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1 year ago
  1. BUNDESGERICHTSHOF
  2. IM NAMEN DES VOLKES
  3. URTEIL
  4. II ZR 149/12
  5. Verkündet am:
  6. 19. November 2013
  7. Vondrasek
  8. Justizangestellte
  9. als Urkundsbeamtin
  10. der Geschäftsstelle
  11. in dem Rechtsstreit
  12. -2-
  13. Der II. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
  14. vom 19. November 2013 durch den Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Bergmann
  15. und den Richter Prof. Dr. Strohn, die Richterin Dr. Reichart, die Richter
  16. Dr. Drescher und Born
  17. für Recht erkannt:
  18. Die Revision der Klägerin gegen das Urteil des 5. Zivilsenats des
  19. Oberlandesgerichts München vom 17. April 2012 wird auf ihre
  20. Kosten zurückgewiesen.
  21. Von Rechts wegen
  22. Tatbestand:
  23. 1
  24. Der Beklagte ist Gesellschafter der Immobilien-Fonds B.
  25. Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (künftig: Alt-GbR), einem
  26. geschlossenen Immobilienfonds in der Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Die Gesellschaft wurde im Jahr 1990 zu dem Zweck gegründet,
  27. das Grundstück Z.
  28. in B.
  29. zu erwerben, auf ihm ein
  30. Wohnhaus mit Tiefgarage zu errichten und dieses zu vermieten. Das Gesellschaftskapital ist rechnerisch in 164 Anteile aufgeteilt; der Beklagte zeichnete
  31. drei Anteile, was einer Beteiligungsquote von 1,8293 % entspricht.
  32. -3-
  33. 2
  34. Zur Objektfinanzierung gewährte die Hypothekenbank in H.
  35. AG
  36. der Alt-GbR im Jahr 1990 ein grundpfandrechtlich gesichertes Darlehen in Höhe von 2.666.700 DM (umgerechnet 1.363.462,06 €). Der Beklagte übernahm
  37. ausweislich der notariellen Urkunde vom 11. November 1992 entsprechend
  38. seiner Beteiligungsquote die persönliche Haftung für den aus der Grundschuld
  39. geschuldeten Betrag. Der auf ihn entfallende
  40. Haftungsbetrag ist mit
  41. 48.781,11 DM (umgerechnet 24.941,39 €) zuzüglich 15 % Zinsen p.a. angegeben. Ab dem Jahre 1998 konnte das Darlehen von der Alt-GbR nicht mehr ordnungsgemäß bedient werden. Sanierungsverhandlungen, die Rechtsanwalt
  42. Dr. P.
  43. im Auftrag der Alt-GbR mit der E.
  44. rin der Hypothekenbank in H.
  45. AG als Rechtsnachfolge-
  46. AG (künftig: Bank) führte, mündeten im
  47. Jahr 2006 in einem Angebot der Bank, die Alt-GbR gegen Zahlung von
  48. 1.250.000 € aus dem Darlehen zu entlassen. Die Umsetzung des Angebots
  49. scheiterte daran, dass die Alt-GbR lediglich einen Betrag von 800.000 € aufbringen konnte, weil nicht alle Gesellschafter die erforderlichen, auf sie entfallenden Nachschussbeträge leisteten. Der Beklagte zahlte den seiner Beteiligungsquote entsprechenden, unter Berücksichtigung nicht sanierungswilliger
  50. und nicht erreichbarer Gesellschafter von einer Summe von 1.270.000 € errechneten Sanierungsanteil nicht. Mit Schreiben vom 8. November 2006 kündigte die von der Bank mit der Betreuung, Verwaltung und Verwertung des Darlehens beauftragte S.
  51. GmbH das Darlehen und
  52. stellte die Darlehensforderung zur sofortigen Zahlung fällig.
  53. 3
  54. Auf Initiative des Gesellschafters der Alt-GbR O.
  55. , der - ebenso
  56. wie der Beklagte - den auf ihn entfallenden Nachschuss zur angestrebten Sanierung der Alt-GbR in Höhe von 194.000 € nicht geleistet hatte, gründeten einige Gesellschafter der Alt-GbR ohne Wissen ihrer Mitgesellschafter am
  57. 22. September 2006 die N.
  58. GbR (im Folgenden: Neu-GbR).
  59. Zweck der Neu-GbR, deren Geschäftsführung dem Gesellschafter O.
  60. -4-
  61. übertragen wurde, ist nach § 2 ihres Gesellschaftsvertrags der Ankauf und die
  62. Beitreibung der Darlehensforderung der Bank gegen die Alt-GbR nebst allen
  63. Rechten und Pflichten sowie der An- und Verkauf sowie die gemeinschaftliche
  64. Nutzung und Bewirtschaftung der gesellschaftseigenen Immobilien der Alt-GbR.
  65. Der Neu-GbR gelang es durch weitere Verhandlungen mit der Bank, die
  66. Rechtsanwalt Dr. P.
  67. sebetrags
  68. zu
  69. nunmehr für sie führte, eine Herabsetzung des Ablö-
  70. erreichen.
