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1 year ago
  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. IM NAMEN DES VOLKES
  3. URTEIL
  4. III ZR 274/15
  5. Verkündet am:
  6. 19. Mai 2016
  7. Kiefer
  8. Justizangestellter
  9. als Urkundsbeamter
  10. der Geschäftsstelle
  11. in dem Rechtsstreit
  12. Nachschlagewerk:
  13. ja
  14. BGHZ:
  15. nein
  16. BGHR:
  17. ja
  18. BGB § 305c Abs. 1, § 307 Be, Cl; §§ 666, 675 Abs. 1
  19. a) Die formularvertragliche Regelung, wonach ein Erbenermittler seinem Kunden gegenüber erst dann zu (weiteren) Tätigkeiten verpflichtet ist, wenn er
  20. von allen ermittelten Erben Vollmacht und Honorarvertrag erhalten hat, ist
  21. wirksam.
  22. b) Die Darlegungs- und Beweislast für den Eintritt dieser aufschiebenden Bedingung trifft den Kunden.
  23. c) Vor Begründung einer Betätigungspflicht ist der Erbenermittler grundsätzlich nicht gehalten, seinem Kunden Auskunft und Rechenschaft zu geben.
  24. BGH, Urteil vom 19. Mai 2016 - III ZR 274/15 - LG Baden-Baden
  25. AG Baden-Baden
  26. ECLI:DE:BGH:2016:190516UIIIZR274.15.0
  27. -2-
  28. Der III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
  29. vom 19. Mai 2016 durch den Vorsitzenden Richter Dr. Herrmann und die
  30. Richter Tombrink, Dr. Remmert und Reiter sowie die Richterin Pohl
  31. für Recht erkannt:
  32. Die Revision des Klägers gegen das Urteil des Landgerichts
  33. Baden-Baden - Zivilkammer II - vom 31. Juli 2015 wird zurückgewiesen.
  34. Die Kosten des Revisionsrechtszugs hat der Kläger zu tragen.
  35. Von Rechts wegen
  36. Tatbestand
  37. 1
  38. Der Kläger nimmt die Beklagten auf Auskunft und Herausgabe von
  39. Schriftstücken in Anspruch.
  40. 2
  41. Die Beklagten betreiben ein Büro für Erbenermittlung und Bearbeitung inund ausländischer Nachlässe. Mit Schreiben vom 24. Oktober 2012 teilten sie
  42. dem Kläger mit, dass dieser als Miterbe des verstorbenen Horst M.
  43. G. -
  44. (im Folgenden: Erblasser) in Betracht komme, und baten ihn um Unterzeichnung und Rücksendung je eines der beigefügten Vollmachts- und Honorarvertragsformulare. In dem - insoweit standardisiert gefassten - Schreiben
  45. vom 24. Oktober 2012 heißt es weiter:
  46. -3-
  47. "Bemerken möchte ich, dass in dem Honorar von 25 % plus Mehrwertsteuer, welches erst und vor allen Dingen nur bei Auszahlung
  48. des Ihnen zustehenden Anteiles an dem Nachlass oder dessen
  49. Übernahme fällig wird, sämtliche mir bei den bisherigen umfangreichen Nachforschungen entstandenen und die noch entstehenden
  50. Kosten und Auslagen enthalten sind. Vorauszahlung brauchen Sie
  51. nicht zu leisten. Meine Aufgabe wird es sein, alle zur Durchsetzung
  52. des Erbanspruchs erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, insbesondere:
  53. 1. Den verwandtschaftlichen Zusammenhang vollständig zu klären.
  54. Ich verweise insofern auf den beigefügten Fragebogen. Nachforschungen sind nicht erforderlich. ...
  55. 2. Die für den Erbnachweis erforderlichen Personenstandsurkunden zu beschaffen. Eine Vielzahl von Urkunden habe ich bei
  56. meinen Nachforschungen bereits erhalten.
  57. 3. Den Entwurf eines Erbscheinsantrages zu erstellen. Ich werde
  58. dann den Entwurf einem Notar zur Beurkundung und Unterzeichnung durch einen der Erben übersenden.
  59. 4. Den beurkundeten Erbscheinsantrag dem Nachlassgericht einzureichen. Die Personenstandsurkunden werden entsprechend in
  60. der Reihenfolge, in welcher die Daten in dem Erbscheinsantrag
  61. aufgeführt werden, zusammen mit einer Stammtafel und weiteren Erläuterungen beigefügt.
  62. 5
  63. Die Erbschaftssteuererklärung vorzubereiten. ...
  64. 6. Die zum Nachlass gehörenden Konten aufzulösen und die Verteilung des Nachlasses durchzuführen.
  65. Da die Bearbeitung einer derartigen Angelegenheit erst und nur
  66. dann kompliziert und kostspielig wird, wenn nicht ein Bevoll-
  67. -4-
  68. mächtigter für alle Erben handeln kann, bitte ich um Verständnis,
  69. dass die Bearbeitung davon abhängig gemacht wird, dass ich
  70. auch von allen von mir ermittelten Erben Vollmacht und Honorarvertrag erhalte."
  71. 3
  72. Gemäß Nummer 1 der Honorarvereinbarung wird die vereinbarte Vergütung für die Tätigkeit entrichtet, durch welche der Kläger ermittelt wurde. Nummer 2 der Honorarvereinbarung enthält die Beauftragung der Beklagten mit der
  73. unverzüglichen Beschaffung fehlender Personenstandsurkunden oder sonstiger
  74. Beweismittel, wobei Mehrkosten hierfür nicht berechnet werden.
  75. 4
  76. Der Kläger unterzeichnete die Formulare für die Honorarvereinbarung
  77. und die Vollmacht, mit der die Beklagten zur Vertretung des Klägers in allen
  78. den Nachlass G.
