliebenen Unrechtsund Schuldgehalts der Tat ebenfalls sicher ausschließen.
|
|||
|
|
|||
|
10
|
|||
|
|
|||
|
3. Der geringfügige Erfolg der Revisionen rechtfertigt es nicht, die Angeklagten von einem Teil der Kostenlast freizustellen (§ 473 Abs. 4 Satz 1 StPO).
|
|||
|
|
|||
|
Sost-Scheible
|
|||
|
|
|||
|
Roggenbuck
|
|||
|
|
|||
|
Mutzbauer
|
|||
|
|
|||
|
Franke
|
|||
|
|
|||
|
Quentin
|
|||
|
|
|||
|
|