  71. Mit
  72. Forderungskaufvertrag
  73. vom
  74. 21. August/
  75. 27. September 2007 kaufte die Neu-GbR die Darlehensforderung der Bank gegen die Alt-GbR nebst rückständiger Zinsen, Verzugszinsen und Kosten einschließlich sämtlicher Nebenrechte, insbesondere der Rechte aus der akzessorischen Haftung der Gesellschafter, der erstrangigen Grundschuld auf dem Gesellschaftsgrundstück und der persönlichen Schuldübernahme der Gesellschafter zum Preis von 1.015.000 €. In derselben Urkunde trat die Bank die Darlehensforderung einschließlich der mitverkauften Rechte an die Neu-GbR ab. Bei
  76. Unterzeichnung des Forderungskaufvertrags war der Kaufpreis aufgrund eines
  77. Treuhandvertrags vom 10. Oktober 2006/16. Oktober 2006 auf ein Konto der
  78. Bank geleistet.
  79. 4
  80. Die Neu-GbR hat von der Alt-GbR Zahlung der Darlehensforderung in
  81. voller Höhe verlangt und gegen sie vor dem Landgericht Berlin einen Zahlungstitel über 2.063.678,82 € nebst Zinsen erwirkt. Das Urteil des Landgerichts Berlin ist seit dem 23. Januar 2012 infolge der Rücknahme der für die GbR eingelegten Berufung rechtskräftig. In verschiedenen weiteren Verfahren hat die NeuGbR außerdem Gesellschafter der Alt-GbR, die nicht auch ihr angehören, analog § 128 HGB auf Zahlung des jeweiligen quotal auf diese entfallenden Teilbetrags der von der Bank erworbenen Darlehensforderung nebst Zinsen und Kosten in Höhe von 2.063.678,82 € in Anspruch genommen. In diesem Verfahren
  82. verlangt sie vom Beklagten entsprechend seiner Beteiligungsquote von
  83. 1,8293 % Zahlung von 37.751,43 € zuzüglich Verzugszinsen.
  84. -5-
  85. 5
  86. Das Landgericht hat der Klage im Wesentlichen stattgegeben. Das Berufungsgericht hat das Urteil des Landgerichts in Höhe von 18.567,07 € nebst
  87. Zinsen, Zug um Zug gegen Aushändigung einer Kopie der Urkunde über die
  88. Abtretung der Darlehensforderung, bestätigt und hat die Klage im Übrigen abgewiesen. Hiergegen richtet sich die von dem Berufungsgericht zugelassene
  89. Revision der Klägerin, mit der sie die vollständige Wiederherstellung des landgerichtlichen Urteils verfolgt.
  90. Entscheidungsgründe:
  91. 6
  92. Die Revision hat keinen Erfolg.
  93. 7
  94. I. Das Berufungsgericht (OLG München, ZIP 2013, 165) hat zur Begründung seiner Entscheidung im Wesentlichen ausgeführt:
  95. 8
  96. Der Beklagte hafte als Gesellschafter der Alt-GbR grundsätzlich analog
  97. § 128 HGB anteilig für die Darlehensschuld der Alt-GbR. Nach der rechtskräftigen Verurteilung der Alt-GbR zur Zahlung der Darlehensforderung einschließlich Nebenforderungen könne er analog § 129 HGB Einwendungen gegen die
  98. Forderungsberechtigung der Klägerin, die Wirksamkeit der Darlehenskündigung
  99. sowie die Höhe der Darlehensforderung nicht mehr erheben und deren Verjährung nicht mehr geltend machen. Dennoch sei er zu weiteren Zahlungen nicht
  100. verpflichtet. Denn die Gesellschafter der Neu-GbR seien den Mitgesellschaftern
  101. der Alt-GbR, denen sie nicht die Möglichkeit eingeräumt hätten, an einer Sanierung der Alt-GbR auf der Grundlage des von ihnen mit der Bank ausgehandelten ermäßigten Ablösebetrags teilzunehmen, zum Schadensersatz verpflichtet.
  102. Mit ihrem Vorgehen, ohne Information und Beteiligungsmöglichkeit ihrer Mitgesellschafter die Neu-GbR zu dem Zweck zu gründen, die gegen die Alt-GbR
  103. -6-
  104. gerichtete Darlehensforderung gegen Zahlung von ca. 50 % des noch offenen
  105. Betrags zu kaufen, sie in voller Höhe gegen die Alt-GbR und analog § 128 HGB
  106. quotal gegen ihre nicht an der Neu-GbR beteiligten Mitgesellschafter geltend zu
  107. machen und auf diesem Weg die Immobilie Z.
  108. im Wege der
  109. Zwangsvollstreckung zu erwerben und anstelle der Alt-GbR zu bewirtschaften,
  110. hätten sie die gesellschafterliche Treuepflicht gegenüber ihren Mitgesellschaftern verletzt. Bei der gebotenen Information hätten die Alt-Gesellschafter die
  111. Möglichkeit erhalten, die Forderung zu dem ermäßigten Betrag von 1.015.000 €
  112. zu Gunsten der Alt-GbR abzulösen. Es sei auch davon auszugehen, dass dieser Betrag von den Gesellschaftern der Alt-GbR aufgebracht worden wäre. Unter Berücksichtigung des auf den Gesellschafter O.
  113. entfallenden Sanie-
  114. rungsbeitrags von 194.000 € hätten zusätzlich zu den für die gescheiterte Sanierung bereits geleisteten 800.000 € nur noch ca. 21.000 € gezahlt werden
  115. müssen. Dass ein Betrag dieser Größenordnung angesichts der Alternative,
  116. dass die Forderung durch eine von einigen Mitgesellschaftern gegründete neue
  117. Gesellschaft aufgekauft und in voller Höhe gegen die Mitgesellschafter geltend
  118. gemacht würde, von den Alt-Gesellschaftern nicht zur Verfügung gestellt worden wäre, sei nach den gegebenen Umständen auszuschließen. Der Beklagte
  119. könne seiner weitergehenden Inanspruchnahme durch die Neu-GbR auch die
  120. Treuepflichtverletzung ihrer Gesellschafter entgegenhalten, weil die Berufung
  121. auf die Eigenständigkeit der Neu-GbR gegen Treu und Glauben verstoße. Andernfalls würde der Beklagte zur Leistung an die Neu-GbR gezwungen, obwohl
  122. Bestehen und Zahlungsanspruch der Neu-GbR auf dem Treuepflichtverstoß
  123. ihrer Gesellschafter beruhe, bei denen es sich ausschließlich um schadensersatzpflichtige Gesellschafter der Alt-GbR handele. Er sei deshalb nur zur Zahlung des Teilbetrags der Darlehensforderung verpflichtet, den er bei pflichtgemäßem Verhalten der Gesellschafter der Neu-GbR aufzubringen gehabt hätte.