  79. betreffenden Angelegenheiten berechtigt wurden, und
  80. sandte sie an die Beklagten zurück.
  81. 5
  82. In der Folgezeit forderte der Kläger die Beklagten mehrfach auf, ihm
  83. Auskunft und Rechenschaft über den Stand der Nachlassangelegenheit zu geben und in diesem Zusammenhang erlangte Unterlagen zu übersenden. Die
  84. Beklagten teilten dem Kläger mit, dass sich der Nachlass aus Bankguthaben in
  85. Höhe von 162.400 € (per 30. April 2013) zusammensetze. Sie unterrichteten ihn
  86. ferner über Erkenntnisse zu den Verwandten des Erblassers sowie darüber,
  87. dass noch einige für das Erbscheinsverfahren erforderliche Urkunden fehlten,
  88. übermittelten ihm aber keine näheren Auskünfte und keine Unterlagen.
  89. 6
  90. Mit seiner Klage begehrt der Kläger von den Beklagten, ihm umfassend
  91. Auskunft über sämtliche bisherigen Bemühungen zu erteilen, welche sie entfaltet haben, um die Personalien der gesetzlichen Erben des Erblassers zu klären
  92. und die zur Beantragung des Erbscheins erforderlichen Dokumente zu erhalten,
  93. -5-
  94. sowie ihm sämtliche im Zuge dieser Bemühungen versendeten und eingegangenen Schriftstücke in Kopie oder elektronisch zur Verfügung zu stellen. Des
  95. Weiteren begehrt er die Zahlung von außergerichtlichen Anwaltskosten.
  96. 7
  97. Der Kläger macht geltend, die Beklagten seien gemäß §§ 666, 667 BGB
  98. in Verbindung mit dem zwischen den Parteien geschlossenen (Geschäftsbesorgungs-)Vertrag zur Auskunft und Rechenschaft verpflichtet. Die Beklagten
  99. sind demgegenüber der Auffassung, dass eine solche Pflicht nicht bestehe, jedenfalls solange nicht, bis nicht sämtliche in Frage kommenden Miterben ermittelt worden seien und sie von diesen Vollmacht und Honorarvertrag erhalten
  100. hätten. Das Nichtvorliegen dieser Voraussetzung hat der Kläger mit Nichtwissen bestritten.
  101. 8
  102. Die Klage ist in beiden Vorinstanzen ohne Erfolg geblieben. Mit seiner
  103. vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt der Kläger sein Begehren weiter.
  104. Entscheidungsgründe
  105. 9
  106. Die zulässige Revision ist unbegründet.
  107. I.
  108. 10
  109. Das Berufungsgericht hat den Klageanspruch verneint und hierzu im
  110. Wesentlichen ausgeführt:
  111. -6-
  112. 11
  113. Zwischen den Parteien sei ein Geschäftsbesorgungsvertrag (Erbenermittlungsvertrag) zustande gekommen. Für den Inhalt des Geschäftsbesorgungsvertrags zwischen den Parteien sei neben der Honorarvereinbarung und
  114. der Vollmachtsurkunde auch der Inhalt des Anschreibens vom 24. Oktober
  115. 2012 zu berücksichtigen. Die Beklagten hätten sich zwar verpflichtet, alle zur
  116. Durchsetzung des Erbanspruchs erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Die
  117. Pflicht zur (weiteren) Bearbeitung der Sache hätten sie jedoch ausdrücklich und
  118. eindeutig davon abhängig gemacht, dass sämtliche ermittelten Erben Vollmachten und Honorarvereinbarungen unterzeichnet hätten. Der Kläger habe die Behauptung der Beklagten, dies sei nicht der Fall, und zum Teil hätten mögliche
  119. Erben Vollmacht und Honorarvereinbarung nicht unterzeichnet, nicht widerlegt.
  120. Ihn treffe insoweit die volle Darlegungs- und Beweislast. Eine sekundäre Darlegungslast bestehe für die Beklagten nicht, weil der Kläger ebenso wie die Beklagten die Möglichkeit habe, die Erben nach dem Erblasser zu ermitteln beziehungsweise ermitteln zu lassen und sodann substantiiert zu den Voraussetzungen für die Tätigkeitspflicht der Beklagten vorzutragen. Ein Bestreiten des Klägers mit Nichtwissen erweise sich deshalb als unzulässig.
  121. 12
  122. Die formularmäßige Einschränkung der Bearbeitungspflicht der Beklagten halte als Allgemeine Geschäftsbedingung einer Kontrolle nach § 305c
  123. Abs. 2 BGB und § 307 BGB stand. Die Regelung sei ausreichend klar und deutlich gefasst. Solange keine Bearbeitungspflicht bestehe, gebe es auch keine
  124. Auskunfts- und Rechenschaftspflicht. Die Bestimmung enthalte auch keine unangemessene Benachteiligung des Klägers. Die Beklagten hätten ein schützenswertes Interesse daran, Tätigkeitspflichten gegenüber den von ihnen bereits ermittelten Erben erst dann rechtsverbindlich zu übernehmen, wenn sie
  125. von sämtlichen Miterben die Honorarvereinbarung unterzeichnet erhalten und
  126. mit diesen einen Honorarvertrag abgeschlossen hätten. Im Allgemeinen müss-
  127. -7-
  128. ten sie die erforderliche Erbenermittlung in Vorleistung erbringen und hierbei
  129. finanzielle Aufwendungen tragen. Der zur Realisierung des Erbanspruchs notwendige Gesamtaufwand und der mögliche wirtschaftliche Erfolg der Erbenermittlung seien bei Abschluss des Erbenermittlungsvertrags mit einem einzelnen
  130. Miterben vielfach noch nicht absehbar. Die Beklagten bedürften daher der Beschränkung des mit der Übernahme einer Tätigkeitspflicht verbundenen wirtschaftlichen Risikos. Zudem riskierten die Beklagten bei Erteilung von genaueren Auskünften über andere mögliche Miterben, keine weiteren Honorarvereinbarungen mehr mit diesen abschließen und deshalb keine Vergütung für ihre
  131. jeweilige zu deren Auffinden geleistete Ermittlungstätigkeit erhalten zu können.
  132. Die Interessen des Klägers seien hingegen ausreichend gewahrt, da der Zahlungsanspruch der Beklagten gegen ihn erst bei Auskehrung seines Erbanteils
  133. fällig werde. Die vereinbarte Vergütung decke ausdrücklich nur die zur Ermittlung seiner Person bereits geleistete Tätigkeit ab. Ihm stehe es frei, selbst weitere Schritte zur Durchsetzung seines Erbanspruchs zu ergreifen, so dass er
  134. selbst für den Fall, dass die Beklagten keinerlei Tätigkeiten mehr entfalten, nicht
  135. unangemessen benachteiligt sei.
  136. 13
  137. Mangels Tätigkeitspflicht der Beklagten seien sie auch nicht zur Auskunft
  138. und Rechenschaft im Sinne der Klageanträge verpflichtet.
  139. II.
  140. 14
  141. Diese Ausführungen halten der rechtlichen Nachprüfung stand. Die Klage ist unbegründet. Ein Anspruch auf Auskunft und Herausgabe von Schriftstücken steht dem Kläger nicht zu.
  142. -8-
  143. 15
  144. 1.
  145. Zu Recht hat das Berufungsgericht den Abschluss eines Erbenermitt-
  146. lungsvertrags mit dem von ihm dargelegten Inhalt angenommen.
  147. 16
  148. a) Mit Unterzeichnung und Rücksendung der dem Schreiben der Beklagten vom 24. Oktober 2012 beigefügten Vollmachts- und Honorarvertragsformulare ist ein entgeltlicher Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen den Parteien
  149. zustande gekommen (§§ 611, 675 Abs. 1 BGB). Entgegen der Ansicht der Revision ist das Berufungsgericht zutreffend davon ausgegangen, dass bei der
  150. Bestimmung des Vertragsinhalts neben diesen beiden Formularen auch das
  151. Schreiben der Beklagten vom 24. Oktober 2012 zu berücksichtigen ist. Denn
  152. dieses enthält bei objektiver Betrachtung wesentliche, die Willenserklärung der
  153. Beklagten zum Inhalt ihrer Verpflichtungen tragende Ausführungen.
  154. 17
  155. b) Demnach wird die vereinbarte Vergütung für die Tätigkeit entrichtet,
  156. durch die der Kläger als (möglicher) (Mit-)Erbe des Erblassers ermittelt wurde
  157. (Nummer 1 der Honorarvereinbarung), wobei hiervon auch sämtliche künftigen
  158. Kosten und Auslagen der Beklagten mit abgedeckt werden (Schreiben vom
  159. 24. Oktober 2012 und Nummer 2 der Honorarvereinbarung). Zu entrichten ist
  160. die Vergütung erst bei Auszahlung beziehungsweise Übernahme des Erbanteils
  161. des Klägers (Nummer 1 der Honorarvereinbarung und Schreiben vom 24. Oktober 2012). Mithin ist die vereinbarte Vergütung von den Beklagten bereits mit
  162. der Ermittlung des betreffenden (möglichen) (Mit-)Erben (hier: des Klägers)
  163. "verdient", zugleich jedoch ist sie erfolgsabhängig ausgestaltet, indem sie an
  164. die Realisierung des Erbanspruchs geknüpft ist. Diese Regelung erfolgt vor
  165. dem Hintergrund der Rechtsprechung des erkennenden Senats, wonach sich
  166. der Erbenermittler auf eigenes Risiko durch seine Ermittlungstätigkeit das Material verschafft, das er den Erben gegen Entgelt überlassen will, und ihm ein
  167. Vergütungsanspruch gegen die Erben nur dann und insoweit zusteht, als er
  168. -9-
  169. eine entsprechende Vereinbarung mit ihnen schließt, wohingegen gesetzliche
  170. Ansprüche, insbesondere aus Geschäftsführung ohne Auftrag, ausscheiden (s.
  171. Urteil vom 23. September 1999 - III ZR 322/98, NJW 2000, 72, 73 sowie Beschlüsse vom 23. Februar 2006 - III ZR 209/05, NJW-RR 2006, 656 Rn. 5 und
  172. vom 18. Juni 2014 - III ZR 537/13, ZEV 2015, 231 Rn. 2; vgl. auch BGH, Urteile
  173. vom 13. März 2003 - I ZR 143/00, NJW 2003, 3046, 3048 und vom 1. Juni 2006
  174. - I ZR 143/03, NJW 2006, 3568, 3569 Rn. 14).