  124. 9
  125. II. Diese Beurteilung hält den Angriffen der Revision stand.
  126. -7-
  127. 10
  128. Der Beklagte haftet der Klägerin analog § 128 HGB nur anteilig in Höhe
  129. des für den Erwerb der Darlehensforderung aufgewandten Kaufpreises. Das
  130. Berufungsgericht hat rechtsfehlerfrei festgestellt, dass die Gesellschafter der
  131. Klägerin ihre gesellschafterliche Treuepflicht gegenüber dem Beklagten als Mitgesellschafter der Alt-GbR verletzt haben und der Beklagte dem Zahlungsbegehren der Klägerin als nunmehriger Gläubigerin der Darlehensforderung die
  132. Treuepflichtverletzung ihrer Gesellschafter entgegenhalten kann. Er ist deshalb
  133. der Klägerin gegenüber jedenfalls so zu stellen, wie er stünde, wenn der AltGbR von den Gesellschaftern der Klägerin Gelegenheit gegeben worden wäre,
  134. den Ablösebetrag aufzubringen.
  135. 11
  136. 1. Das Berufungsgericht hat im Ausgangspunkt zutreffend angenommen,
  137. dass der Beklagte als Gesellschafter der Alt-GbR der Klägerin als Rechtsnachfolgerin der Gläubigerbank für die Darlehensverbindlichkeiten der Alt-GbR in
  138. voller Höhe analog § 128 HGB entsprechend seiner Beteiligungsquote haftet
  139. (vgl. auch BGH, Urteil vom 5. April 2011 - II ZR 279/08, ZIP 2011, 1103 Rn. 12).
  140. Ebenso frei von Rechtsfehlern ist die Auffassung des Berufungsgerichts, dass
  141. das von der Klägerin gegen die Alt-GbR erwirkte, rechtskräftige Urteil des
  142. Landgerichts Berlin, das deren Zahlungspflicht für die Darlehensverbindlichkeiten ausspricht, dem Beklagten als ihrem Gesellschafter diejenigen Einwendungen gegen das Bestehen der Darlehensverbindlichkeit nimmt, die schon der AltGbR abgesprochen wurden (BGH, Urteil vom 22. März 2011 - II ZR 249/09, ZIP
  143. 2011, 1143 Rn. 9; Urteil vom 3. April 2006 - II ZR 40/05, ZIP 2006, 994 Rn. 15).
  144. Weiterhin zutreffend hat das Berufungsgericht seiner Entscheidung zugrunde
  145. gelegt, dass die Darlehensverbindlichkeit der Alt-GbR in der vom Landgericht
  146. Berlin festgestellten Höhe besteht. Hiergegen wird von der Revision als ihr
  147. günstig auch nichts erinnert.
  148. -8-
  149. 12
  150. 2. Ohne Erfolg wendet sich die Revision gegen die Würdigung des Berufungsgerichts, dass die Gesellschafter der Neu-GbR die gesellschaftsrechtliche
  151. Treuepflicht gegenüber dem Beklagten als Mitgesellschafter der Alt-GbR verletzt haben und sie dem Beklagten deshalb zum Schadensersatz verpflichtet
  152. sind. Diese Würdigung ist auf der Grundlage der getroffenen Feststellungen
  153. rechtlich nicht zu beanstanden.
  154. 13
  155. a) Die Revision meint, der Beklagte könne sich schon deshalb nicht auf
  156. eine Verletzung der Treuepflicht berufen, weil dem die Rechtskraft des gegen
  157. die Fondsgesellschaft ergangenen Urteils entgegenstehe. Darin kann ihr nicht
  158. gefolgt werden. Der Beklagte ist durch das gegen die Alt-GbR ergangene Urteil
  159. nicht analog § 129 HGB gehindert, sich gegenüber dem Zahlungsverlangen der
  160. Klägerin auf eine ihm als Mitgesellschafter gegenüber begangene Verletzung
  161. der Treuepflicht und einen hierauf gestützten, ihm zustehenden Schadensersatzanspruch zu berufen. Im Zahlungsprozess gegen die Alt-GbR konnte nur
  162. über die der Gesellschaft zustehenden Einwendungen analog § 129 Abs. 1
  163. HGB mit Wirkung für ihre Gesellschafter entschieden werden (vgl. BGH, Urteil
  164. vom 22. März 2011 - II ZR 249/09, ZIP 2011, 1143 Rn. 9). Darum geht es hier
  165. aber nicht. Das Berufungsgericht hat einen Schadensersatzanspruch des Beklagten nicht aus einer Verletzung der Treuepflicht gegenüber der Alt-GbR,
  166. sondern gegenüber dem Beklagten hergeleitet, weil er ebenso wie andere Gesellschafter der Alt-GbR von einer Sanierung und einer Beteiligung am Erwerb