  175. 18
  176. c) Zusätzlich haben die Beklagten dem Kläger angeboten, alle zur
  177. Durchsetzung seines Erbanspruchs künftig noch erforderlichen Maßnahmen zu
  178. ergreifen (Schreiben vom 24. Oktober 2012 und Nummer 2 der Honorarvereinbarung). Die im Schreiben vom 24. Oktober 2012 unter sechs Gliederungsnummern aufgezählten Tätigkeiten werden als Teil der von den Beklagten zu
  179. erbringenden Leistung beschrieben. Das Leistungsangebot soll den angeschriebenen (möglichen) (Mit-)Erben (hier: den Kläger) zum Abschluss der Honorarvereinbarung motivieren. Müsste er die erforderlichen weiteren Schritte
  180. selbst unternehmen, so bestünde für ihn nach Erhalt der Mitteilung über sein
  181. mögliches Erbrecht kein Anreiz, sich nachträglich noch zur Vergütung einer bereits vollständig erbrachten Leistung der Beklagten (nämlich der Auffindung seiner Person als möglicher Miterbe) zu verpflichten. Auch der Erteilung der von
  182. den Beklagten geforderten Vollmacht bedürfte es nicht, wenn diese nicht die
  183. Verpflichtung übernehmen wollten, in der Nachlasssache auch weiterhin tätig
  184. zu werden. Es bestehen mithin keine begründeten Zweifel daran, dass sich die
  185. Beklagten im Grundsatz auch zur Durchführung weiterer Maßnahmen verpflichten wollten und verpflichtet haben (§§ 133, 157 BGB).
  186. 19
  187. d) Wie das Berufungsgericht zutreffend ausgeführt hat, haben die Beklagten die Verpflichtung zur weiteren Tätigkeit allerdings davon abhängig ge-
  188. - 10 -
  189. macht, dass sie von allen ermittelten Erben Vollmacht und Honorarvertrag erhalten. Dies ergibt sich hinreichend klar und eindeutig aus dem Schreiben vom
  190. 24. Oktober 2012. Mit dem Begriff der "Bearbeitung" können nur künftige Tätigkeiten gemeint sein, und zwar insbesondere die unmittelbar im Text zuvor beschriebenen, zur Durchsetzung des Erbanspruchs noch erforderlichen Maßnahmen. Durch diesen Vorbehalt haben die Beklagten ihre Bearbeitungspflicht
  191. unter eine aufschiebende Bedingung (§ 158 Abs. 1 BGB) gestellt. Bedingung im
  192. Sinne der §§ 158 ff BGB ist die durch den Parteiwillen in ein Rechtsgeschäft
  193. eingefügte Bestimmung, die die Rechtswirkungen des Geschäfts von einem
  194. zukünftigen ungewissen Ereignis abhängig macht (BAG, NJW 2008, 872, 876
  195. Rn. 37 mwN). Die Wendung "die Bearbeitung [wird] davon abhängig gemacht"
  196. bringt zum Ausdruck, dass weder die Rechtswirksamkeit des Vertrags im Ganzen noch seine Beendigung, sondern allein die Rechtspflicht zur (weiteren) Bearbeitung der Sache gemeint ist. Die Voraussetzung für die Entstehung der Bearbeitungspflicht bezieht sich auf ein zukünftiges und ungewisses Ereignis. Aus
  197. dem Schreiben vom 24. Oktober 2012 geht hervor, dass die Ermittlung der anderen Miterben zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch nicht abgeschlossen
  198. war oder die Beklagten zumindest noch nicht von sämtlichen Miterben Vollmachten und Honorarverträge erhalten hatten.
  199. 20
  200. Soweit die Revision einwendet, mit diesem Inhalt sei die vertragliche Regelung widersprüchlich, weil zur Herbeiführung der Bedingung eine weitere Erbenermittlung (mithin: eine weitere "Bearbeitung" der Nachlasssache) durch die
  201. Beklagten erforderlich sei, ist dem entgegenzuhalten, dass die verabredete Bedingung nicht die Befugnis der Beklagten zu einer weiteren Betätigung hindert,
  202. sondern nur die Begründung einer (einklagbaren) Tätigkeitspflicht gegenüber
  203. dem Kläger betrifft.
  204. - 11 -
  205. 21
  206. 2.
  207. Entgegen der Ansicht der Revision bestehen gegen die Wirksamkeit der
  208. formularvertraglichen Beschränkung (Bedingung) der Tätigkeitspflicht der Beklagten keine durchgreifenden Bedenken.
  209. 22
  210. a) Bei der betreffenden Regelung handelt es sich um eine Allgemeine
  211. Geschäftsbedingung nach § 305 Abs. 1 BGB, die gemäß § 305 Abs. 2 BGB in
  212. den Vertrag einbezogen wurde.
  213. 23
  214. b) Die formularvertragliche Bestimmung ist nicht überraschend im Sinne
  215. von § 305c Abs. 1 BGB. Überraschenden Charakter hat eine Klausel, wenn sie
  216. von den Erwartungen eines vertragstypischen Durchschnittskunden deutlich
  217. abweicht und dieser mit ihr den Umständen nach vernünftigerweise nicht zu
  218. rechnen braucht (st. Rspr.; s. etwa Senatsurteil vom 11. Dezember 2003 - III ZR
  219. 118/03, NJW-RR 2004, 780, 781 mwN; BGH, Urteile vom 30. Juni 1995 - V ZR
  220. 184/94, BGHZ 130, 150, 154 und vom 1. Oktober 2014 - VII ZR 344/13, BGHZ
  221. 202, 309, 313 f Rn. 14). So liegt es hier nicht. Mit der Kenntnisnahme von der
  222. durch einen eigenständigen Absatz hervorgehobenen Klausel ist zu rechnen.
  223. Der Begriff der "Bearbeitung" bezieht sich unmissverständlich auf die zuvor
  224. dargestellten Tätigkeiten zur Realisierung des Erbanspruchs. Auch die wirtschaftlichen Beweggründe für die Aufnahme dieser Regelung werden - nachvollziehbar - dargelegt.
  225. 24
  226. c) Rechtsfehlerfrei hat das Berufungsgericht angenommen, dass die Regelung einer Kontrolle nach § 307 BGB standhält.
  227. 25
  228. aa) Die Klausel verstößt nicht gegen das Transparenzgebot des § 307
  229. Abs. 1 Satz 2 BGB.
  230. - 12 -
  231. 26
  232. (1) Gemäß § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB hat der Verwender Rechte und
  233. Pflichten der Vertragspartner möglichst klar und verständlich darzustellen. Dazu
  234. gehört auch, dass Allgemeine Geschäftsbedingungen wirtschaftliche Nachteile
  235. und Belastungen soweit erkennen lassen, wie dies nach den Umständen gefordert werden kann. Abzustellen ist auf die Erkenntnismöglichkeit des durchschnittlichen Vertragspartners (vgl. z.B. BGH, Urteile vom 26. Oktober 2005
  236. - VIII ZR 48/05, BGHZ 165, 12, 21 f; vom 10. September 2014 - XII ZR 56/11,
  237. NJW 2014, 3722, 3724 Rn. 18 und vom 10. Februar 2016 - VIII ZR 137/15,
  238. NZM 2016, 235, 236 Rn. 18). Das Transparenzgebot schließt das Bestimmtheitsgebot ein. Dieses verlangt, dass die tatbestandlichen Voraussetzungen
  239. und Rechtsfolgen so genau beschrieben werden, dass für den Verwender keine
  240. ungerechtfertigten Beurteilungsspielräume entstehen (BGH, Urteile vom 5. November 2003 - VIII ZR 10/03, NJW 2004, 1598, 1600; vom 26. Oktober 2005
  241. aaO und vom 10. Februar 2016 aaO).
  242. 27
  243. (2) Diesen Anforderungen ist Genüge getan. Die Regelung über die Beschränkung (Bedingung) der Tätigkeitspflicht der Beklagten ist im Wortlaut klar
  244. und unmissverständlich. Zwar stellt sie einerseits die Tätigkeitspflicht der Beklagten unter eine aufschiebende Bedingung und setzt andererseits (für die
  245. Herbeiführung des Bedingungseintritts) die Ermittlung weiterer möglicher Erben
  246. voraus. Damit eröffnet sie den Beklagten im Ergebnis einen Ermessensspielraum bei der Bearbeitung, der bis hin zur Einstellung weiterer Tätigkeiten reichen kann, etwa dann, wenn sich die Sache als unwirtschaftlich oder die Ermittlung weiterer Erben als mit unangemessen großen Schwierigkeiten verbunden
  247. herausstellt. Ungerechtfertigte Beurteilungsspielräume werden hierdurch aber
  248. nicht geschaffen. Dies wäre nur dann der Fall, wenn dem Verwender ein
  249. schrankenloses Ermessen eingeräumt würde, das den Vertragspartner in einen
  250. Zustand der Unsicherheit versetzt, den er nicht beheben kann (MüKo/Wurm-
  251. - 13 -
  252. nest, BGB, 7. Aufl., § 307 Rn. 59; vgl. auch BGH, Urteil vom 6. April 2005 - XII
  253. ZR 158/01, NJW-RR 2006, 84, 85). So liegt es hier aber nicht. Schon im eigenen wirtschaftlichen Interesse werden die Beklagten - auch ohne hierzu gegenüber dem Kunden rechtsverbindlich verpflichtet zu sein - die zur Klärung der
  254. Nachlassangelegenheit nötigen Schritte unternehmen, sofern diese sinnvoll und
  255. vertretbar erscheinen. Unsicherheiten darüber, ob und durch welche Maßnahmen die Beklagten die Sache betreiben, kann der Kunde durch eigene Tätigkeit
  256. beheben. Nach Erhalt der Mitteilung über seine mögliche Erbenstellung und die
  257. Person des Erblassers ist es ihm möglich, sich mit dem Antrag auf Erteilung
  258. eines Erbscheins an das Nachlassgericht zu wenden mit dem Ziel, dass dieses
  259. von Amts wegen die (weiteren) Erben ermittelt (§ 2353 BGB, § 342 Abs. 1
  260. Nr. 4, § 26 FamFG). Auch könnte er selbst entsprechende Nachforschungen
  261. anstrengen.
  262. 28
  263. bb) Die Bestimmung enthält auch im Übrigen keine unangemessene Benachteiligung für die Vertragspartner der Beklagten.
  264. 29
  265. (1) Eine unangemessene Benachteiligung des Vertragspartners des
  266. Verwenders im Sinne von § 307 BGB ist gegeben, wenn der Verwender durch
  267. eine einseitige Vertragsgestaltung missbräuchlich eigene Interessen auf Kosten
  268. seines Vertragspartners durchzusetzen versucht, ohne von vornherein auch
  269. dessen Belange hinreichend zu berücksichtigen und ihm einen angemessenen
  270. Ausgleich zuzugestehen (st. Rspr.; s. etwa Senatsurteile vom 17. Januar 2008
  271. - III ZR 74/07, BGHZ 175, 102, 107 Rn. 19; vom 4. März 2010 - III ZR 79/09,
  272. BGHZ 184, 345, 355 f Rn. 31; vom 13. Januar 2011 - III ZR 78/10, NJW 2011,
  273. 1726, 1728 Rn. 24 und vom 21. Februar 2013 - III ZR 266/12, NJW-RR 2013,
  274. 910 Rn. 11).
  275. - 14 -
  276. 30
  277. (2) Eine solche Benachteiligung liegt hier nicht vor.