  167. der Darlehensforderung gegen die Alt-GbR ausgeschlossen wurde. Eigene
  168. Schadensersatzansprüche der Gesellschafter werden durch das rechtskräftige
  169. Urteil gegen die Gesellschaft nicht berührt (vgl. Hillmann in Ebenroth/
  170. Boujong/Joost/Strohn, HGB, 2. Aufl., § 129 Rn. 9 mwN; Roth in Baumbach/
  171. Hopt, HGB, 36. Aufl., § 129 Rn. 6).
  172. -9-
  173. 14
  174. b) Ebenfalls ohne Erfolg rügt die Revision die Annahme des Berufungsgerichts, dass die Gesellschafter der Klägerin gegen die gesellschaftsrechtliche
  175. Treuepflicht verstoßen haben, als fehlerhaft, weil nach der Rechtsprechung des
  176. Senats die Pflicht, Geschäftschancen der Gesellschaft nicht für sich selbst,
  177. sondern für die Gesellschaft zu nutzen, regelmäßig nur den geschäftsführenden
  178. Gesellschafter treffe, die Gesellschafter der Klägerin als Gesellschafter der AltGbR aber nach § 5 Abs. 1 Satz 3 des Gesellschaftsvertrags der Alt-GbR von
  179. der Geschäftsführung und Vertretung der Alt-GbR ausgeschlossen sind. Entgegen der Darstellung der Revision hat das Berufungsgericht bei seiner Beurteilung jedoch nicht maßgeblich darauf abgestellt, dass die Gesellschafter der
  180. Klägerin eine der Alt-GbR zugeordnete Geschäftschance an sich gezogen haben (vgl. hierzu BGH, Urteil vom 4. Dezember 2012 - II ZR 159/10, ZIP 2013,
  181. 361 Rn. 20; Urteil vom 23. September 1985 - II ZR 257/84, ZIP 1985, 1482,
  182. 1483 zur OHG; vgl. auch MünchKommBGB/Schäfer, 6. Aufl., § 708 Rn. 18).
  183. Der den Gesellschaftern der Klägerin vom Berufungsgericht gemachte Vorwurf
  184. ist anders gelagert. Bei dem Erwerb der Darlehensforderung gegen die in
  185. Schieflage geratene Alt-GbR durch die Klägerin zu einem unter dem hälftigen
  186. Forderungsbetrag liegenden Kaufpreis ging es nicht um eine bloße Geschäftschance der Alt-GbR, sondern um ihr weiteres Bestehen. Das Berufungsgericht
  187. hat den Gesellschaftern der Klägerin als treupflichtwidriges Handeln angelastet,
  188. dass sie nach dem von ihnen verfolgten Sanierungsplan beabsichtigten, den
  189. Geschäftsgegenstand der Alt-GbR auf die Neu-GbR zu verlagern, ohne allen
  190. Mitgesellschaftern der Alt-GbR Gelegenheit zu geben, sich auf der Grundlage
  191. des von ihnen ausgehandelten, weiter reduzierten Ablösebetrags an der Sanierung der Alt-GbR und der Aufbringung des Sanierungsbeitrags zu beteiligen,
  192. um sich auf diese Weise auf Kosten der ausgeschlossenen Mitgesellschafter
  193. und der Alt-GbR wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.
  194. - 10 -
  195. 15
  196. c) Entgegen der Auffassung der Revision ist die Beurteilung des Berufungsgerichts, das von den Gesellschaftern der Klägerin gewählte Vorgehen
  197. verstoße gegen die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht, aus Rechtsgründen
  198. nicht zu beanstanden.
  199. 16
  200. aa) Die Gesellschafter übernehmen mit der Gründung oder dem Beitritt
  201. zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts die gemeinsame Verpflichtung, ihr
  202. Handeln an dem von der Gesellschaft verfolgten Zweck auszurichten und seine
  203. Verwirklichung zu fördern (vgl. MünchKommBGB/Ulmer/Schäfer, 6. Aufl., § 705
  204. Rn. 142). Mit der Begründung des Gesellschaftsverhältnisses unterliegen sie
  205. außerdem der gesellschaftsrechtlichen Treuepflicht gegenüber der Gesellschaft
  206. und den Mitgesellschaftern. Die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht schließt
  207. gegenüber der Gesellschaft die Pflicht ein, deren Interessen wahrzunehmen
  208. und gesellschaftsschädigende Handlungen zu unterlassen (vgl. Soergel/
  209. Hadding/Kießling, BGB, 13. Aufl., § 705 Rn. 60 mwN). Diese Pflicht ist in § 2
  210. Abs. 7 des Gesellschaftsvertrags der Alt-GbR ausdrücklich geregelt. Gegenüber den einzelnen Mitgesellschaftern gebietet sie, in dem durch den Gesellschaftszweck vorgegebenen mitgliedschaftlichen Bereich bei der Verfolgung
  211. der eigenen Interessen an der Beteiligung auf die Belange der Mitgesellschafter
  212. Rücksicht zu nehmen (vgl. BGH, Urteil vom 3. Februar 1966 - II ZR 230/63, WM
  213. 1966, 511, 512 für einen Poolvertrag; OLG Nürnberg, WM 1962, 731 für eine
  214. OHG; MünchKommBGB/Ulmer/Schäfer, 6. Aufl., § 705 Rn. 229; Soergel/
  215. Hadding/Kießling, BGB, 13. Aufl., § 705 Rn. 60).
  216. 17
  217. bb) Nach diesen Grundsätzen hat das Berufungsgericht ohne Rechtsfehler angenommen, dass die Gesellschafter der Neu-GbR mit dem von ihnen unter Ausschluss der übrigen Gesellschafter der Alt-GbR verfolgten und umgesetzten Sanierungsplan die gesellschafterliche Treuepflicht nicht nur gegenüber
  218. der Alt-GbR, sondern auch gegenüber ihren Mitgesellschaftern verletzt haben.