  278. 31
  279. (a) Sie folgt nicht aus dem Gesichtspunkt, dass die Erreichung des Vertragszwecks durch die Einschränkung wesentlicher Rechte und Pflichten, die
  280. sich aus der Natur des Vertrags ergeben, gefährdet wird (§ 307 Abs. 2 Nr. 2
  281. BGB).
  282. 32
  283. Zwar steht die Beschränkung (Bedingung) der Tätigkeitsverpflichtung der
  284. Beklagten in einem Spannungsverhältnis zu dem Eindruck, den das Vertragswerk - Anschreiben, Vollmacht und Honorarvereinbarung - beim Durchschnittskunden hervorruft. Die Aufzählung der einzelnen "erforderlichen Maßnahmen"
  285. im Anschreiben (Nummer 1 bis 6), die Erteilung einer umfassenden Vollmacht
  286. zur Vertretung im Rahmen der weiteren Tätigkeit sowie der Verweis darauf,
  287. dass etwa noch entstehende Kosten und Auslagen bereits in dem beanspruchten Honorar enthalten und Vorauszahlungen nicht zu leisten seien, begründen
  288. die Erwartung des Kunden, für die vereinbarte Vergütung gleichsam ein "Gesamtpaket" zu erwerben, das auch zukünftige Tätigkeiten der Beklagten einschließt. Gerade die Aussicht, die weitere Abwicklung ohne Mehrkosten an die
  289. Erbenermittler abgeben zu können, soll den Kunden zum Abschluss der Honorarvereinbarung bewegen. Dagegen stellt die Klausel den Verwender von einer
  290. Tätigkeitspflicht bis zur Herbeiführung des Bedingungseintritts frei.
  291. 33
  292. Eine unzulässige Einschränkung wesentlicher vertraglicher Rechte und
  293. Pflichten liegt darin jedoch nicht. Die primäre Leistung eines Erbenermittlers ist
  294. es, dem Vertragspartner durch die Mitteilung seiner potentiellen Erbenstellung
  295. den Antritt seiner Erbschaft zu ermöglichen. Hierfür erhält der Vermittler - im
  296. Erfolgsfall - die vereinbarte Vergütung. Die Ermittlung des (Mit-)Erben ist bereits
  297. beendet, wenn der Erbensucher an diesen herantritt und ihn über seinen mögli-
  298. - 15 -
  299. chen Erbanspruch informiert. Die darüber hinausgehenden Leistungen, die die
  300. Beklagten in ihrem Schreiben vom 24. Oktober 2012 anboten, etwa die Beschaffung von Personenstandsurkunden oder die Auffindung der weiteren (Mit)Erben, stellen demgegenüber bloße Annextätigkeiten dar, die die bereits erbrachte Primärleistung zur Erreichung des angestrebten Erfolgs vervollständigen. Daher wird hierfür auch keine (gesonderte) Vergütung beansprucht.
  301. 34
  302. (b) Auch die Abwägung der Interessen beider Vertragspartner führt nicht
  303. zur Feststellung einer unangemessenen Benachteiligung der Kunden.
  304. 35
  305. Die Beklagten haben ein berechtigtes Interesse daran, ihre vertragliche
  306. Pflicht zur Vornahme aller zur Durchsetzung des Erbanspruchs erforderlichen
  307. Schritte vom Abschluss weiterer Honorarvereinbarungen mit den übrigen ermittelten Erben abhängig zu machen. Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses mit
  308. einem der ersten bekannt gewordenen (Mit-)Erben sind der weitere Ermittlungsaufwand und die damit verbundenen Kosten oftmals noch nicht einzuschätzen und ist häufig auch noch nicht absehbar, wie hoch der wirtschaftliche
  309. Wert des Nachlasses ausfällt. Die unbedingte Eingehung einer vertraglichen
  310. Betätigungspflicht würde die Beklagten einem unüberschaubaren wirtschaftlichen Risiko aussetzen, müssten sie hiernach doch ohne Rücksicht auf den
  311. konkret erforderlichen Aufwand und den zu erwartenden Nachlasswert tätig
  312. werden. Wären die Beklagten gehalten, ihren Kunden über die Wahrnehmung
  313. ihrer Betätigungspflicht - wie vorliegend vom Kläger verlangt - Auskunft und Rechenschaft zu geben, so wäre ihr Verlangen nach Vergütung gegenüber anderen von ihnen ermittelten Miterben gefährdet. Denn diese könnten die erforderlichen Informationen dann unschwer "an den Beklagten vorbei" - ohne mit diesen Honorarvereinbarungen abzuschließen - von denjenigen Miterben erhalten,
  314. die bereits Verträge mit den Beklagten abgeschlossen haben. Infolgedessen
  315. - 16 -
  316. hätten die Beklagten kaum Aussicht, eine Vergütung für die zum Auffinden der
  317. weiteren Erben getätigten Leistungen zu erlangen. Daher ist den Beklagten ein
  318. berechtigtes Geheimhaltungsinteresse zuzuerkennen.
  319. 36
  320. Demgegenüber tritt das Interesse des Kunden zurück, die Durchsetzung
  321. des Erbanspruchs - mit einer ohne weiteren Vergütungsanspruch verbundenen
  322. Leistungspflicht des Erbenermittlers - vollständig in dessen Hände zu legen. Es
  323. ist originär die Aufgabe des Erben, sein Erbrecht geltend zu machen und zum
  324. Erfolg zu führen. Einen Anspruch darauf, dass ein anderer dies für ihn unternimmt, ohne dass hierfür ein gesondertes Honorar geschuldet wird, hat er
  325. grundsätzlich nicht. Der Kunde ist auch nicht schutzlos gestellt. Gehen die Ermittlungen der Erbenermittler nach seinem Eindruck nicht (hinreichend) voran,
  326. so kann er beim Nachlassgericht einen Erbschein beantragen und dort weitere
  327. Ermittlungen anregen (§ 2353 BGB, § 342 Abs. 1 Nr. 4, § 26 FamFG). Es steht
  328. ihm darüber hinaus auch frei, selbst Ermittlungen anzustellen. Schließlich belastet der bei Untätigkeit der Erbenermittler eintretende Zustand der Ungewissheit den Kunden nicht einseitig. Kommt es nämlich nicht zur Auszahlung oder
  329. Übernahme des Erbes, so können die Beklagten keine Vergütung verlangen.
  330. 37
  331. 3.
  332. Ebenfalls ohne Rechtsfehler ist das Berufungsgericht davon ausgegan-
  333. gen, dass es am Eintritt der aufschiebenden Bedingung für die Begründung der
  334. Betätigungspflicht der Beklagten, nämlich am Abschluss von Honorarverträgen
  335. mit weiteren ermittelten Erben und der Vollmachterteilung durch sie, fehle, weil
  336. der Kläger seiner diesbezüglichen Darlegungs- und Beweislast nicht genügt
  337. habe.
  338. 38
  339. Ist die Vereinbarung einer aufschiebenden Bedingung - wie hier - unstreitig oder bewiesen, so trifft die Beweislast für das Eintreten des Ereignisses den-
  340. - 17 -
  341. jenigen, der aus der bedingten Abrede für sich Rechte herleiten möchte (s. etwa
  342. BGH, Urteile vom 29. Juni 1981 - VII ZR 299/80, NJW 1981, 2403, 2404 und
  343. vom 11. Februar 1998 - VIII ZR 287/97, NJW 1998, 1302; MüKo/Westermann,
  344. BGB, 7. Aufl., § 158 Rn. 49). Demzufolge hat vorliegend der Kläger darzulegen
  345. und im Bestreitensfalle nachzuweisen, dass die Bedingung eingetreten ist.
  346. 39
  347. Dem hat der Kläger nicht entsprochen. Sein Bestreiten mit Nichtwissen
  348. genügt insoweit nicht.
  349. 40
  350. Zu Recht hat das Berufungsgericht angenommen, die Beklagten treffe
  351. keine sekundäre Darlegungs- und Beweislast. Eine solche gebietet der Grundsatz von Treu und Glauben dann, wenn die darlegungs- und beweisbelastete
  352. Partei außerhalb des von ihr darzulegenden Geschehensablaufs steht und keine Kenntnisse von den maßgeblichen Tatsachen besitzt, während der Prozessgegner angesichts des unterschiedlichen Informationsstands beider Parteien
  353. zumutbar nähere Angaben machen kann (st. Rspr.; s. etwa Senat, Urteil vom
  354. 17. Januar 2008 - III ZR 239/06, NJW 2008, 982 Rn. 16; BGH, Urteile vom
  355. 21. September 2000 - I ZR 135/98, BGHZ 145, 170, 184; vom 3. März 2011
  356. - I ZR 50/10, MDR 2011, 792; vom 13. Juni 2012 - I ZR 87/11, NJW 2012, 3774,
  357. 3775 Rn. 17 und vom 10. Februar 2015 - VI ZR 343/13, NJW-RR 2015, 1279,
  358. 1280 Rn. 11, jeweils mwN). Die Würdigung des Berufungsgerichts, diese Voraussetzungen seien nicht erfüllt, ist nicht zu beanstanden. Dem Kläger ist es
  359. - wie bereits ausgeführt - nach Erhalt der Mitteilung über seine mögliche Erbenstellung und die Person des Erblassers selbst möglich, sich mit dem Antrag auf
  360. Erteilung eines Erbscheins an das Nachlassgericht zu wenden mit dem Ziel,
  361. dass dieses von Amts wegen die (weiteren) Erben ermittelt. Auch könnte er
  362. entsprechende Nachforschungen von sich aus anstrengen. Sobald die möglichen Miterben namentlich bekannt werden, wäre es dem Kläger weiterhin mög-
  363. - 18 -
  364. lich und zumutbar, in Erfahrung zu bringen, ob diese den Beklagten Vollmachten erteilt und mit ihnen Honorarverträge abgeschlossen haben. Er könnte sodann hierzu vorzutragen und gegebenenfalls Beweis antreten. Demgegenüber
  365. ist es den Beklagten nicht zumutbar, Auskunft über die zwischenzeitlich ermittelten weiteren Miterben zu erteilen, bevor nicht die Frage des Zustandekommens von Honorarvereinbarungen mit diesen geklärt ist. Insoweit steht den Beklagten, wie oben dargelegt, ein berechtigtes Geheimhaltungsinteresse zur Seite.
  366. 41
  367. 4.
  368. Aus dem Fehlen einer rechtsverbindlichen Betätigungspflicht der Beklag-
  369. ten hat das Berufungsgericht zutreffend gefolgert, dass die Beklagten nicht gehalten sind, dem Kläger die von ihm begehrte Auskunft und Rechenschaft zu
  370. leisten sowie Schriftstücke herauszugeben.