  219. - 11 -
  220. Das Berufungsgericht ist in rechtsfehlerfreier tatrichterlicher Würdigung zu der
  221. Überzeugung gekommen, dass die Gründer der Klägerin es unterließen, die
  222. übrigen Gesellschafter der Alt-GbR von der beabsichtigten Gründung der Klägerin zu informieren und ihnen Gelegenheit zu geben, sich an einer Sanierung
  223. unter anteiliger Aufbringung des mit der Bank vereinbarten Ablösebetrags zu
  224. beteiligen, um auf diese Weise auf Kosten der ausgeschlossenen Mitgesellschafter ihrer Gesellschafterhaftung zu entgehen oder jedenfalls den auf sie
  225. entfallenden Haftungsbetrag zu ermäßigen sowie im Falle der Zahlungsunfähigkeit einzelner Gesellschafter der Alt-GbR durch eine zwangsweise Verwertung der Fondsimmobilie den einzigen Vermögenswert der Alt-GbR auf die Klägerin „überzuleiten“ und die Alt-GbR aus ihrer Geschäftstätigkeit zu drängen.
  226. Die Gründung einer neuen Gesellschaft durch die Gesellschafter einer bestehenden Gesellschaft, die denselben Zweck wie die Altgesellschaft verfolgt, ist
  227. regelmäßig als treuwidrig zu beurteilen, wenn sie nicht mit Billigung aller Altgesellschafter geschieht.
  228. 18
  229. Unter welchen Voraussetzungen ein solches Vorgehen auch ohne Zustimmung aller Altgesellschafter im Einzelfall gerechtfertigt sein kann, weil sich
  230. einige Altgesellschafter einer notwendigen Sanierung der Altgesellschaft verweigern, bedarf keiner Entscheidung. Jedenfalls bei der vorliegenden Fallgestaltung stellt sich das Vorgehen der Gesellschafter der Klägerin, deren Zweck
  231. nicht nur darauf gerichtet ist, die Darlehensforderung der Bank gegen die Altgesellschaft anzukaufen und beizutreiben, sondern auch die gesellschaftseigenen
  232. Immobilien des Immobilienfonds der Altgesellschaft zu erwerben sowie gemeinschaftlich zu nutzen und zu bewirtschaften, deshalb als Verletzung der gesellschaftsrechtlichen Treuepflicht dar, weil nicht allen Gesellschaftern der Alt-GbR
  233. Gelegenheit gegeben wurde, sich an der Aufbringung des mit der Bank ausgehandelten Ablösebetrags gegen Haftungsfreistellung entsprechend ihrem Anteil
  234. an der Gesellschaft zu beteiligen und auf diese Weise entsprechend dem von
  235. - 12 -
  236. den Gesellschaftern der Klägerin verfolgten „Sanierungsplan“, der darauf abzielte, dass sich die Gesellschafter der Klägerin auf Kosten aller - auch der sanierungswilligen - anderen Gesellschafter der Alt-GbR finanzielle Vorteile verschafften, eine mögliche Sanierung unter Beteiligung aller sanierungswilligen
  237. Mitgesellschafter der Altgesellschaft von vornherein verhindert wurde.
  238. 19
  239. cc) Anders als die Revision meint, steht der Beurteilung des Berufungsgerichts, dass die Gesellschafter der Klägerin gegenüber dem Beklagten ihre
  240. gesellschafterliche Treuepflicht verletzt haben, nicht entgegen, dass es zur
  241. Gründung der Klägerin nur deshalb kam, weil die langjährigen Bemühungen um
  242. eine Sanierung der Alt-GbR gescheitert waren und nach Kündigung des Darlehens durch die Bank einzelnen Gesellschaftern der Alt-GbR die Zwangsvollstreckung durch die Bank drohte. Auch dieser Umstand lässt das Vorgehen der
  243. Gesellschafter der Klägerin, unter Ausschluss ihrer Mitgesellschafter die Klägerin zu gründen und mit den erforderlichen Mitteln auszustatten, um die Forderung günstig zu erwerben und gegen die Mitgesellschafter Zahlung des auf sie
  244. entfallenden Haftungsbetrags für die gesamte noch offene Forderung durchzusetzen, nicht in einem milderen Licht erscheinen. Dies gilt erst recht vor dem
  245. Hintergrund, dass der Initiator und nunmehrige Gesellschaftergeschäftsführer
  246. der Klägerin selbst den zur Sanierung der Alt-GbR erforderlichen, auf ihn entfallenden Beitrag in erheblicher Höhe nicht geleistet hatte. Die betroffenen Gesellschafter der Alt-GbR hätten die drohende Zwangsvollstreckung durch die Bank
  247. - ohne Missachtung der berechtigten Interessen ihrer Mitgesellschafter - auch
  248. dadurch abwenden können, dass sie die auf sie entfallenden Haftungsbeträge
  249. zur Sanierung der Alt-GbR dieser selbst oder unmittelbar der Bank zur Verfügung gestellt hätten.
  250. 20
  251. dd) Ohne Erfolg macht die Revision geltend, ein Schadensersatzanspruch des Beklagten wegen Verletzung der gesellschafterlichen Treuepflicht
  252. - 13 -
  253. komme nicht in Betracht, weil sich der Beklagte selbst treuwidrig verhalten habe, indem er den zur Sanierung der Alt-GbR erforderlichen, von der Gesellschafterversammlung beschlossenen Nachschuss nicht geleistet habe. Dies
  254. trifft nicht zu. Der Beklagte war nicht ohne seine Zustimmung zur Zahlung des
  255. geforderten Nachschusses verpflichtet (§ 707 BGB). Durch den Gesellschafterbeschluss konnte ohne seine Zustimmung eine nachträgliche Beitragspflicht zu
  256. seinen Lasten nicht begründet werden. Anders als die Revision meint, hat der
  257. Beklagte einer nachträglichen Beitragserhöhung auch nicht vorab im Gesellschaftsvertrag zugestimmt. Die Regelung in § 2 Abs. 5 des Gesellschaftsvertrags, der die Gesellschafter insbesondere
  258. zu Nachschüssen verpflichtet,
  259. „wenn sich die Herstellungs- und Finanzierungskosten des Bauvorhabens auf
  260. Grund unvorhergesehener Verzögerungen der Baudurchführung und/oder behördlicher und technischer Auflagen und Änderungen über die kalkulierten Beträge hinaus erhöhen und durch eine entsprechende Erhöhung der von der Gesellschaft aufzunehmenden Fremdmittel nicht in wirtschaftlicher Weise gedeckt
  261. werden können“, genügt nicht den Anforderungen, die nach der ständigen
  262. Rechtsprechung des Senats an die wirksame Erteilung einer antizipierten Zustimmung zu einer nachträglichen Beitragserhöhung im Gesellschaftsvertrag zu
  263. stellen sind. Die gesellschaftsvertragliche Bestimmung ist weder eindeutig noch
  264. lässt sie Ausmaß und Umfang einer möglichen zusätzlichen Belastung der Gesellschafter erkennen (BGH, Urteil vom 23. Januar 2006 - II ZR 306/04, ZIP
  265. 2006, 562 Rn.18 f.; Urteil vom 19. März 2007 - II ZR 73/06, ZIP 2007, 812
  266. Rn. 17; Urteil vom 21. Mai 2007 - II ZR 96/06, ZIP 2007, 1458 Rn. 13 ff.; Urteil
  267. vom 9. Februar 2009 - II ZR 231/07, ZIP 2009, 864 Rn. 14 f.).
  268. 21
  269. d) Zu Unrecht meint die Revision, die Annahme eines Schadensersatzanspruchs wegen Verletzung der gesellschafterlichen Treuepflicht scheitere
  270. daran, dass die Auffassung des Berufungsgerichts, die Alt-GbR hätte den von
  271. den
  272. Gesellschaftern
  273. der
  274. Klägerin
  275. ausgehandelten
  276. Ablösebetrag
  277. von
  278. - 14 -
  279. 1.015.000 € aufbringen können, „rein spekulativ“ sei. Die tatrichterliche Würdigung des Berufungsgerichts ist vertretbar und rechtlich möglich. Sie ist einer
  280. weitergehenden Überprüfung durch das Revisionsgericht entzogen. Ungeachtet
  281. dessen kommt es nicht entscheidungserheblich darauf an, ob die Sanierung der
  282. Alt-GbR im Falle der Beteiligung aller Gesellschafter gelungen wäre. Auch
  283. wenn davon auszugehen wäre, dass der reduzierte Abfindungsbetrag nicht aufgebracht worden wäre, kommt ein Schadensersatzanspruch des Beklagten in
  284. Betracht. Die Revision verkennt, dass der Treuepflichtverstoß (auch) darin liegt,
  285. dass nicht allen sanierungswilligen Gesellschaftern der Alt-GbR Gelegenheit
  286. gegeben wurde, sich an der Erhaltung des Gesellschaftsgrundstücks, bei dem
  287. es sich um den einzigen Vermögensgegenstand der Alt-GbR handelte, zu beteiligen. Auch wenn diese vorrangig durch Sanierung der Alt-GbR zu geschehen
  288. hatte, konnte die Rettung des Fondsgrundstücks bei deren Scheitern auch
  289. dadurch erfolgen, dass allen sanierungswilligen Gesellschaftern Gelegenheit
  290. gegeben wurde, sich an der Neu-GbR, zumindest aber an der Aufbringung des
  291. Ablösebetrags gegen Haftungsfreistellung zu beteiligen. Dass der Beklagte den
  292. unter Berücksichtigung des von der Neu-GbR vereinbarten, geringeren Ablösebetrags auf ihn entfallenden Sanierungsbeitrag nicht geleistet und sich einer
  293. Sanierung auf dieser Grundlage verweigert hätte, macht die Revision nicht geltend. Hierfür ist auch nichts ersichtlich.
  294. 22
  295. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht entscheidungserheblich, ob die
  296. Bank auch gegenüber der Alt-GbR zu einem entsprechenden Nachlass bereit
  297. gewesen wäre. Im Übrigen kann die Revision nicht damit gehört werden, das
  298. Berufungsgericht habe sich bei der Feststellung, dass dies der Fall war, über
  299. das gegenteilige, unter Beweis gestellte Vorbringen der Klägerin hinweggesetzt.
  300. Das Berufungsgericht hat mit Tatbestandswirkung (§ 314 ZPO) festgestellt,
  301. dass die Bank bereit gewesen wäre, den Forderungskaufvertrag zu dem ermäßigten Betrag mit der Alt-GbR abzuschließen und dass die Klägerin nichts Ge-
  302. - 15 -
  303. genteiliges vorgetragen habe. Die Klägerin hat nicht mit einem Tatbestandsberichtigungsantrag (§ 320 ZPO) geltend gemacht, dass diese Feststellungen unrichtig sind; sie sind deshalb für das Revisionsgericht bindend und einer Verfahrensrüge nicht zugänglich (BGH, Urteil vom 8. Januar 2007 - II ZR 334/04,
  304. NJW-RR 2007, 1434 Rn. 11; Urteil vom 1. Dezember 2008 - II ZR 102/07,
  305. BGHZ 179, 71 Rn. 16; Urteil vom 16. Dezember 2010 - I ZR 161/08, NJW 2011,
  306. 1513 Rn. 12).