  371. 42
  372. a) Zwar sind die §§ 666, 667 BGB im Grundsatz auf das Vertragsverhältnis zwischen den Parteien anwendbar (§ 675 Abs. 1 BGB). Gleichwohl kann der
  373. Kläger seinen Klageanspruch nicht erfolgreich hierauf stützen.
  374. 43
  375. Die in § 666 BGB verankerten Benachrichtigungs-, Auskunfts- und Rechenschaftspflichten des Auftragnehmers korrespondieren mit den entsprechenden vertraglichen Ansprüchen des Auftraggebers. Sie stellen sich regelmäßig als unselbständige Nebenpflichten zum Anspruch auf Auftragsdurchführung dar und sind abhängig von Bestand und Inhalt des Auftrags- beziehungsweise Geschäftsbesorgungsvertrags (vgl. Senatsurteil vom 1. Dezember 2011
  376. - III ZR 71/11, BGHZ 196, 1, 5 f Rn. 15; Staudinger/Martinek, BGB [2006], § 666
  377. Rn. 1 f). Dementsprechend können Ansprüche aus § 666 BGB grundsätzlich
  378. nicht isoliert abgetreten werden (BGH, Urteil vom 28. Februar 1989 - XI ZR
  379. 91/88, BGHZ 107, 104, 110 mwN; MüKo/Seiler, BGB, 6. Aufl., § 666 Rn. 3, 17
  380. - 19 -
  381. mwN). Sie dienen der Absicherung des Vertragsverhältnisses und ermöglichen
  382. es dem Auftraggeber, die Geschäftsbesorgung im Hinblick auf die Wahrung
  383. seiner Interessen zu überprüfen (vgl. Senatsurteil vom 1. Dezember 2011 aaO
  384. mwN).
  385. 44
  386. Hieraus folgt, dass in aller Regel - so auch hier - keine Ansprüche auf
  387. Nebenleistungen in Gestalt von Auskunft und Rechenschaft begründet werden,
  388. solange noch kein Anspruch auf die Hauptleistung in Gestalt der (eigentlichen)
  389. Geschäftsbesorgung besteht. Mangels Eintritts der wirksam vereinbarten aufschiebenden Bedingung sind die Beklagten zu weiteren Tätigkeiten (noch) nicht
  390. verpflichtet. Es bedarf daher (noch) keiner Weisung und keiner Überprüfung
  391. dieser Tätigkeiten durch den Kläger und mithin auch keiner diesbezüglichen
  392. Information des Klägers. Aus den gleichen Gründen sind die Beklagten dem
  393. Kläger auch (noch) nicht, wie von ihm begehrt, zur Herausgabe der bei ihnen
  394. befindlichen Schriftstücke verpflichtet.
  395. 45
  396. Etwas anderes ergibt sich entgegen der Meinung der Revision nicht aus
  397. dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 17. Mai 1971 (VII ZR 305/69, WM
  398. 1971, 995, 996 f). In dieser Entscheidung ist zwar ausgeführt worden, dass ein
  399. (im Zusammenhang mit dem Verkauf von Geschäftsbeteiligungen) Beauftragter
  400. dem Auftraggeber gemäß § 666 BGB zur Auskunft über an ihn herantretende
  401. Kaufinteressenten und über sein eigenes Kaufinteresse verpflichtet sein kann,
  402. wenn er gegenüber dem Auftraggeber lediglich berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, nach dritten Kaufinteressenten zu suchen. Dem lag jedoch die Auslegung einer Individualabrede zugrunde, nach der sich der Beauftragte verpflichtet hatte, wenn er dritte Interessenten ausfindig machte und mit diesen verhandelte, dies als Geschäftsführer für den Auftraggeber zu tun und nicht - wie geschehen - in eigenem Interesse und zu eigenem Vorteil (aaO S. 996). Aus der
  403. - 20 -
  404. Beurteilung dieses besonders gelagerten Einzelfalls, der von der hier vorliegenden Konstellation abweicht, kann nicht gefolgert werden, dass ein Beauftragter
  405. (hier: die Beklagten als Erbenermittler) unabhängig von der rechtsverbindlichen
  406. Begründung einer Tätigkeitspflicht zur Auskunft und Rechenschaft verpflichtet
  407. sei.
  408. 46
  409. b) Auch der Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) rechtfertigt
  410. den Klageanspruch nicht.
  411. 47
  412. Soweit die Rechtsprechung Auskunftspflichten aus dem Grundsatz von
  413. Treu und Glauben herleitet, setzen diese voraus, dass die zwischen den Parteien bestehenden Rechtsbeziehungen es mit sich bringen, dass der Berechtigte
  414. in entschuldbarer Weise über Bestehen oder Umfang seines Rechts im Ungewissen ist, er sich die zur Vorbereitung und Durchsetzung seines Anspruchs
  415. notwendigen Auskünfte nicht in zumutbarer Weise selbst beschaffen kann und
  416. der Verpflichtete die erforderlichen Auskünfte unschwer, das heißt ohne unbillig
  417. belastet zu sein, zu geben vermag (st. Rspr.; s. etwa Senatsurteil vom 9. Juli
  418. 2015 - III ZR 329/14, NJW 2015, 2652, 2653 Rn. 11; BGH, Urteile vom 26. Februar 1986 - IVa 87/84, BGHZ 97, 188, 192 und vom 17. Mai 1994 - X ZR 82/92,
  419. BGHZ 126, 109, 113; jeweils mwN).
  420. 48
  421. Diese Voraussetzungen sind hier nicht gegeben. Wie schon mehrfach
  422. ausgeführt, kann sich der Kläger die zur Durchsetzung seines etwaigen Erbanspruchs erforderlichen Informationen selbst oder über das Nachlassgericht be-
  423. - 21 -
  424. schaffen und können die Beklagten einer Auskunfts- und Rechenschaftspflicht
  425. ihr berechtigtes Geheimhaltungsinteresse entgegenhalten.
  426. Herrmann
  427. Tombrink
  428. Reiter
  429. Remmert
  430. Pohl
  431. Vorinstanzen:
  432. AG Baden-Baden, Entscheidung vom 24.06.2014 - 7 C 47/14 LG Baden-Baden, Entscheidung vom 31.07.2015 - 2 S 51/14 -