  307. 23
  308. Ungeachtet dessen ist jedoch die Feststellung des Berufungsgerichts,
  309. dass ein entsprechender Vertragsschluss auch zwischen der Bank und der AltGbR möglich gewesen wäre, frei von Rechtsfehlern. Das Berufungsgericht
  310. musste dem als übergangen gerügten Beweisangebot der Klägerin dafür, dass
  311. die Bank gegenüber der Alt-GbR den Ablösebetrag nicht ermäßigt hätte, nicht
  312. nachgehen, weil es erst in einem nach Schluss der mündlichen Verhandlung
  313. eingereichten Schriftsatz enthalten war. Die Revision macht nicht geltend, dass
  314. das Berufungsgericht rechtsfehlerhaft davon abgesehen hat, die mündliche
  315. Verhandlung wieder zu eröffnen (§156 ZPO). Hierfür bestehen auch keine Anhaltspunkte.
  316. 24
  317. 3. Schließlich ist auch die Annahme des Berufungsgerichts, der Beklagte
  318. könne der Klägerin den ihm wegen der Treuepflichtverletzung ihrer Gesellschafter zustehenden Schadensersatzanspruch nach § 242 BGB ausnahmsweise
  319. entgegenhalten, rechtlich nicht zu beanstanden.
  320. 25
  321. a) Die Klägerin ist als Gesellschaft bürgerlichen Rechts zwar keine juristische Person. Als Gesamthand ist sie aber ein eigenes Zuordnungssubjekt,
  322. das rechtsfähig ist und grundsätzlich am Rechtsverkehr teilnehmen kann (BGH,
  323. Urteil vom 29. Januar 2001 - II ZR 331/00, BGHZ 146, 341, 343 ff.). Die Vermögensrechte der Gesellschafter beschränken sich auf ihre gesamthänderische
  324. - 16 -
  325. Beteiligung an der Gesellschaft (MünchKommBGB/Ulmer/Schäfer, 6. Aufl., Vor
  326. § 705 Rn. 11; Soergel/Hadding/Kießling, BGB, 13. Aufl., Vor § 705 Rn. 21).
  327. Handelt es sich bei der Klägerin um ein eigenständiges Zuordnungssubjekt, ist
  328. zwischen ihr und ihren Gesellschaftern zu trennen. Dies hat zur Folge, dass
  329. eine Treuepflichtverletzung der Gesellschafter der Klägerin, die sie sich als Gesellschafter der Alt-GbR gegenüber dem Beklagten als Mitgesellschafter haben
  330. zuschulden kommen lassen, der Klägerin grundsätzlich nicht anzulasten ist.
  331. 26
  332. b) Wie das Berufungsgericht zutreffend gesehen hat, gilt das Trennungsprinzip zwischen einer Gesellschaft als selbständigem Rechtsträger und ihren
  333. Gesellschaftern im Gesellschaftsrecht nicht ausnahmslos. Es ist für die GmbH
  334. allgemein anerkannt, dass in besonders gelagerten Ausnahmefällen ausnahmsweise eine Durchbrechung des zwischen der Gesellschaft und ihren Gesellschaftern geltenden Trennungsprinzips in Betracht kommen kann. Eine Abweichung vom Trennungsprinzip wird unter anderem dann zugelassen, wenn
  335. die Berufung auf die Verschiedenheit von Gesellschaft und Gesellschafter gegen Treu und Glauben verstoßen würde (vgl. BGH, Urteil vom 29. November
  336. 1956
  337. - II ZR 156/55,
  338. BGHZ
  339. 22,
  340. 226,
  341. 230;
  342. Urteil
  343. vom
  344. 4. Mai
  345. 1977
  346. - VIII ZR 298/75, BGHZ 68, 312, 314 f. jeweils zur Einpersonen-GmbH; BSG,
  347. ZIP 1996, 1134, 1135 zur GmbH; Fastrich in Baumbach/Hueck, GmbHG, 20.
  348. Aufl., § 13 Rn. 10). Für die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die anders als die
  349. GmbH kein gegenüber ihren Gesellschaftern völlig verselbständigtes Rechtssubjekt ist, kann nichts anderes gelten. Soweit für die hier gegebene Fallgestaltung von Bedeutung, kann die Durchbrechung des Trennungsprinzips dadurch
  350. geschehen, dass rechtserhebliche Umstände auf Seiten der Gesellschafter der
  351. Gesellschaft zugerechnet werden. Sie ist - anders als bei einer GmbH (vgl.
  352. BGH, Beschluss vom 3. Mai 1999 - II ZR 368/97, DStR 1999, 1822 mit Anm.
  353. von Goette; MünchKommGmbHG/Merkt, § 13 Rn. 361 mwN) - bei einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, für deren Verbindlichkeiten ihre Gesellschafter den
  354. - 17 -
  355. Gesellschaftsgläubigern analog § 128 HGB persönlich haften, auch in der Weise denkbar, dass bei Vorliegen besonderer Umstände ein Dritter dem gegen
  356. ihn erhobenen Anspruch der Gesellschaft seinen - gegen alle Gesellschafter
  357. gerichteten - Schadensersatzanspruch im Wege der Einwendung entgegenhalten kann.
  358. 27
  359. c) Das Berufungsgericht ist in rechtsfehlerfreier tatrichterlicher Würdigung der hier gegebenen Umstände des Falles zu dem Ergebnis gekommen,
  360. dass die Berufung der Klägerin auf ihre Eigenständigkeit gegen Treu und Glauben verstößt und der Beklagte deshalb seinen Schadensersatzanspruch gegen
  361. die Gesellschafter der Klägerin auch ihrem Zahlungsbegehren entgegensetzen
  362. kann. Die hiergegen erhobenen Rügen der Revision greifen nicht durch. Die
  363. Feststellungen des Berufungsgerichts rechtfertigen die Beurteilung, dass es
  364. grob unbillig wäre, den Beklagten ungeachtet des treuwidrigen Verhaltens aller
  365. Gesellschafter der Klägerin zu verpflichten, an diese den gesamten, seiner quotalen Beteiligung an der Alt-GbR entsprechenden Teilbetrag der Darlehensschuld zu zahlen und ihn darauf zu verweisen, seinen Schadensersatzanspruch
  366. im Wege des Regresses gegen seine Mitgesellschafter durchzusetzen. Die Annahme, dass ein solches Ergebnis gegen den Grundsatz von Treu und Glauben
  367. verstößt und untragbar ist, ist hier deshalb gerechtfertigt, weil die Gründung der
  368. Klägerin selbst auf einem grob treupflichtwidrigen Verhalten ihrer Gesellschafter
  369. beruht, die Forderung der Klägerin und der Schadensersatzanspruch gegen
  370. ihre Gesellschafter in einem untrennbarem Zusammenhang stehen und die
  371. Klägerin ausschließlich aus Gesellschaftern besteht, denen ein solcher Verstoß
  372. gegen die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht gegenüber dem Beklagten anzulasten ist. Die gegen diese letzte Feststellung von der Revision erhobene Verfahrensrüge geht fehl. Die Revision übersieht, dass das Berufungsgericht diese
  373. Feststellung mit Tatbestandswirkung (§ 314 ZPO) getroffen hat. Da die Klägerin
  374. ihr nicht mit einem Antrag auf Berichtigung des Tatbestands entgegengetreten
  375. - 18 -
  376. ist, ist sie für das Revisionsverfahren zugrunde zu legen (BGH, Urteil vom
  377. 8. Januar 2007 - II ZR 334/04, NJW-RR 2007, 1434 Rn. 11; Urteil vom
  378. 1. Dezember 2008 - II ZR 102/07, BGHZ 179, 71 Rn. 16; Urteil vom
  379. 16. Dezember 2010 - I ZR 161/08, NJW 2011, 1513 Rn. 12).
  380. 28
  381. 4. Die Auffassung des Berufungsgerichts, der Beklagte sei im Wege des
  382. Schadensersatzes gegenüber der Klägerin nur in dem Umfang für die Darlehensschuld der Gesellschaft zur Zahlung verpflichtet, in dem er ohne den
  383. Pflichtenverstoß ihrer Gesellschafter Zahlung hätte leisten müssen, begegnet
  384. keinen rechtlichen Bedenken. Der Einwand der Revision, das Berufungsgericht
  385. habe verkannt, dass die Gesellschafter der Klägerin nach der Rechtsprechung
  386. des Senats (BGH, Urteil 19. Oktober 2009 - II ZR 240/08, BGHZ 183, 1
  387. - Sanieren oder Ausscheiden) mit dem Beschluss, die Alt-GbR zu sanieren, einen Ausschluss der nicht sanierungswilligen Gesellschafter aus der Gesellschaft hätten herbeiführen können, mit der Folge, dass ein Schadensersatzanspruch des Beklagten nicht nach dem Kaufpreis, sondern nach Maßgabe des
  388. hypothetischen Liquidationsfehlbetrags zu berechnen sei, greift nicht durch. Die
  389. Gesellschafter der Alt-GbR haben einen - dem vom Senat in der genannten
  390. Entscheidung gebilligten Sanierungskonzept entsprechenden - Beschluss zur
  391. Änderung des Gesellschaftsvertrags der Alt-GbR, durch den nachträglich eine
  392. Ausschlussregelung für diejenigen Gesellschafter eingefügt wurde, die ihren
  393. Sanierungsbeitrag in Form der Kapitalerhöhung nicht geleistet hatten, nicht gefasst. Nur sie und nicht die Gesellschafter der Klägerin allein hätten ein solches
  394. Sanierungskonzept beschließen können. Dafür, dass ein solcher Beschluss
  395. wirksam zustande gekommen wäre, bestehen keine hinreichenden Anhaltspunkte. Erst recht ist nichts dafür ersichtlich, dass der Beklagte im Rahmen
  396. eines solchen Sanierungskonzepts seinen Sanierungsbeitrag nicht geleistet
  397. hätte. Ungeachtet dessen ist den Gesellschaftern der Klägerin der von der Revision erhobene Einwand des rechtmäßigen Alternativverhaltens schon deshalb
  398. - 19 -
  399. verwehrt, weil sie, anders als durch die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht geboten und bei der Sanierung, die in der genannten Entscheidung zur Überprüfung des Senats stand, geschehen, ihren Mitgesellschaftern der Alt-GbR keine
  400. Gelegenheit gegeben haben, an dem von ihnen verfolgten Sanierungskonzept
  401. teilzunehmen, nachdem sie eine weitere Ermäßigung des Kaufpreises für die
  402. Darlehensforderung erreicht hatten.
  403. Bergmann
  404. Strohn
  405. Drescher
  406. Reichart
  407. Born
  408. Vorinstanzen:
  409. LG München I, Entscheidung vom 19.04.2011 - 12 O 13215/09 OLG München, Entscheidung vom 17.04.2012 - 5 U 2168/11 -